Südamerika

12.01. bis 07.02.2007

Bei schönstem Wetter geht es weiter: erst über die Autopista bis La Union, dann über Piste durch große Wälder bis fast nach Valdivia.
Wer weiß, wie lange sie noch stehen dürfen, denn schwere Maschinen pflügen sich durch den Wald, ständig werden wir von den großen mit Baumstämmen voll geladenen LkW’s regelrecht eingenebelt.
Der Campingplatz der Stadt Valdivia nahe der Universität ist eine einzige Katastrophe, so fahren wir weiter Richtung Niebla und tatsächlich finden wir einen wunderschönen Platz über der Pazifikbucht: La Herradura, in deutscher Hand.
Und vor der Tür ist die Bushaltestelle. Idealer geht es nicht, hat aber mit 6500$ auch seinen Preis, das sind fast 10€! Valdivia hat am Wasser einen netten Markt mit viel Fisch und Obst und Gemüse im Angebot. Wir haben so etwas lange nicht gesehen und das bei 25°C! Auch die Fahrt zum Fort von Niebla mit dem wunderschönen Blick auf den Ozean haben wir genossen.
Aber natürlich die Vulkane locken uns und deshalb geht es schon nach zwei Tagen weiter nach Villarica.
Hier tobt der Bär! Nur im Schritttempo kommen wir durch. Gleich weiter, das ist nichts für uns! Wir kommen bald nach Pucon am Fuß des Vulkans Villarica mit seiner ewigen Rauchfahne. Schaut schon toll aus aber nicht wirklich Vertrauen erweckend. Die Stadt macht einen netten Eindruck, hat nicht ganz so viel Wirbel und einen kleinen Campingplatz:
5 Min. zum See und 5 Min. in das Zentrum. Mehrere Wohnmobile, die unterwegs sind mit Peristroika-Reisen, trudeln auf dem Platz ein. Wie so oft gibt es praktisch keinen Kontakt. Schade! Sie sind nur mit sich und ihrer Gruppe beschäftigt und haben nie Zeit, sind immer am Hetzen. Das haben wir schon öfter so erlebt.
Pucon besteht aus nur ein paar Straßen, dem kleinen Hafen und vielen Ferienhäusern und natürlich einer herrlichen Umgebung: auf der einen Seite der ewig rauchende Vulkan, auf der anderen Seite der Blick über den großen Lago und drüben Gebirge und Wiesen wie im Allgäu.

Die Uferstraße am Lago Villarica entlang fahren wir wieder zurück. Einen Tag direkt am See stehen ist unverschämt teuer: Die Preise liegen zwischen umgerechnet 40-50 US$, wobei sie Peso als Zahlungsmittel schon gar nicht mehr akzeptieren, nur US$ oder €. Dafür sind die Plätze aber auch leer. Umsonst kommt man hier nirgendwo an das Wasser.
Von Villarica fahren wir wieder weiter. Auf der Piste geht es westlich um den See herum nach Los Laureles. Kleine Dörfer und Weiler, manchmal nur Bauernhöfe liegen am Weg. Im Wald wird viel Holz gemacht macht, in dieser Gegend aber mit Ochsengespannen. Hier lebt die ärmere, indianische Bevölkerung. So kommen wir nach Cunco, dann kommt ein Stück Asphaltstraße bis Mulipenco. Hier grüßt schon der Vulkan Llaima herunter zur Straße. Mit dem Mittagmachen haben wir heute auch so unseren Stress: Entweder stehen wir an der Straße und essen nur Sand oder abseits nerven die fürchterlichen Fliegen. Also fahren wir weiter hoch in Richtung Pass und da endlich schmeckt uns dann das Mittagessen. Durch schöne Araukarienwälder kommen wir zum Lago Icalma und sind bald darauf in Icalma, der chilenischen Grenzstation.

