Kaukasus

Teil 2: von Albanien über Griechenland in die TÜRKEI

vom 21.05.2014 bis 15.06.2014

Ruck-zuck sind wir in Albanien aus-und in Griechenland eingereist. Schon haben wir herrlichstes und relativ warmes Wetter! Auf der griechischen Seite machen wir Mittag und geniessen die Sonne.
Die kommende Strecke oben durch das Gebirge ist wunderschön: Felsen, Täler, weite Ausblicke, kaum Autos auf der Strasse. Wir haben Glück mit der Fernsicht am späten Nachmittag: der Olymp grüßt uns aus der Ferne.

Bei den Ausgrabungsstätten von Vergina übernachten wir auf dem Parkplatz. Die Ausgrabungsstätte gehört inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir merken uns das für eine Griechenlandreise in späteren Jahren, „wenn wir mal alt sind“, vor. Diesmal fahren wir am nächsten Morgen weiter. Über Landstrassen, durch kleine Ortschaften, zum Einkaufen. Beim Lidl gibt es Bier, Haushaltsartikel, eingelegte Gurken usw. und in den „Tante-Emma-Läden“ griechischen Käse, Wein, Oliven.
Bis wir an unseren nächsten Übernachtungsplatz kommen, dauert es. In Porto Lagos, am Fischerhafen, der eigentlich nicht mehr richtig existiert, gefällt es uns und wir bleiben.
Morgen stehen wir schon an der Grenze in die Türkei.

Der Grenzübergang bei Alexandropoulis geht auch schnell und reibungslos über die Bühne, nur ganz wenige wollen heute in die Türkei.
Unser Ziel ist die Fähre Gelibolu-Lapseki über die Dardanellen.
Aber so weit gehen wir nicht mehr, heute wollen wir abends schön am Strand sitzen und unseren Wein schlürfen. Wir übernachten bei Gökcetepe, mit Blick auf die Dardanellen, aber es stürmt, es tröpfelt zwischendurch vom Himmel, also trinken wir unseren Wein gemütlich in unserem Schnecken-Häuschen.
Am nächsten Tag kommen wir zur Fähre, zahlen, fahren ‚rauf und ehe wir es uns versehen, sind wir schon drüben in Lapseki.
Auf dem Highway Richtung Bursa geht es weiter. Wir wollen zwar auch schön bequem durch die Lande fahren, aber wenn dann durch die Highways letztendlich die Landstrassen vernichtet werden, das gefällt uns ganz und gar nicht. So wird es uns am ganzen Schwarzen Meer ergehen.
Das ist dann kein Reisen mehr, das ist nur noch „Transit“.

Also fahren wir bald ab von der großen Strasse auf die Halbinsel Kapidag im Marmarameer und gehen ca. 7km vor Erdek auf einen kleinen netten Campingplatz, den Camping Kapidag. Hier kommt kein europäischer Tourist her. Gegenüber ist der Bäcker und an der Strasse hält der Bus nach Erdek/Zentrum.
Mit dem Bus fahren wir in das kleine Hafenstädtchen, schlendern über die Promenade, schauen den Fischern zu, kaufen uns eine sim-Karte für das türkische Internet. Es heisst noch eine Waschmaschine auf dem Camping arbeiten lassen. Wir verabschieden uns von diesem netten Platz, seiner netten Besitzerin, die wir aber leider nicht verstehen, sie spricht nur türkisch. Wir ziehen weiter nach Bursa.

In Bursa fahren wir hoch zur Seilbahnstation am Ulu Dag auf 1632m Höhe. Am NP-Eingang müssen wir 10 TL pro Auto zahlen und nach schöner Fahrt sind wir auf dem Parkplatz angekommen. Es ist nicht viel los. Hier wollen wir übernachten und am Tag mit der Bahn nach Bursa ‚runter fahren, weiter mit dem Bus ins Zentrum und die Stadt anschauen. Das klappt aber nun gar nicht!
Die Bahn wird total renoviert, ausgetauscht, die ganze Gegend ist eine einzige Baustelle.
Wir schauen uns gegenseitig an- das war’s ja dann wohl mit Bursa. Wandern kann man auch nicht wirklich gehen, überall liegt noch Schnee.
Wir übernachten, treffen ein paar sehr gutes Deutsch sprechende Türken. Einer ist Taxifahrer, der andere hat inzwischen seinen Verkaufsstand hier oben. Obwohl er gute Rente bekommt, aber es wird ihm sonst langweilig und der Sohn übernimmt langsam diesen Job. Am Ulu Dag liegt noch dicker Schnee, hier ist der Winter noch nicht vorbei.
Am nächsten Tag fahren wir nach Iznik.

