Teil 4: Armenien
vom 02.07.2014 bis 09.07.2014
In Ninotsminda kaufen wir noch bisschen ein, dann fahren wir zur georgischen Grenze.
Die Ausreise geht georgisch nett und ordentlich vonstatten.
Dann kommt die Einreise nach Armenien: Vor der Schranke muss ich schon aussteigen, in ein altes Gebäude ‚rein, die Treppe ‚runter in den Keller. Ein Abgang wie im Rotlichtmilieu. Da bekommt man einen Zettel, damit muss man hoch, weiter zu einem von einem Eingang abgeschlagenen kleinen Raum. Da sitzt jemand, der Geld wechselt und für sich gleich eine Gebühr behält. Mit dem Geld geht es zurück in den Keller. Den jungen Mann muss man auch bezahlen, alles gegen Quittung per Gesetz und dann muss man noch eine ganze Litanei bezahlen: Strassenbenutzungsgebühr, Umweltschutz, weiss der Kuckuck was noch alles. Anschliessend werden die Pässe abgestempelt und man ist eingereist.
Jetzt geht es sofort zu den hinter der nächsten Schranke liegenden Verkaufsbuden der KfZ.-Versicherungen. Die Preise sind bei allen gleich, jeder 6-8 Versicherungsverkäufer füllt für jeden in den kleinen „Büros“ die Formulare aus. Es wird deutlich, dass es nur eine Versicherung gibt, der man verschiedenen Namen und Farben gibt, um Vielfalt im Versicherungssystem vorzugaukeln. 1 Monat soll 65€ kosten, wir nehmen 14 Tage für 35€. Ist ja eh nichts wert. Als wir ihnen andeuten, dass wir in diesem Fall die Armenier als Abzocker betrachten, erklären sie uns, dass das ganz billig sei. In Aserbeidschan würde man für einen Monat um die 200€ zahlen müssen. Was ganz sicher nicht stimmt.
Ein in Deutschland lebender Armenier hat uns immer alles fliessend übersetzt und sich wohl gefreut, dass Ausländer mal sagen, was sie denken. Die Armenier sind da eher sehr zurückhaltend gewesen. Wahrscheinlich zu Recht. Nicht umsonst versuchen doch viele, einen Weg nach Europa zu finden.
Nun haben wir 14 Tage Zeit, Armenien zu bereisen!
D.h. für uns, dass wir den kompletten Süden mit noch einigen Klöstern mehr nicht besuchen werden, ebenso wenig das Gebiet östlich vom Sewansee.
Wenn man die wichtigsten Klöster gesehen hat rund um Eriwan, Khor Virap mit dem Ararat-Blick, als südlichsten Punkt der Reise in Armenien Yeghegnadzor nimmt, dann sich am Sevan-See tummelt und die Klösterstrasse wieder zurück nach Georgien fährt, dann braucht man nicht mehr als 10 Tage! Das Land ist klein, zwischendurch gibt es nicht so viel zu sehen und uns hat es auch nicht unbedingt zum längeren Verweilen animiert.
Wir können nicht einmal sagen warum, wahrscheinlich war es die „Atmosphäre“, in Berlin würde man sagen, „das Klima behagt uns hier nicht richtig“. Damit ist natürlich nicht das Wetter gemeint.
Aber so ein „Gefühl“, „Klima“, kennen sicher viele von Euch aus anderen Ländern.
Also fahren wir, nachdem wir an der Grenze Georgien/Armenien in Armenien knapp
100.-€ gelassen haben, weiter.
Die Landschaft ist hier nicht gerade überwältigend, ziemlich baumlos, die Viehweiden aber voller herrlicher Blumen.
Wir brauchen ein Plätzchen für die Nacht. Erfahrungsgemäß sind diese Plätze eigentlich immer bei Kirchen oder Klöstern sicher zu finden.
So auch hier in Armenien:
In Marmaschen bleiben wir am Kloster stehen. Picknickplätze sind angelegt mit Grillstellen, ein Bach fliesst nicht weit von uns und nachmittags kommen ganz viele PkW und Kleinbusse, die ganze Familien ausspucken für das nachmittägliche Sonntagsvergnügen. Die Armenier grüßen freundlich, schleichen mal so am Auto vorbei, manche kommen auch und fragen, ob sie mal gucken dürfen. Aber die meisten beachten uns gar nicht und frönen ihrem Wochenendvergnügen: Grillen, Fussballspielen, Kinder planschen, bisschen spazieren gehen, fertig. Abends sind wir ganz allein hier, nur ein paar Bauern sind noch mit der Heuernte beschäftigt, die sich fast bis Mitternacht hinzieht.