Deutsch sprechende Argentinier in El Bolson hatten uns die anschließende Strecke zur Skistation am Vulkan
Batea Mahuida sehr empfohlen. Also fahren wir hoch und richtig! Der Blick ist überwältigend! Unten leuchtet der grüne Kratersee, ganz unten im Tal liegt in herrlichem Blau der Lago Aluminè und in der Ferne sehen wir bei diesem „Kaiserwetter“ die Vulkane: Lanin, Villarica, Llaima, Lonquimay und die Sierra Nevada! Von den vielen kleineren Vulkanen, deren Namen wir nicht kennen, ganz zu schweigen! Man möchte gar nicht mehr hinunter ins Tal.
Bei „Don Cirilo“, auf einem riesigen Platz, bleiben wir direkt am Lago Aluminè für 14$ p.Tag und es ist ruhig, denn nur Familien sind hier. Die sanitären Anlagen? Argentinisch!
Dann fahren wir direkt an der chilenischen Grenze entlang über das Gebirge zum Paso de Pino Hachado. Die Landschaft ist sehr schön: Hochalmen, Araukarienwälder und weite Sicht ins Land bieten sich uns hier.
Über Las Lajas geht es und dann weiter nach Chos Malal. Tanken ist sehr teuer, kein „Argentinien price!“.
Wir kommen durch Wüstenlandschaft, die Straße geht hoch bis auf 2000m, durch alte Lavaflüsse hindurch, die uns an die immer währenden unterirdischen Aktivitäten erinnern. Nicht nur in der Erde, auch draußen ist es sehr heiß.
Wir messen 38°C. Ab Barrancas, wo eigentlich die Piste losgehen soll, finden wir eine nagelneue, schöne Asphaltstraße vor und das lässt hoffen! Aber ab El Zampal ist der Traum vorbei, die Straße ist regelrecht weg gefressen, was andeutungsweise ja auch auf der Karte eingetragen ist. Aber dass es so schlimm wird, das haben wir nicht gedacht, dann lieber gleich eine ordentliche Piste. Die Landschaft entschädigt wieder für vieles, im Tal des Rio Grande geht es wunderschön weiter bis nach Malargüe.
Hier treffen wir auf dem Campingplatz Peter aus München, den Motor-Radfahrer. Abends kommen noch viele junge Leute und das heißt „Krach“ bzw. „mucho musica“. Und natürlich, bis nachts um 3.30°° Uhr wird Musik gemacht mit Gitarre, Trommel, Radio und viel Lebensfreude. Na, dann „Gute Nacht“.

Wir wollen bald weiter nach Las Lenas und ins Valle Hermoso.
Dorthin geht nur noch ab Las Lenas eine wundervolle Piste, z.T. etwas rauh über kleine Pässe, durch Täler, durch Wasserläufe, mit herrlichen Ausblicken auf das Gebirge. Am Mirador öffnet sich ein traumhafter Blick ins Valle Hermoso. Es heißt nicht umsonst so und macht seinem Namen alle Ehre! Eine kleine und eine größere Lagune leuchten herauf, durch den Talboden fließen die Flüsse Cobre und Tordillo. Hier ist ein El Dorado für Angler und es gibt genug Argentinier, die hier ihren Urlaub verbringen, versteckt irgend wo im Talboden nahe einem Wasserlauf. Im Hochtal sind viele Ziegenherden, Pferde, Esel und Schafe auf der Sommerweide. An der Lagune bleiben wir neben anderen Argentinien über Nacht stehen.
Am Abend werden die Berge traumhaft schön, schon fast kitschig, von der untergehenden Sonne beleuchtet. Leider erfahren wir nie, wie sie heißen. Sie müssten doch klangvolle Namen haben? Ab und an muss man mal „vor’s Häuschen“ und siehe da: Was ist das denn da am Abendhimmel? Ein Flugzeug? Wieder eine explodierende Rakete? Nein, ein Komet am Himmel!!! Wir hatten ja gar keine Ahnung von seiner Existenz! Vor lauter Schauen, „Nichts-verpassen-wollen“ und Begeisterung vergessen wir ganz und gar, ihn zu fotografieren, merken auch keine Kälte mehr. (Jetzt wissen wir inzwischen, dass es Mc. Naught war!). In der Dunkelheit genießen wir wieder einen herrlichen Sternenhimmel. Unser Komet ist weg, dafür erleben wir aber in östlicher Richtung ein wahnsinniges Wetterleuchten! Das müssen heftigste und lang andauernde Gewitter sein, Urgewalten, Blitze wie im Kino!
Morgen wollen wir weiter nach San Rafael. Anfangs geht es durch die Pampa auf schnurgerader Straße, dann kommen wir durch den Felsdurchbruch der Cuesta de los Terneros. steil und kurvig geht die Straße hinab in die Ebene von
San Rafael, die sich vor uns ausbreitet. Aber wie schaut es dort aus!! Die Straßen sind z.T. weggerissen, die Obst-und Weinplantagen verwüstet, die schönen großen Pappeln haben keine Blätter mehr. Die Einwohner sind dabei, mit großen Baumaschinen die Straßen von Schwemmsand, Steinen, Ästen und Bergen von Blättern zu räumen. Die junge Frau von der Touristeninformation sagt, „Es war ein Desaster!“ Da hatten wir wahrlich viel, viel Glück, dass wir in unserem Tal nichts abbekommen hatten. Wann und wie wären wir überhaupt da ‚raus gekommen?