Auf dem kleinen Parkplatz am See, gegenüber vom Leuchtturm, finden wir einen netten Übernachtungsplatz. Am Abend ist er aber nicht unbedingt ruhig, wie es scheint. In dieser Gegend spielt das Wetter verrückt. Ständig gibt es Gewitter, in die Stadt kommen wir nicht-es beginnt zu giessen. Dafür hatten wir eine völlig ruhige Nacht, die Leute bleiben zu Hause, klar.  Am nächsten Tag fahren wir automatisch durch das Städtchen durch. Es ist ein kleiner Marktflecken, sehr geschäftig, schon etwas touristisch.

Andere Reisende hatten uns erzählt, dass wir unbedingt nach Safranbolu fahren sollten-es sei wunderschön, Weltkulturerbe, mit einem schönen Stellplatz für WoMos.
Also dann, legen wir unsere Route etwas anders und fahren über Göynük und Safranbolu nach Amasra, der kleinen Stadt auf der Klippe am Schwarzen Meer. So haben wir es jedenfalls von früher in Erinnerung.

Die meiste Zeit auf der Fahrt nach Göynük giesst es und dennoch ist die Landschaft recht schön:
hügelig, bewaldet, ein kleiner Pass, alles blüht, es gibt die ersten Kirschen. Am Ortsausgang von Göynük, bei den Trimm-dich-Geräten finden wir einen Parkplatz mit Blick über das ganze Tal. Wir laufen durch das Städtchen mit den schönen alten Häusern, mittendurch fliesst der Bach, vormittags ist auch der Markt im Gange und man kann durch die oberen Gassen hinauf zum sog. Uhrturm schlendern. Nur mit den Uhren hapert es langsam-die Zeit ist hier eigentlich nicht stehen geblieben, nur die alten Uhre. Einige ehemalige Gastarbeiten aus Deutschland sitzen bei der Moschee und plauschen miteinander. Wir werden angesprochen, natürlich, und ratschen gerne mit.
Nun sassen sie alle zusammen und haben die Neuigkeiten des letzten Winters ausgetauscht: die einen berichten alles Neue aus Deutschland, die anderen aus der Türkei. Sie und ihre Frauen haben eine gute Rente, hatten bei Bosch in Kempten, bei Mercedes in Kassel und in Stuttgart gearbeitet.
Es gibt zwei „Sorten“ Gastarbeiter, hören wir. Die einen haben ihre jetzige Familie, Frau, Kinder und Enkelkinder in Deutschland, betrachten es auch als ihre jetzige Heimat und fahren nur nach Göynük in den Sommer-Urlaub, zu den Geschwistern und alten Freunden.
Die anderen sind komplett, seit sie Rentner sind, mit Kind und Kegel wieder zurück gezogen in die Türkei, nach Deutschland kommen sie nur, wenn sie Verwandte oder Freunde besuchen wollen.
Ja, die winterlichen Lebensumstände sind in Deutschland besser, die ärztliche Versorgung und die Schulen für die Enkel auch. Die anderen wollen einfach nur „zu Hause, in der Türkei“ sein, merken aber nicht, dass sie dort in ihrem Städtchen auch nicht mehr wirklich zu Hause sind.
Selbst Ihre eigene Sprache hat sich durch das Leben in Deutschland verändert und die Entwicklung der Türkei haben sie auch nicht mitgemacht. Sie sind eigentlich die „türkischen Gestrigen“-man nennt sie in der Türkei „Deutsch-Türken“.

