Südamerika

11.06. bis 24.06.2007

Nachdem wir im großen Supermercado von Copiapo eingekauft haben, möchten wir einen schönen Platz am Meer, wenn möglich mit warmer Dusche.
Aber das gibt es hier nicht und wenn, dann nur für einen „Familienpreis“, d.h. für 9-10.000 Ch$. Da könnten wir noch etliche Zigeuner mit uns wohnen lassen. Also weiter, es wird schon langsam dunkel. Im National Park Pan de Azucar, gleich am Eingang, finden wir einen herrlichen Platz bei den Füchsen und Vögeln am Strand. Gegen einen kleinen Freundschaftspreis stehen wir wunderbar. Aber nicht für längere Zeit, es ist eben absolut keine Saison und alles ist noch „eingemottet“.

Am nächsten Morgen fahren wir durch den National Park weiter. Leider ist es sehr diesig, der Weg zum Mirador geschlossen, andere Abzweige an den Strand sind Baustellen und auch nicht befahrbar. Schade. Deswegen haben wir wohl auch keinen Eintritt zahlen müssen. Auf der Ruta 5 geht es dann weiter gen Norden durch die Atacama Wüste nach Antofagasta. An vielen kleinen Kreuzen, Dankes-und Erinnerungsaltären vorbei sehen wir von Weitem die Abraum Halden alter Salpeter-Minen, die unter deutscher und chilenischer Führung ausgebeutet wurden. Die Gegend ist im wahrsten Sinne des Wortes „gottverlassen“. Wüste, Wind, Sand, Hitze, zusammengestürzte ehemalige Häuser, der Friedhof mit umgestürzten Kreuzen, kaputten Gräbern, z.T. schon eingeweht vom Sand, die letzten aus dem Ende der 50er Jahre. Die Friedhöfe in Deutschland sind dagegen lebendig, hier ist alles richtig spürbar tot. In den Minen konnte man unter den damaligen Lebensbedingungen nicht alt werden.

Wir ziehen weiter und beim Blick in die Landschaft bekommen wir Durst. Nicht einmal eine Fliege ist zu sehen, keine Spur von Tieren wie in der Sahara. Nur Steine und Sand. Nicht umsonst heißt die Gegend hier „ Salar Mar Muerto“.
In der Ferne sehen wir LkW’s stehen, sie sind nicht so richtig einzuschätzen: Stehen sie, fahren sie? Sie sehen auch irgendwie anders aus als normal. Wir kommen langsam näher und wissen nun auch warum. Es sind drei Kipper aus den Minen. In der Wüste sind große Gold-und Kupferminen, in denen die Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Ein Reifen hat einen Durchmesser von 3,5-4m, Uwe schaut davor aus wie ein Liliputaner.

Auf einmal sehen wir eine kleine Piste nach links weg gehen mit dem Schild „Mano del Desierto“, die Wüste hat uns schon eingeschläfert, beinahe fahren wir vorbei. Die aus vielen Büchern bekannte Hand in der Wüste-nun haben wir sie doch nicht verpasst. Sie ist frisch renoviert und schaut sehr schön aus, hat auch keinen unangenehmen Geruch mehr-Ihr wisst, was wir meinen.

Bald kommen wir in die Gegend von Antofagasta, nach La Negra. Angekündigt vom unbeschreiblichen Dreck in der Luft, von Fabriken, die den Schmutz in den Himmel schleudern. Wenn man das sieht, erfasst einen das „kalte Grausen“. Unbeschreiblich dazu der Sand, der von den Fahrzeugen und dem Wind aufgewirbelt wird. Wir fahren durch, ‚runter an die Küste und dort ist Gott sei Dank die Luft gut und gen Süden bei Ensueno finden wir sogar einen netten Campingplatz am Meer, der jetzt im Winter noch offen ist. Zwei Landys stehen da, einer aus FFB, Klaus, der inzwischen in Argentinien wohnt und Frank und Andrea aus FL.

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus vor der Haustür nach Antofagasta. Eine Stadt, in der es alles gibt fürs Leben, ein paar netten alten Häusern am Hafen, wo man von Robben mit ihren großen, schwarzen Kulleraugen begrüßt wird.
Wir kommen zum Auto zurück und hören schon von weitem sehr laute Musik, das wird wieder eine schlaflose Nacht, denken wir. Aber! Es wird sogar recht nett. Angestellte der Minengesellschaft CODELCO Norte machen hierher ihren jährlichen Betriebsausflug, verbunden mit Preissingen, Essen und Trinken am Strand. Wir Touries sind alle herzlich
eingeladen und bekommen zum Schluss noch, mit einem bischen Nachhelfen, zwei Codelco-Caps geschenkt.Weil fast alle Englisch sprechen konnten, war es natürlich für uns noch schöner.