Anschließend fahren wir nach El Manzano ins Tal des Arroyo Grande, ein geschichtsträchtiger Ort für Argentinien! Hier steht ein Monument für General San Martin, der hier 1817 los zog die Anden zu überqueren um Chile von den Spaniern zu befreien. Was ihm auch gelang, aber nie zu seinen Lebzeiten gewürdigt wurde. Der Camping Municipal ist riesengroß, in vier Teile geteilt, die sanitären Anlagen sind abenteuerlich, aber es gibt Wasser und Strom. Zum warm Duschen kann man Holz kaufen und selbst den Kessel befeuern. Es ist ein richtig schöner alter Badeofen. Der Platz ist kostenlos und es ist interessant, was hier so für Leute kommen, was sie treiben und wie sie „hausen“. Das zu beschreiben würde den Rahmen hier aber sprengen. Heute bleiben wir auf jeden Fall da, ich habe mir so richtig ordentlich den ganzen Verdauungstrakt verdorben. Vielleicht hilft bald die Medizin.
Gegen mittags ziehen jeden Tag schwere Gewitter auf, das Gebirge ist gar nicht mehr zu sehen. Die Pisten hoch ins Gebirge sollen sehr schlecht sein, z.T. unbefahrbar wegen Bergrutsch und Hochwasser. Kein Wunder; wir glauben es, sind aber trotz allem auch ein bischen traurig, dass wir nicht hin können.
Morgen fahren wir nach Mendoza und gegen 14°°Uhr sind wir auf dem Camping „El Suizo“ im Ortsteil Challao. Er ist zwar nicht mehr unter Schweizer Führung aber alles ist trotzdem sehr schön und sauber, wenn auch für 30$ ausgesprochen teuer. Wer weiß, ob wir nicht morgen doch weiterfahren werden, denn das Camping eigene Freilichtkino schaut sehr verdächtig „ruhestörend“ bis 24°°Uhr aus. Mal sehen, wie das wird. Wir treffen Maria uns Matthes mit ihren Mopeds wieder. Wir ratschen länger als das Kino läuft und so stört es eigentlich gar nicht mehr.
Mit dem Bus fahren wir nach Mendoza ‚rein. Die Stadt gefällt uns sehr gut: hübsche alte Häuser, viele kleine und große Parks, eine sehr nette Fußgängerzone mit vielen großen Bäumen, die Schatten spenden, eine schöne große Markthalle, in der wir auch sehr schmackhaft essen können.
In der Stadt sehen wir wahnsinnig viele Leute. Was ist denn heute hier los? Dann erfahren wir, dass Boca Junior gegen Riverplate spielt. Ein Freundschaftspiel. Auch viele Chilenen sind angereist, für sie ist es hier natürlich 1/3 billiger wie zu Hause. Wir gehen ‚was essen, holen unsere Flugtickets ab für 1200€ p.P. Bs.As.-Berlin mit der Lufthansa über Sao Paolo in Brasilien. Mit der Taxe fahren wir zum Campingplatz zurück. Das Volk strömt schon zum Fußballstadion im Parque San Martin. Der Campingplatz ist zwischenzeitlich auch ganz schön voll.