Nach einem längeren Tratsch fahren wir weiter nach Safranbolu. Auch hier haben wir wieder bewaldete Hügel im Regen, Städtchen und Dörfer unterwegs, nichts aufregendes. Dann kommen wir langsam zur Schwesterstadt von Safranbolu, nach Karabük.
Aus der Ferne schon sieht man Qualm-Wolken, dann kommt man näher und fährt direkt durch das Stahlwerk, das 1937 gebaut wurde und heute noch arbeitet. Es stinkt hier überall entsetzlich, der Gestank geht bis Safranbolu. In Albanien, bei Bradashesh, hat man den alten Verhüttungskomplex stillgelegt, hier arbeitet noch alles weiter wie früher und stinkt wie zu Beginn des Zeitalters der Industrialisierung. Furchtbar! Wie war das mit dem Umweltschutz?

In Safranbolu angekommen, die beiden Städte wachsen ja schon langsam zusammen, fahren wir zu dem uns benannten einzigen Stellplatz direkt an der Altstadt. Aber welch ein Pech haben wir, der Platz ist komplett von einer deutsch/niederländischen Gruppe Caravan-Fahrern belegt. Die brauchen natürlich doppelt viel Platz. Für Auto und Caravan. Alles voll.
Auf dem Schulhof nebenan ist auch alles voll, so stehen wir vor einem geschlossenen Lokal auf einem Privatparkplatz und sind zufrieden. Aber für diesen Platz zahlen wir natürlich nichts, bekommen ja auch nichts. Abends ist die Stadt nett beleuchtet, am Tag wird sie von hunderten Touristen, die schlagartig ihren Bussen entströmen, niedergetreten.
Wir fanden die Stadt furchtbar! Die Moschee kann man anschauen, ins Hamam gehen, die Karawanserei ist inzwischen ein Hotel, da dürfen wir nicht zum Besichtigen ‚rein. Wenigstens hat es abends so stark geregnet und gewindet, dass es nicht mehr von Karabük her gestunken hat!

Am nächsten Morgen: Bloß weg und ans Meer nach Amasra.
Wir stellen es uns schön vor, mal wieder im Hafen zu übernachten und abends noch bummeln zu gehen. Also kommen wir in das Städtchen ‚runter, normal wäre links der große Parkplatz am Wasser für uns. Wir staunen nicht schlecht als wir sehen, dass er abgesperrt ist. Er ist einfach vollgeparkt mit zig Reisebussen! Na prima. Die Stadt ist überfüllt von parkenden und fahrenden Autos, neuerdings gibt es sogar Fussgängerzonen in Amasra. Wir fahren noch ein Stück weiter und finden einen kleinen, netten türkischen Campingplatz hoch über dem Meer mit Sicht auf das in der ferne leuchtende Amasra.
Wir bleiben für ein paar Tage, rasten aus. Das Wetter wird besser, was wollen wir mehr.

Dann geht es auf der Landstrasse die Küste entlang, immer weiter gen Osten.
Gemütlich klappern wir die kleinen Hafenstädtchen ab: gehen Essen inkl. in die Kochtöpfe schauen wie früher, gucken den Arbeitern in Kuracasile auf den kleinen Werften zu, wie sie die Holzboote nach alter Tradition bauen, stellen fest, dass die Angler/Fischer in dieser Jahreszeit keine Fische mit Heim bringen. Hier lebt noch die „alte Türkei“.
In Doganyurt finden wir einen ruhigen Platz im Hafen. In fünf Minuten sind wir im Dorf, gehen einkaufen, der Schneider repariert mir für gegenseitiges Beteuern der deutsch-türkischen Freundschaft meine „Sofakissen“, inzwischen grüßen uns schon alle Leute, „Ah, Alman, merhaba“!
Am nächsten Tag noch schnell ein Brot kaufen, winken und wir fahren weiter nach Sinop.
Und da endet auch der für uns schönste Abschnitt der ganzen Schwarzmeer-Küste!

Ab Sinop geht es nur noch weiter auf der großen, neuen Autostrasse, durch die Dörfern fährt man nicht mehr durch. Zu allem Übel sind die Abfahrten auch fast alle auf der Meeresseite, wir fahren ja aber gen Osten, auf der Landseite. Es wären etliche Umwege und Umstände in Kauf zu nehmen.

