Südamerika

04.10. bis 13.10.2007

Vom Campingplatz in Rio nehmen wir Abschied, ebenfalls von Luiz und Luiza.

Wir fahren direkt an der Küste die Praia do Grumari entlang, dann über Guaratiba und Santa Cruz auf die BR101. Es ist sehr viel LkW-Verkehr, die Strecke kann man nicht als schön bezeichnen. Erst bei Marangatiba sehen wir wieder den Atlantik mit vielen vorgelagerten Inseln. Man könnte meinen, am Mittelmeer entlang zu fahren, natürlich, wo es nicht bebaut ist. Draussen liegen viele Öltanker, Petrobras hat hier eine große Pumpstation. Der Verkehr nimmt zu, wir fahren in Kolonne und fahren an der Stadt Marangatiba vorbei. Keine Lust auf Stadt!

Aber in den kleinen Ort Tarituba an der Küste biegen wir ab. Es ist ein kleines Dorf in einer wunderschönen Bucht, ausser uns ist nur ein europäischer Segler hier, der sein Boot für die Weiterfahrt wieder in Schwung bringt. Er liegt hier am Strand in dem Fischerörtchen wohl goldrichtig. Draussen liegen die Boote an Bojen festgemacht, Kanus sind den Strand hochgezogen, in der Restaurant-Bar dudelt brasilianische Musik. Es ist Siestazeit, man könnte noch so schön bleiben. Aber, wie gesagt, Blumenau macht (hausgemachten) Stress.

Wir ziehen weiter und sind nachmittags in Parati.
Parati ist die Stadt mit den Bilderbuch- und Postkartenansichten, in einer herrlichen Bucht gelegen.
Die Altstadt ist sehr schön, renoviert und hat viele malerische Ecken. Die Altstadt von Parati und der lange Steg mit den Booten ist eine Touristenhochburg. Hier wird richtig Geld gemacht. In dem neueren Teil der Stadt, natürlich nicht mehr so schön hergerichtet, wird gelebt.
Gott sei Dank haben wir Anfang Oktober und heute ist Donnerstag.

Da ist die Stadt noch leer und sehr ruhig. Die Ausflugsboote liegen bis zur Saison oder wenigstens bis zum nächsten Sonntag am Steg. Nichts rührt sich.
Aber wir sehen schon, dass das Gerüst auf dem großen Platz vor der Kirche Igreja Matriz fast fertig ist, dicke Stromkabel werden gerade verlegt und die ersten großen Boxen angeschlossen. Freitag und Samstag ist hier eine größere Veranstaltung, die solcherart meistens die Nacht durch geht.
Das bedeutet für uns „Flucht antreten“. Der Platz vom Camping Club do Brasil ist schliesslich nahe und fast gegenüber. Es reicht, wenn die Strandbar, und heute nur eine von vielen nebeneinander, bis 24 Uhr Musik für die ganze Stadt macht. Wie mag das hier erst in der Hochsaison sein???
Das Wochenende wollen wir ein bischen ruhig haben.
So fahren wir weiter, die Traumküste entlang mit vielen kleinen und großen vorgelagerten Inseln, einer üppigen Vegetation und Stränden, Stränden,…. Zu vielen ist die Zufahrt schon gesperrt: Es ist Privatgelände oder die Strände gehören zu Ferien-Condominos der Gutbetuchten aus Sao Paulo. Manche sind kleinen Hotels angeschlossen. Ubatuba in der Nähe hat einen Flugplatz, da ist man schnell in seinem „Ferien-und Wochenendhäuschen“ von Sao Paulo aus.
Aber es gibt auch sehr viele Petrobras-Tankstationen und da ist dann das Wasser zum Baden auch nicht mehr so gut. Überall sieht man nämlich Swimmingpools, teilweise direkt am Strand-die Idylle täuscht auch hier gewaltig.

Bei Ubatuba finden wir den CCB und bleiben dort bis zum Sonntag. Der Strand ist sehr schön, der Platz praktisch leer, mittags gibt es am Wochenende Essen vom Buffet. Sehr schön alles.
An der Insel Ilha Sao Sebastiao fahren wir vorbei.
Am Sonntag wollen wir uns durch Santos an Sao Paulo vorbei schlängeln.
Bei Bertioga soll es auch einen CCB geben mit Verkehrsanschluss an den über 20 Mil.-Moloch Sao Paulo. Wenn wir ihn nicht auf Anhieb finden, fahren wir weiter. Wir sind bischen im Stress-das Oktoberfest ruft und die Entfernungen sind nicht gerade kurz:
Von Rio bis Blumenau sind es wieder mit Umwegen ca.1.400 km- spätestens am 15.10. wollen wir dort sein. Zu sehen gibt es für uns auch noch eine Menge!
Nun, wir finden den Platz in Bertioga nicht und fahren weiter. Durch richtig schöne, tropische Landschaft und an Stränden vorbei kommen wir nach Guaruja. Gott sei Dank ist wenig Verkehr und nach paarmal Fragen, finden wir die Fähre nach Santos. Hier heisst Fähre „Balsa“, gesprochen „Bausa“, wobei das „au“ leicht nasal gesprochen wird wie in „Miau“. Klar, oder?