Schon wieder kommen Gewitter. Es gibt keine Ruhe mehr. Wir wollen weiter ins Valle Citos, hoch bis zur Skistation. Die Strecke am Embalse Potretillo vorbei ist sehr schön. Abends kommen schon wieder dicke Wolken. Wir haben oben etwas abseits der Piste ein schönes Plätzchen gefunden an einer Hausruine, von wo wir einen herrlichen Blick ins Tal haben und etwas geschützt stehen können. Wir gehen ein bischen ins Hochtal wandern, um 11°°Uhr ist schon wieder alles hinter dicken Wolken verschwunden. Bis spät abends gehen Gewitter mit Hagelschlag der heftigen Sorte nieder. Wir müssen unser Dach zu klappen bevor es uns den Stoff zerreißt. Nachts ist es wieder sternenklar aber der Sturm wütet.
Morgens wachen wir auf und sehen schon ein Auto draußen stehen: der Mann ist Vogelfänger(!) und arbeitet mit zwei Lockvögeln jeweils in einem kleinen Käfig. Oben drüber ist eine Anflugstange, die mit einer klebrigen Masse bestrichen ist, auf der die noch freien Vögel leicht kleben bleiben. Dann fängt er sie ein und steckt sie in einen großen Behälter mit Futter und Wasser. Er macht das „nur für sich privat“?! Was es nicht alles gibt.
Heute fahren wir wieder hinab ins Tal und weiter ins Tal des Rio Mendoza. Zu Hause haben wir schon immer die Bilder von der Puente del Incas, dem Aconcagua und vom Christo Redentor gesehen! Jetzt wollen wir endlich hin.
An einer alten Brücke noch von San Martin machen wir Mittag, es ist ganz schön warm, der Wind aber kühl und staubig. Dann geht es weiter und wir kommen zur Puente del Incas. Es gibt hier viel Tourismus, so war es auch in den 60er Jahren auf dem Pardoi-Joch und Brenner-Pass. Zu den alten Thermalhäusern kann man leider nicht mehr gehen, aber so ist der Blick auch ganz schön. Wir ziehen weiter nach Las Cuevas, wo bald der Grenztunnel nach Chile beginnt. Aber es sprüht schon wieder, das Wetter ist kalt und mistig, es stürmt wie verrückt.

Tal auswärts am Eingang zum Nationalpark Aconcagua finden wir einen schönen Platz für die Nacht. Der Aconcagua versteckt sich heute Abend vor uns. Wir reden mit einem der netten Parkwächter, der uns sagt, dass winterliche Verhältnisse herrschen, die zwei anderen Anstiege sogar gesperrt sind. Wenn man das hier alles sieht, dann kann man sich das lebhaft vorstellen. Zum Sonnenaufgang aber zeigt sich der höchste Berg von Südamerika von seiner schönsten Seite! Es ist ziemlich kalt, so um die 5°C. Wir machen schnell Frühstück, packen ein und los geht’s zurück zur chilenischen Grenze und hoch zum Christo Redentor. Wir wollen um jeden Preis das schöne Wetter für die Aussicht von dort oben ausnutzen. Wir fahren ab Las Cuevas die alte Passstraße hinauf. Wir sind lange ganz allein, nicht ‚mal ein Grenzer ist hier oben, und genießen die fantastische Aussicht!
Anschließend wollen wir weiterhin noch das Wetter ausnutzen und zum Aconcagua wenigstens bischen wandern gehen. Aber auch das kostet hier für drei Stunden 30 US$ p.P. . So machen wir nur eine kleine Runde, kostenlos, und genießen einfach nur den Blick auf den Berg bei herrlichstem Wetter. Auch darauf hatten wir ja schon seit Jahren gewartet!
Dann fahren wir das Tal des Rio Mendoza hinaus und zurück nach Uspallata.
Wir fliegen ja bald nach Berlin, da lohnt sich die Fahrt nach Chile hinüber jetzt nicht mehr, das vertagen wir auf später, auf „nach Berlin“.
Mal sehen, was sich bis dahin noch alles ereignen wird!