So fahren wir weiter über Samsun und nach Ünye. Hier wurde unser türkischer Freund Ali geboren.Er hat früher den Lebensmittelmarkt gegenüber von unseren Häusern betrieben , jetzt macht das sein Schwager Mustafa. Wie sollte ein Türke sonst auch heissen? Yusuf, so heisst der große Bruder, oder Yilmaz, so heisst der Vater.
In Ünye parken wir direkt am Meer auf einem bewachten Parkplatz mit Toiletten, Restaurant, Spielplatz, Trimm-dich-Geräten. Die Leute gehen schon morgens um 6°° zum Joggen, auch Frauen! Über die Strasse hinweg ist die Altstadt. Der Muezzin schreit morgens um 4/ halb 5 nicht ganz so brutal, dass es fast die Lautsprecher zerreisst, hier ist es zwar laut aber angenehmer für die Ohren. Das hatten wir übrigens in Samsun: der Lautsprecher war genau so unter der Hochstrasse an der Küste installiert, dass er die Schiffe auf Reede wohl auch noch erreichen sollte. Dort bekamen wir regelrecht Schlafstörungen, die sich eigentlich erst in Georgien wirklich gelegt hatten.
Nun sind wir also in Ünye, bei Ali’s Familie und werden aufgenommen wie verloren geglaubte Kinder!
Die Gastfreundschaft war überwältigend und wir haben es unendlich genossen!
Ali hat uns die Umgebung gezeigt, das Dorf in dem sein Vater geboren wurde, wo auch er und seine Geschwister geboren wurden und der älteste Bruder jetzt mit Familie lebt. Als wir, völlig unbekannt für Alis Bruder regelrecht „angeschneit“ kamen, wurde sofort mit Deutschland telefoniert. Wir haben mit der Familie gegessen, mit Händen und Füssen geredet, gelacht.
DAS muss man sich mal in Deutschland vorstellen. Niemand, keine „alte S…“ , hätte uns die Tür geöffnet!
Wir haben die Schwestern von Alis Vater besucht, und waren auch eingeladen, am Beschneidungsfest seines ältesten Sohnes teil zu nehmen. Hinterher hatten wir beide viel zu erzählen, denn wir haben natürlich getrennt gefeiert. Uwe mit den Männern der Familie, ich mit den Frauen und Kindern. Zum Schluss sassen wir aber alle zusammen.
Es gab Ausflüge, Besuche beim Schwager, der Hodscha ist und seinen Bekannten, die auch aus Deutschland zum Urlaub machen kamen. Und wir hätten noch 14 Tage bleiben können, wenn es nach den lieben Leuten aus Ünye und Umgebung gegangen wäre.
Aber das geht natürlich nicht.  Ali geht noch zu den Familien und Freunden seiner Frau und bald ist sein Urlaub schon wieder vorbei.
Wir können nur tausendmal Danke sagen für diese schöne, unvergessliche Zeit mit ihm.

Von Ünye aus fahren wir auf der Autoroute über Of nach Batumi. In Trabzon ist schwer was los, die Seilbahn über die Stadt ist sehr gut besucht, tausende türkische Ausflügler sind unterwegs, an Parkplätze ist nicht zu denken. Und in Luft auflösen können wir uns ja auch nicht. Tatsächlich müssen wir noch auf eine Tankstelle für unsere letzte Nacht in der Türkei. Es folgt Hopa als letzte Stadt in der Türkei. Wie groß ist Hops geworden! Früher ein vergessenes Grenzstädtchen mit geschlossener Grenze nach Georgien und heute? Unfassbar!

Die LkW’s werden immer zahlreicher, grenztypische Geschäfte, hier natürlich ohne Alkoholika, fallen ziemlich ins Auge, der Trubel wird stärker. An einer LkW-Schlange von ca. 8km entlang schieben wir uns zur Grenze nach Georgien. Gott sei Dank sind nur wenige PkW’s unterwegs, sodass es schlimmer aussieht, als es ist.
Jetzt beginnt natürlich ein ganz neues Kapitel. Schön langsam kommen wir nämlich endlich dorthin, wohin wir ja eigentlich wollten, in den Kaukasus.

Weiter berichten wir Euch also im nächsten Bericht Georgien Teil 1.
Wir waren nämlich zweimal in Georgien, da gibt es dann auch nochTeil 2.
Ach, das erfahrt Ihr schon noch alles, wie es weiter geht.