Merzouga – Draatal – Tata – 10.12.2008 bis 23.12.2008
Noch ein paar Süßigkeiten als Gastgeschenk einkaufen und es geht über Rissani, an ein paar Dörfern in der Umgebung vorbei, auf guter und viel befahrener Piste nach Mharech. In der letzten Zeit gab es ja etwas Regen, bzw. Feuchtigkeit von oben und so können wir sehen, wie die Wüste an vielen Stellen blüht.
Kleinste Blütchen öffnen sich, Akazien tragen Blätter, in fast nicht für uns sichtbaren Gesteinsritzen kämpfen sich wunderschöne Blumen durch ihre kurze Blütezeit.
Die Wüste ist hier vorwiegend Steinwüste, weiter im Süden gibt es derzeit kein bzw. nur sehr aufregendes Durchkommen, denn große Gebiete stehen unter Wasser. Wir kommen an vielen ausgetrockneten Flußbetten vorbei, fahren auch durch, zum Großteil sind sie betoniert. Dann führt die Piste an einem großen Zeltlager für Touristen vorbei, ein kleiner Ratsch bei einer Tasse Tee, denn Amar und Michael kennen in dieser Gegend fast jeden, muss natürlich sein. Nun nicht mehr lange, und wir sehen schon in der Ferne den „Hausberg“ und den tiefen Einschnitt in der Mitte, wo Mharech liegt. Über einen ausgetrockneten See halten wir genau ‚drauf zu, wir passieren die ersten Gebäude, bald erscheinen die ersten Häuser und Leute und ein Stück weiter, bei den Palmen genau im Einschnitt stehen wir vor Siedlung und Auberge Mharech (N 30°45,587′ + W 004°33,827′). Ein wunderschöner Flecken Erde.
Am nächsten Tag streifen wir gemeinsam in der Gegend umher, gehen auf den „Hausberg“, wo man viele Versteinerungen finden kann, Meteoriten(?), Pfeilspitzen und von wo man natürlich eine herrliche Aussicht über die Wüste hat, die auch der Orientierung dient. Wir sind ja nur „Hinterherfahrer“, so können wir die reine Aussicht geniessen.
Am nächsten Morgen geht es weiter auf die andre Talseite, an schon bestellten Feldern vorbei, dann nach Westen und auf guter Piste nach Tafraoute, das auf den Karten unter dem Brunnen „Fougani“ zu finden ist. Am Nachmittag kommen wir bei Amars Schwester mit Familie an.
Sie ist gut mit einem Transportunternehmer verheiratet, hat mehrere Kinder, ein Sohn studiert in Meknes und will Lehrer werden. Sie sind in diesem Dorf wohlhabende Leute.
Das Haus ist neu ausgebaut, hat jetzt sogar einen „Salon“ für Feste und Feiern. Auf dem großen Hof haben wir mit unserem Auto gestanden und übernachtet. Daneben sind die neuen Toiletten und die Dusche.
Seit nicht so langer Zeit gibt es hier Strom und in ein paar Jahren wird die Piste sicher asphaltiert werden, schon deshalb, weil sie an der algerischen Grenze entlang führt. Wie üblich, ist in dem Haus nichts drin: eine große Küche mit riesigen Schnellkochtöpfen (gibt’s hier überall, hab mir auch, aber einen kleinen angeschafft!), der Backofen aus Lehm ist auf dem Hof hinter dem Haus. Gesessen wird auf Decken auf dem Boden, für den Rücken gibt es große Kissen zum Anlehnen. Ein paar Plastikstühle, ein mit Plastikblumen verziertes Plastikregal, auf dem der Fernseher steht! Jeder hat sein eigenes Zimmer mit einem Teppich zum Schlafen, der am Tag zusammengelegt wird, ein kleines Wandregal, eine große Kiste für die Kleidung.
Das ist kein Zeichen von Armut, das ist der dortige Lebensstil, der dem Klima, den hohen Sommertemperaturen genauso wie den Sandstürmen, angepasst ist. Wer möchte schon bei über 40° in einem weichen Sofa mit kuscheligen Daunenkissen sitzen? Oder wer will die Auslegware oder die dicken Teppiche oder Gardinen bei fast täglichem Wind oder Sandsturm sauber halten?