Bald sind wir wieder unterwegs. Zunächst fahren wir zum Wahrzeichen von Antofagasta, zur „La Portada“, einem Felsentor an der Pazifikküste. Aber das Wetter ist, wie so oft an dieser Küste, sehr unsichtig.
Wir beide fahren nun nach „Oben“,d.h. gen Norden; unser Ziel ist San Pedro de Atacama.
Über den Wendekreis des Steinbocks hinweg geht es weiter durch die Atacama-Wüste. Unterwegs treffen wir die Eisenbahn aus Bolivien, der Lokführer winkt uns zu und lässt sein Signal lauthals ertönen. Durch endlose Wüste kommen wir nach Calama. In der Tourist-Information erfahren wir, dass man sich zur Besichtigung der Mine Chuquicamata anmelden muss. Dass wird auch gleich erledigt und auf dem Campingplatz vom Sportgelände „Extraction“ , an der Straße Richtung San Pedro d. A., bleiben wir über Nacht. Er ist preisgünstig, freundlich und sogar mit Strom und warmem Wasser ausgerüstet. Wir sind die einzigen Touristen hier. Am nächsten Tag gehen wir in dem riesengroßen Lider einkaufen und es geht weiter nach San Pedro. Für Chuquicamata haben wir uns erst für nächste Woche angemeldet. Bald kommen wir zum Valle de la Luna, es ist ganz nett, aber 4000 CH$ für zwei Personen ist es eigentlich nicht wert. Wir haben da schon schönere Landschaften dieser Art gesehen, z.B. das Valle de la Luna oder Talampaya in Argentinien. Von der geologischen Seite betrachtet ist es sicher sehr interessant. Es war früher ein großer Seeboden und wenn man sucht, kann man Muschelabdrücke, Versteinerungen usw. finden. Wir fahren durch das Valle de la Luna hindurch, machen dort Mittag und kommen am Nachmittag nach San Pedro de Atacama.

Die Campingplätze sind geschlossen; wir wissen nicht, ob es an der Tageszeit liegt oder daran, dass nur ganz wenige Touristen im „Dorf“ sind. Wir haben Mitte Juni, das ist hier schon Winter. Im Hostal „Puritama“ können wir gut im Hof stehen und wenn die Chefin nicht da ist, bekommt man die Wäsche auch in der Waschmaschine gewaschen. Es ist ein netter Platz, fast im Zentrum und mit 5.000 CH$ auch ganz günstig. Drei Tage bleiben wi. San Pedro ist ein recht hübscher Ort mit wenig Trubel zu dieser Zeit.

Am vierten Tag fahren wir morgens um 6.00 Uhr los, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Wir wollen zu den Geysieren nach „El Tatio“ in gut 4.300m Höhe. Viele Vicunas beim äsen, Wasservögel auf den noch zugefrorenen Wassertümpeln und Vizcachas, das ist eine Art Murmeltier, können wir unterwegs sehen. Sie sind alle am frühen Morgen noch nicht auf die Touristen eingestellt, putzen sich oder sonnen sich in den ersten Sonnenstrahlen. Dann kommen wir nach „El Tatio“. Von weitem schon sehen wir den Wasserdampf aufsteigen, was recht attraktiv wirkt aber eben nur bei sehr niedrigen Temperaturen und bis max. 9°°Uhr funktioniert. Aber Geysiere? Wer die sehen will, sollte nach Island oder in die USA gehen. Das hier sind nur kleine Fumarolen, ein paar „Kochtöpfe“ die nach Schwefel riechen, als ob man Eier kocht und etliche Löcher in der Erde in wunderschönen Farben, die durch die ausgewaschenen Mineralien entstehen. Man muss beim Umherlaufen schon sehr aufpassen, dass man nicht in heißes Wasser tritt oder gar durch die dünne Erdkruste bricht. An manchen Stellen zischt der Wasserdampf einen guten Meter in die Höhe. Es ist nicht spektakulär aber uns hat es sehr gut gefallen, die Landschaft ist sehr schön, die Piste dorthin sehr gut und wir waren ganz allein. Durch die Questa de Chiza und an Caspana vorbei, ein sehr nettes Adobe-Dorf, fahren wir ‚runter nach Calama.

Morgen müssen wir in Chuquicamata sein, wir sind zur Führung durch die größte und tiefste Kupfermine der Welt, die im Tagebau betrieben wird, angemeldet. Über Nacht bleiben wir wieder auf dem Campingplatz in Calama, dann fahren wir zur fast nicht mehr bewohnten Minenstadt, eine Geisterstadt. In der ehemaligen Bibliothek an der zentralen Plaza geht es mit der Theorie los: Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers, Verkauf und Transport der fertigen Kupferplatten, ein paar Daten, dann geht es zur Besichtigung weiter per Bus durch die Stadt zum großen Loch von fast 1000m Tiefe. Das ist schon beeindruckend, wenn man so tief schaut, und die riesigen Minenfahrzeuge wie Ameisen aussehen. Nach der Besichtigung, alles für eine freiwillige Spende, fahren wir zurück nach San Pedro und erleben noch vom Valle da la Luna aus einen traumhaften Sonnenuntergang in Gelb, Rot und Lila über dem Vulkan Licancabur und dem Salar, den wir dann morgen besuchen wollen.