Auf der Santos-Seite fahren wir die Küste entlang weiter:
Jubel, Trubel, Heiterkeit herrscht an diesem schönen Sonntag an den Stränden und auf der Küstenstrasse. Die Leute sind unterwegs mit Inlinern, mit Mountainbikes an denen Surfbretter transportiert werden oder mit…
Von den Hochhäusern springen Paraglider herab und schweben über uns und den anderen tausenden Ausflüglern Richtung Strand. Manchmal könnte man denken, sie wollen auf dem nächsten Balkon landen, so dicht schlittern sie die Hausfront entlang.
So geht es ‚zig Kilometer. Bis wir über die alte Eisenbrücke bei Sao Vicente fahren, dann geht es weiter auf der Autopista. Wir finden in keinem Führer eine Beschreibung dieses Küstenabschnitts.

Das Wetter wird trübe, es stürmt wie verrückt!
Wir fahren noch weiter bis zum nächstbesten Camping in Itanhaém und können uns dort unter dichtstehenden Bäumen verkriechen. Nachts trommeln die herabfallenden Zapfen und Ästchen auf unser Dach. Der Platz ist nur offen, weil die Leute gleichzeitig hier wohnen. Sonst ist hier und an dem langen Strand kein Mensch zu sehen. Spät abends kommen noch ein paar Brasilianer mit ihrem WoMo.
Am nächsten Tag geht es am Küstengebirge entlang weiter, leider sehen wir fast nichts davon. Das Wetter ist einfach schlecht! Weiter über Pedro de Toledo auf die Autopista BR 116.

Die Landschaft soll hier sehr schön sein! Wir können es nur erahnen denn bald fängt es an zu nieseln, zu regnen, dann schüttet es wie aus Kannen! Schade. Nahe Curitiba wird das Wetter besser, d.h. es regnet nicht mehr.
Und irgendwann finden wir auch den CCB:
ca. bei km 13, auf einer Kuppe, liegt direkt an einer Tankstelle das Parkhotel. Zwischen Parkhotel und einem Sägewerk geht eine Erdstraße ‚rein, die Rua de Camping. Und tatsächlich ist weiter hinten auf der rechten Seite der Campingplatz. Die Leute wohnen dort, somit ist er offen.
Mit dem Bus, Haltestelle an der Tankstelle, fahren wir nach Curitiba bis zum Busbahnhof. Die Stadt soll angeblich total sauber, schön,usw. sein. Nun, eigentlich ist sie heutzutage nicht viel anders wie andere Städte im Süden Brasiliens. Hat ein kleines Altstadtviertel mit der Kirche Sao Francisco und davor liegt in dem kleinen Park die berühmte Blumenuhr. Die Uhr geht nicht mehr und die Blumen sind ziemlich verwildert und vertrocknet. Allerdings haben wir auch gerade erst Frühling, vielleicht wird’s ja noch. Die Fussgängerzone 15 de Novembro ist sehr nett, auch die umliegenden kleinen Strassen.
Die Praca G.Osorio mit den vielen Buden, wo man Kunsthandwerk kaufen kann und Essen und Trinken, das man gleich auf den Parkbänken geniesst, hat uns auch gut gefallen. Wir haben sogar schönes Wetter bekommen! Die Sonne scheint endlich wieder.
Das Wetter bleibt gut, also fahren wir los.

