Südamerika

22.11. bis 13.12.2006

Nun sind wir in Punta Arenas angekommen, bei Sr. Eduardo im Hostel Independencia „abgestiegen“.
Wir stehen auf dem Hof, haben heisse Duschen, Strom, Internetanschluss, und der Supermercado und das Stadtzentrum sind zu Fuss gleich erreicht. Ein super Platz mit guter Stimmung. Eduardo tut, was er nur kann. Das Internet wird stark in Anspruch genommen. Wir bleiben ein paar Tage: die Museen, der Friedhof, Putzen von Mensch und Maschine, Shoppen in der „zona franca“ (alles ist ziemlich preiswert und noch dazu
MwSt.-frei), Kerosene kaufen für unseren Ofen, dann folgt ein Zweitagesausflug zum Fuerte Bulnes und Puerto Hambre und an die Küste. Eine herrliche Landschaft mit schönen Übernachtungsplätzen, die am Wochenende aber sehr gut besucht sind. So vergehen schnell die Tage.

Letztendlich geht es weiter über die Piste nach Rio Verde und weiter nach Puerto Natales. Es ist sehr kalt, Schneeregen und Sturm, die Autofähre kämpft sich über’s Wasser, auf die Insel Riesco verzichten wir. In Puerto Natales bei Josmar 2 treffen wir viele Touries wieder: Jan&Gerry, Gerardo mit seinem „Clan“, die Franzosen mit WoMo. Wir wollen anschließend in den Nat.Park Torres del Paine, über die Piste an der
Höhle des Milodons vorbei. Nach 30km ist die Strasse gesperrt wegen Bauarbeiten, Erdrutsch,….? Bei dem Regen wäre es kein Wunder. Wir müssen zurück und fahren auf der als Asphaltstrasse, die aber nur Piste bzw. Baustelle ist, ausgewiesenen Strecke über Cerro Castillo, also „normal“, in den Park. Nachmittags wird das Wetter immer besser, warm und strahlend blauer Himmel empfängt uns. Von der Ferne schon glänzen die Gletscher vom Torres del Paine herüber. An der Laguna Amarga finden wir bei herrlichstem Wetter einen Übernachtungsplatz, Guanacoherden ziehen am Seeufer und an uns vorbei, die Torres thronen über uns. Nachts schlägt das Wetter wieder um, es regnet und stürmt, wer weiß wie lange das wieder anhält.

So fahren wir am nächsten Morgen also weiter.Durch unheimlichen Sandsturm von vorn, im 3.Gang mit 50km/Std. und fast Vollgas, quälen wir uns über die Grenze bei Cerro Castillo und weiter bis Esperanza, wo wir Diesel zum „argentinien price“ erhalten, dann weiter auf die 1100m hohe Hochfläche, den Cordon Alto, vor El Calafate. Der Lago Argentino ist nicht zu sehen, die Luft ist voller Sand. Wir kommen uns vor wie in der Sahara. El Calafate, ein kleines, touristisches Städtchen ist recht gut besucht, ab 17°°, wenn alle von ihren Ausflügen zurück sind, wimmelt es von Touristen. Wir sind für ein paar Tage im „Los dos Pinos“. Der Haushalt muss mal wieder gerichtet werden, die Wäsche in die nächste Lavanderia, wir müssen uns wieder „verschönern“. Und natürlich, das wichtigste für El Calafate-Reisende, wollen auch wir unternehmen, die Bootsfahrt Los Glaciares. Hoffentlich ist das Wetter gut, das weiss man ja hier nie. Am nächsten Tag geht es los, der Bus holt uns mit ¾ Std. Verspätung ab, wir kommen zur Anlegestelle am See und: es wird eine super Fahrt bei fast traumhaftem Wetter! Die Gletscher leuchten zu uns herüber, die Berggipfel liegen frei vor uns, die Eisberge in den kitschigsten Blautönen werden von der Sonne angestrahlt. Man würde am liebsten alles fotografieren, so schön ist es hier.

Ein paar Tage später geht es weiter, es gibt ja noch mehr von hier aus zu sehen, nämlich den Gletscher
Perito Moreno. Vormittags schon sind wir am Parkplatz, können gerade noch den letzten Platz ergattern. Die Reisebusse kommen und fahren, die PkW’s und die Kleinbusse drängeln hier herum, Motoradfahrer drücken sich in die verbleibenden Ecken. Nicht umsonst wird schon wieder ein neuer, größerer Parkplatz gebaut. Die meisten Leute von den Reisegesellschaften sind aber Gott sei Dank nicht lange hier, so ist keine „Überbevölkerung“ zu befürchten. Es reicht auch so! Wir verbringen den ganzen Tag am Gletscher, das Wetter wechselt von Sonne zu Regen, von Regen zu Sonne. Gemütlich machen wir Mittag am Gletscher und können den grandiosen Eindruck geniessen, zuschauen, wie Seracs zusammenbrechen und ins Wasser stürzen, kleine Brocken abbrechen, die großen Eisbrocken sich drehen und als kleine Eisberge auf den See hinaus schwimmen. Wir haben aber auch Zeit uns zu ärgern, wenn es uns wieder nicht gelungen ist, das Abbrechen des Gletschers und die anschliessende Fontäne zu fotografieren. Über Nacht fahren wir zum freien Campsite am Lago Roca, ein herrlicher Platz in freier Natur. Abend läuft der Fuchs neugierig am Auto vorbei, brütende Ibisse wollen uns vertreiben, weidende Pferde und Kühe ziehen umher.
Nach zwei Tagen ziehen wir weiter, denn ein absoluter Höhepunkt, wenn man Wetterglück hat, jeder Argentinienreise liegt noch vor uns: Der Fitz Roy bei El Chaltèn. Auf dem freien Campingplatz gleich am Ortseingang von El Chalten bekommen wir noch ein schönes Plätzchen, treffen dort Norbert und Mercedes mit ihrem garmischer Toyota, Jan und Gerry kommen, ein Belgier mit seinem Motorrad, Deutsche aus SU, usw.