Da ist ein guter Besen für den kühlenden Lehm-oder Steinboden praktischer.
Die Häuser haben hier keine Klimaanlage!
Dann waren wir noch kurz Amar’s Nichte besuchen, die auch in einem kleinen Haus mit ihrer Familie wohnt. Sie gehören längst nicht zu den wohlhabenden, denn ihr Mann war lange Jahre in algerischer Gefangenschaft, konnte nichts arbeiten und Wohlstand schaffen. Dieses Haus war, man kann sagen, unbeschreiblich, schlimm: ein Kontrastprogramm. Und dennoch sind sie zufrieden.
Nach unserem Besuchstag fahren wir und Michael gemeinsam weiter. Wir wollen von Tafraoute/Fougani aus quer durch die Wüste nach Norden ins Todratal.
Es geht mehr oder weniger querfeldein zu der Auberge Kem-Kem („Kem-Kem“: N 30°38.213′ E 04°48.628‘).
Der Besitzer ist ein guter, marokkanischer Bekannter von Michael. Er lotst uns auf einer „heissen“ Abkürzung durch ziemlich tiefen Sand zum Militärposten, der auf einer Anhöhe liegt und von dort fahren wir dann nach einem Tässchen Tee auf guter Piste nach Fezzou und gleich nördlich weiter zur Hauptstrasse Richtung Ouarzazate.
Bei Tinerhir biegen wir ab ins Todratal. Es sind keine Touristen da, das Tal liegt schon in der Abendruhe. Bei langsam untergehender Sonne fahren wir durch die Schlucht hindurch und hinauf auf das Plateau bei Tamtattouchte. Hier im Camping Baddou übernachten wir. Es ist lausig kalt!
Wir trennen uns wieder von Michael, er bleibt noch bei seinen Bekannten hier und wir fahren weiter in das nächste Tal, das Dadestal. Das Dadestal im Winter: alles ist braun, kein Feld bestellt, kein Blatt an einem Baum, kein Tourist, kein Souvenirstand. Das ist ja fast wie früher wenn man sich die vielen Neubauten weg denkt. Ganz allein fahren wir durch die Schlucht hindurch, haben fantastische Sicht über das Gebirge, der Dades führt wenig Wasser, im Gebirge liegt noch Schnee, die Schmelze kommt erst. Beim „Hotel Taghia“, eine bessere Ruine, bleiben wir stehen, es ist das billigste Plätzchen mit etwas Licht in der nach unten immer enger, damit dunkler und kälter werdender Schlucht. Unterwegs treffen wir Linette und Hans wieder, ein paar Österreicher stehen auch noch auf dem Platz neben einem kleinen Acker.
Oben auf dem Plateau ist es zwar wunderschön, der Blick in die Schlucht grandios, aber uns ist es einfach zu kalt! Jeder geht seiner Wege.
Wir fahren noch in das dritte Tal, das Rosental. Natürlich ist von Rosen in dieser Jahreszeit nichts zu sehen es ist Winter in Marokko. Aber die Landschaft ist trotz allem schön, rauh, die Berge leuchten in verschiedenen Farben, ein interessantes Gebiet, wenn man die Struktur der Berge betrachtet.
In der Ferne schaut ab und zu der tief verschneite Hohe Atlas ‚rüber. Wir können die Piste nicht weiter fahren weil, wie man uns ohne Französisch versucht verständlich zu machen, sie weggespült ist. Der Tourismus hat hier noch nicht Einzug gehalten! Einige Dörfer sind nur zu Fuss oder per Esel zu erreichen, keine Neubauten trüben das schöne Bild, und so sprechen die Leute auch kaum Französisch.
Hoffentlich bleibt es noch so für ein Weilchen.
Wir fahren für ein paar Tage auf den Campingplatz von Ouarzazate und wollen mal wieder unseren kleinen Haushalt in Ordnung bringen: putzen, Wäsche waschen (lassen), Einkaufen u.s.w.
Unser nächstes Ziel ist, das Draatal bis Mhamid zu befahren. Es ist ein breites, großes Tal mit kleinen Dörfern, Kashbas, Oasenhainen. Einen besonders schönen Blick hat man vom Tizi-n-Tinififft ins Draa-Tal hinunter! Ein geeignetes Plätzchen zum Mittag machen-bei dieser Aussicht!