Ein Stück zurück und wir kommen an den Anfang der Estrada da Graciosa, die von ca.900m Höhe in steilen Serpentinen durch die Reste des üppigen Bergurwaldes der Sierra do Mar ‚runter nach Morretes ans Meer geht.
Durch das Steintor hindurch und man steckt gleich in dem üppigen Grün der regelrecht wuchernden Flora. Wir haben Frühling, in dieser Zeit blühen wenige Pflanzen. Die „Fleissigen Lieschen“ aber leuchten in den schönsten Farben. Lianen hängen von den Bäumen herab, kleine Wasserfälle kommen bis an den Strassenrand. Riesige Gummibäume, verschiedene Palmenarten, Philodendren und Farne kämpfen um ihre Plätze am Licht.
Auf den Bäumen wachsen Bromelien, ebenfalls Farne und Orchideen und viele andere Pflanzen, die wir nicht kennen oder erkennen, weil sie leider nicht blühen.
Zu Hause hat man sie in Blumentöpfe verdammt. Nein, es sind keine „sehr empfindlichen“ Pflanzen, wie es immer so schön heisst. Sie stehen nur in der Wohnung, im „Blumengefängnis“ und verkümmern ganz einfach. Was ist das hier für ein herrlicher Anblick!
Zwischendurch, wo Häuschen stehen, wachsen die Bananstauden mit Zuckerrohr um die Wette.
In Sao Joao da Graciosa gibt es dann auch den guten örtlichen Cachaca zu kaufen. Er ist nicht weiss sondern eher goldfarbig und schmeckt sehr mild.
Durch Morretes hindurch kommen wir nach Antonina.

Einem kleinen netten Kolonialstädtchen. Es ist nicht so touristisch aufgepeppelt, keine Geschäfte mit „indischen“ Tüchern und „mexikanischem Schmuck“! Hier gibt es Läden für das tägliche Leben! Den Häusern sieht man ihr Alter an, auch wenn sie oft farbenfroh angepinselt wurden. Der Blick über die Lagune ist bei klarem Wetter sehr, sehr schön und lädt zum Verweilen ein.

An der Küste, in Praia do Leste gehen wir auf den Campingplatz an der PR 412, dort wo die Strasse am Ort eine lange Kurve macht. Der Platz ist natürlich nicht schön am Strand gelegen. Aber es gibt am Strand zu dieser Zeit nirgends eine Gelegenheit zum Duschen, Wäsche waschen usw., der CCB scheint für alle Zeiten zu zu sein. Hier ist es recht gemütlich. Es gibt gute Lebensmittelgeschäfte und ein Internet im Ort. Der Strand ist leer. Die „Frau Camping“ wäscht unsere Wäsche, leider hat sie keinen Trockner. Bei dem Wetter nehmen wir unsere Wäsche nach ein paar Tagen immer noch ziemlich feucht mit.
Von Matinhos fahren wir mit der Fähre weiter nach Guaratuba.
In der Baia de Guaratuba fahren die Leute mit ihren Motorbooten umher, fahren Wasserski, am Strand liegen Fischerboote und vor der Atlantikküste sieht man die Brandung. Natürlich sind auch hier nur Traumstrände zu sehen! Man kann nicht jeden besuchen.
Über Garuva und Joinville geht es weiter. Das Wetter ist schon wieder schlecht. In Joinville ist nichts los. Es gefällt uns irgendwie nicht, ausserdem ist es kühl und nieselig. Bei dem Wetter fahren wir auch an Sao Francisco do Sul vorbei. Vielleicht kommen wir nach Paraguay, wenn wir wieder in dieser Gegend sind, noch einmal hierher. Gegend Abend erreichen wir den CCB Camping in Navegantes. Hängen gleich die immer noch nasse Wäsche vom letzten Camping zum Trocknen auf. Dort hatte es ziemliche Luftfeuchtigkeit und ausserdem zwischendurch Regen.

Obwohl heute der 12.10. und damit Feiertag ist, Maria Erscheinung oder auch „Kindertag“, ist der Platz total ruhig. Nur ein paar Kinder von brasilianischen WoMo’s schiessen zu Ehren ihres Tages ein paar Böller in die Luft.
Kaum sind wir vom Strand zurück muss die Wäsche schon wieder abgenommen werden. Es giesst. Mit der Wäsche ist es z.Zt. ein Drama.
Am nächsten Tag kommt die Sonne wieder vor und wir machen uns auf den Weg. Die Wäsche geht nass mit. An Reisfeldern bei Gaspar vorbei, kein Wunder, dass der hier bei soviel Regen gut wächst, kommen wir nach Blumenau!
Im Internet hatten wir uns den genauen Stadtplan herunter geladen und so finden wir auch gleich auf Anhieb die Strasse, in der Gerd’s Familie und natürlich er die nächsten 14 Tage wohnt.

Wir haben Glück und finden mit unserem Auto auch noch auf dem hauseigenen Parkplatz ein Unterkommen. Hier werden wir herzlich aufgenommen, fühlen uns unheimlich wohl und verbringen eine herrliche unvergessliche Zeit.