Fitz Roy ist nicht zu sehen. Gegen Abend aber, vor Sonnenuntergang, wird es klar, theatertauglich verschwinden die Wolken und wunderschön steht das ganze Bergmassiv auf ein Mal in seiner ganzen Pracht vor uns. Ein erhebender Anblick, den wir geniessen! Wir wissen in diesem Moment noch nicht, dass wir die Berge kein Mal mehr sehen werden, dass es nur noch wahnsinnig stürmen wird und dass Regen kommt.
Wir gehen zurück auf die Ruta 40 und nehmen vor Tres Lagos die Piste nach links am Lago Cardiel vorbei, der wie ein Smaragd in der Landschaft leuchtet. Auf der recht ordentlichen Erdstrasse kommen wir dann, natürlich mit Patagoniensturm von vorn nach Gobernador Gregores. Von dem mit Weihnachtspäckchen dekorierten Weihnachtsbaum in der Ortsmitte, reisst der Sturm die Päckchen ‚runter. Wir tanken wieder zum argentinischen Preis, übernachten bei Maria Abril und steuern am nächsten Tag unser Ziel, die
Cueva de los Manos, an.

Ab Tamel Aike ist die Piste üble Baustelle bis zum Abzweig zum N.P. Perito Moreno. Dann wird es wieder gut und wir kommen an Rio Olnie vorbei nach Baja Caracoles. Ein kleines sandiges, schmutziges Nest. Die Sonne scheint, es ist später Nachmittag und damit haben wir ideale Lichtverhältnisse! Durch wunderschöne, von der Sonne angestrahlte Landschaft: Tafelberge, Canyons, Guanacoherden, kommen wir in das Tal des
Rio Pinturas und zum Eingang der Höhle „Cueva de los Manos“, die man leider nicht mehr betreten darf. Touristen haben angefangen, die Malereien zu zerstören bzw. mit Spraydosen nachzuahmen und zu übersprühen. Aber die Zeichnungen und die Manos, d.h. die Hände, sind trotzallem noch sehr gut zu sehen, wenn auch durch einen Zaun hindurch. Sie wurden vor 3-7,5 tausend Jahren im „Airbrushverfahren“ hergestellt. Aber nicht mit der Spraydose, sondern mit durch Kauen von Pflanzen entstandener Farbe, die aus dem Mund über eine an den Fels gehaltene Hand gesprüht wurde. Die Malereien sind ganz herrlich in dem canyonartigen Tal gelegen.

Zurück in Baja Caracoles übernachten wir im Hof einer Hosteria nahe der Tankstelle. Ein junges Paar aus Karlsruhe mit Leih-Geländewagen und wir kommen, die zwei deutschen Motorradfahrer aus NE sind schon da, Jan und Gerry sind auch inzwischen eingetroffen, Münchner mit gemietetem Allrad sind da, später kommt noch ein Holländer. Die Wirtsleute wissen nicht, wo ihnen vor lauter Arbeit der Kopf steht. Nicht nur wir alle mit den Autos brauchen Platz, sondern die anderen wollen ja Abendessen und Zimmer und Frühstück haben! Der Hof muss etwas zusammengeräumt werden und das Gerümpel aus den Duschen muss ‚raus.

Am nächsten Morgen muss noch Benzin organisiert werden, weil es an der Tankstelle alle ist, und dann zieht die ganze „Karawane“ weiter: die einen nach Süden mit Ziel Ushuaia und die anderen nach Norden mit Ziel Lago Buenos Aires und Carretera Austral in Chile. In Los Antiguos, beim Camping Municipal, bleiben wir vor der Fahrt nach Chile noch ein paar Tage, treffen Gerardo mit Clan, Jan+Gerry, Elodie+Jean und machen zusammen alle ein Asado. Der Platz ist super und ab dem zweiten Tag kostet er nur noch 3$ p.P. Vorallem ist es hier warm und wir stehen absolut windgeschützt!! Das nützen wir noch zum „Klar Schiff“ machen bevor auch wir auf die Carretera Austral in Chile gehen werden.