Leider haben wir heute so viele Wolken am Himmel, dass die Berge ganz düster und manche fast gar nicht zu sehen sind, der Salar ist total braun und schaut schmutzig aus und nur ganz wenige Flamingos stehen in der Laguna Chuxa. Wir machen einen kleinen Spaziergang auf vorgegebener Route und fahren dann über Toconao zurück nach San Pedro.
Morgen soll es zum Paso de Jama und dann weiter nach Salta gehen. Wir verschieben die Fahrt aber um einen Tag denn die Wolken hängen sehr tief und am Pass hat es geschneit. Aber wie so oft klappt das natürlich mit dem „Frühlosfahren“ nicht, denn: am Ortsausgang sehen wir zwei große Trucks aus der Schweiz stehen. Wir halten nochmals an, fragen nach dem Woher und Wohin. Der eine ist „Robusto“ von Edy&Brigitte und der andere ist von Bruno &Renate. Nach dem obligatorischen Ratsch mit Tipps und Informationen geht es endlich los: Das breite Asphaltband führt uns am V.Licancabur vorbei. iele LkW’s aus Paraguay quälen sich hoch und ‚runter. Es ist stürmisch, eisig kalt, bewölkt, aber die Berge sind frei. Bei der Abzweigung der Piste nach Bolivien sehen wir weit unter uns die Laguna Verde liegen. Am Salar Aguas Calientes, den Moais de Tara vorbei kommen wir endlich zum Paso de Jama in 4.200m. Es ist sehr kalt, auf der ganzen Strecke über 4.000m lag Schnee am Straßenrand. Die Grenzer sind sehr nett, wir kommen schnell durch. Ein Grenzer begutachtet noch unser Auto, innen sehr intensiv, bis er dann doch fragt, ob er uns nicht unseren Karabiner ABKAUFEN kann. Natürlich konnte er! Jetzt fahren wir nur noch bergab. Wir nehmen dann die Ruta 70 über den Salar de Cauchari. Langsam geht die Sonne unter. Die Piste ist sehr gut zu befahren, bei Nässe bzw. Regen aber sicherlich schwer, wenn nicht unmöglich. Mit dem letzten Licht kommen wir nach Olacapato. Gegen eine Büchse Sardinen und eine Knolle Knoblauch stehen wir hinter dem Polizeihäuschen sehr geschützt gegen den starken Wind und können gut schlafen. Ein gegenseitiges „Hasta Luego“! und wir fahren am nächsten Morgen weiter, auch in der Hoffnung, dass es etwas wärmer wird.

Durch herrliche Landschaft, ‚rauf und ‚runter auf guter nicht enden wollender Piste führt der Weg über das Gebirge mit wunderschönen Ausblicken. Bei wenig Verkehr kommen wir zu dem bekannten und in jedem Argentinien-Prospekt abgebildeten Viadukt des Tren de las Nubes, dem Viaducto lo Polvorilla, etwas abseits der Straße. Damals eine Meisterleistung und heute schön zum Anschauen und Fotografieren.

In San Antonio de los Cobres will ich noch schnell Brot einkaufen, ein verschlafenes Nest! Zurück am Auto, haben die Kinder ein leises Zischen gehört und zeigen Uwe unseren langsam „in die Knie“ gehenden Hinterreifen. Schnell, gleich um die Ecke, zur nächsten Gomeria. Aber heute ist Sonntag, da heißt es „selbst ist der Mann“. Der Reifen ist bald gewechselt, die Lust auf Mittagessen ist vergangen, so geht es weiter. Aber ohne Ersatzreifen ist die Ruta 40 nach La Poma gestrichen. Wir fahren den „Normalweg“ durch die wunderschöne, wenn auch sehr enge Questa del Toro, hier ist ‚mal wieder zwischendurch Piste. Das ganze Tal entlang ziehen sich die Schienen des Tren de las Nubes. Es muss eine super Bahnfahrt gewesen sein, leider fährt der Zug nicht mehr und wenn man die Schienen sieht, dann weiß man, dass er nie mehr fahren wird.

Am späten Nachmittag endlich kommen wir nach Salta. Wir finden den Camping Municipal beim Balneario in der Av. Libanon. Ein schöner Platz mit Strom und heißen Duschen, dem Bus vor der Tür. Hier werden wir eine Weile bleiben.