Bald sind wir in Agdz, wo wir auf dem „Camping La Palmerie“ mit einem anderen Camper die einzigsten Gäste sind. Der Platz gehört zur Kasbah Assilim, die vom Besitzer renoviert und bewohnt wird. Ein schöner Platz mitten in der Oase, im Hintergrund das Gebirge. Nach zwei Nächten fahren wir weiter nach Zagora, auf den Camping „Les Jardins de Zagora“ mitten in der Ortschaft. Sehr schön und ruhig gelegen, sehr freundlich! Wenn man ankommt, sein Plätzchen gefunden hat, dann bekommt man einen großen Teppich vor den Eingang gelegt! Ein deutscher Überwinterer mit seinem Camper, ein spanisches Paar, ein Radlfahrer und wir stehen auf dem Platz-herrlich. In fünf Minuten sind wir im Zentrum, wo man auch Bier und Wein kaufen kann und auf dem Wochenmarkt, wo wir ausgiebig Obst und Gemüse einkaufen können. Auch hier bleiben wir ein paar Nächte. Wir ziehen weiter nach Tamegroute und wollen dort die Zawia und die alte Bibliothek besichtigen. Aber leider ist Markttag. An diesem Tag ist alles geschlossen. Pech! Durch die Wüste auf guter Asphaltstraße fahren wir bergauf, bergab weiter nach Mhamid. Es wird immer windiger. In Mhamid, einem elenden Kaff, nur auf Touristenfang eingerichtet, mit vollkommen durchgedrehten Leuten, tobt ein Sandsturm. Und trotz Sturm springen uns die „Touristenfänger“ lebensmüde vor das Auto, wollen uns aufhalten, zeigen in ihre Hütten und auf ihre Dromedare. Wie ist es hier erst bei gutem Wetter? Bloss weg!
Wir flüchten zurück nach Ouled Driss, einer kleinen alten Kasbah, die z.T. noch bewohnt ist, die aber z.T auch schon zusammen fällt. Hier im Camping „Carrefour des Caravanes“ an der Strasse übernachten wir. Man lässt uns in Ruhe, ist freundlich, obwohl sie auch Kamelritte anbieten, wir streifen ohne Belästigung durch die Kasbah-ein netter Flecken! Von Mhamid wollen wir nicht durch die Wüste nach Foum-Zguid, sondern „obenrum“ über Zagora und Agdz dort hin. Zum Einen ist ein Sandsturm nicht so spassig, der kann noch Tage dauern und „obenrum“ erscheint uns die Strecke auch interessanter. Also fahren wir die gleiche Strecke zurück bis Agdz.
Unterwegs kaufen wir in Tamegroute schöne grüne Teller ein. Von der Zawia können wir nun den Innenhof besichtigen, die Bibliothek ist weiterhin geschlossen, auch ohne Markt-ob sie jemals wieder geöffnet wird? Zwischen Agdz und Tasla verläuft eine sehr gute Straße durch das Tamsift-Tal. Einsam, ein paar Nomaden, kaum Autos. Hinter Tasla geht es hoch ins Gebirge, an den Bergwerken in Bou Azzer vorbei und schon bald kommt man an alten Kasbahs und herrlichen Palmenhainen vorbei in die Oasen vor Foum Zguid. Von links mündet die Piste von Mhamid ein, Foum Zguid ist erreicht. An der Strasse ist ein ganz kleiner netter Campingplatz auf dem wir übernachten.
Dann fahren wir weiter zu den Cascades d’Atiq in Tissint. Jetzt im Winter hat es sogar etwas Wasser, das da herunter plätschert. Dann öffnet sich bald die canyonartige Schlucht des Oued Tissint, der Fluss fliesst hier unterirdisch weiter. Eine schöne Wüstenlandschaft mit vereinzelten Nomadenzelten folgt. In der Ferne sehen wir schon das Gebirge und bald kommen wir nach Tata.
Mitten im Ort liegt der Camping Municipal. Es ist der 23.12.- ein Tag vor Heiligabend. Noch ist der Platz ziemlich leer und wir finden neben ganz netten Engländern einen schönen Platz am Zaun. Der Blick schweift über das ganze Tal und in die Oase auf der anderen Flussseite.
Hier werden wir eine Weile bleiben!