Die Klosteranlage selbst ist größtenteils überwachsen, nur die Hauptkirche Sankt Stephanus wurde renoviert bzw. stabilisiert und ebenso die daneben liegende kleine St.Petros-Kirche. Die ganze Anlage wurde in Kriegen geplündert und von Erdbeben stark beschädigt. Es ist alles „touristisch unerschlossen“ wie man so schön sagt. Aber gerade deshalb steht man hier so schön.
Wir fahren weiter nach Echmiadzin, das seit der Unabhängigkeit Armeniens Vagharsharat heisst. Die Stadt ist der Sitz des Katholikus, des apostolischen Oberhauptes der Armenisch Apostolischen Kirche.
Gegenüber dem Eingang zu dem Gelände mit der Kathedrale ist ein großer bewachter Parkplatz, da können wir gut stehen. In der Nähe gibt es auch kleine Lebensmittelgeschäfte. Uns fehlt es an nichts.
Wir schauen uns die Kathedrale an mit dem kleinen angeschlossenen Museum, bewundern die wunderschönen Chatschkar, oder auch Kreuzsteine. Die sind in ihrer Bedeutung ähnlich unseren Grabsteinen.
Wir sitzen schön im Park im Schatten und tratschen mit Armeniern, die fliessend Deutsch sprechen. Es gibt hier einige, nämlich alle die, die früher mal in der DDR gelernt und gearbeitet haben und nach der Unabhängigkeit zu deutschen Firmen gewechselt sind. Ihre Kinder sind z.T. in Deutschland geblieben, manche sind sogar bis Australien gezogen und so wird Armenien durch die Geldüberweisungen der Familienmitglieder im westlichen Ausland wesentlich unterstützt. Ein Großteil ist, so sagt man uns, nach Russland oder andere GUS-Staaten gegangen. Viele leben auch in der EU und USA. Die Elite ist weg, was dem Land unheimlich schadet. Es kommt nicht mehr „auf die Füße“. Der intelligente, gebildete Nachwuchs steht schon in den Startlöchern zum Umzug aus Armenien ‚raus, zu den Familienmitgliedern im Ausland.
So wie wir das Land empfinden, so bestätigen es uns die Einheimischen: die Leute hier sind arm, haben keine große wirtschaftliche Perspektive und liegen ständig noch im Krieg mit Bergkarabach. Auch wenn man in unseren deutschen Zeitungen zu diesem Thema nichts mehr hört, es fliegen noch immer die Kugeln über die Grenzen und Tote werden beklagt.
Die Grenze zwischen Armenien und der Türkei ist geschlossen, sie schaut aus wie früher die DDR-Grenzen mit großen Wachtürmen und Niemandsland. Wobei da drüben ja ebenfalls altes armenisches Gebiet ist. Die Türken sind misstrauisch, was die Zukunft bringt, die Armenier ebenso, den Russen ist es wohl recht so. Und die Türken erkennen den Völkermord an den Armeniern noch immer nicht an. Also alle Grenzen zu, beiderseits. Nur, dass den Armenien das Geld für entsprechende Grenz-Sicherungsanlagen fehlt.
Zwischen dem Iran und Armenien gibt es keine Probleme. Armenien erhält Rohstoffe vom Iran, wie man uns erzählt.
Der Kleinhandel geht von Russland nach Georgien. Russen können visafrei in Georgien ein-und ausreisen. In Georgien werden die Waren von russischen Autos umgeladen in georgische und zum Verkauf nach Armenien geschafft. Georgier haben freien Zugang zu Armenien. So auch geschehen bei Nunu in Stepantsminda.
An den Grenzen hält die russische Armee „ihre schützende Hand“ über Armenien. An der Grenze zur Türkei am Schwarzen Meer haben wir keine gesehen. Zum Iran soll es so sein. Die Bindungen an Russland sind generell sehr eng, ebenso die wirtschaftlichen Verbindungen zu Deutschland. Übrigens, die Aussenpolitik Armeniens ist sehr gut in einem Artikel in Wikipedia beschrieben.
Von Echmiadzin, hier ist es unheimlich heiß aber wenigstens trocken, fahren wir nach Jerewan.
Jerewan, angeblich die älteste Stadt der Welt.
Wenn man uns fragt, ob es noch Radiosender gibt? „Im Prinzip, ja“, aber nicht mehr DAS Radio Eriwan, das ist out. Wir sind aber überrascht, dass es hier so viele fremdsprachige Sender gibt. z.B. französische, englische, russische.
Von Bernd und Bärbel haben wir über Ihre Reiseberichte erfahren, dass es eine Wäscherei in Erivan gibt. Bei uns ist es mal wieder soweit, bevor wir noch nackend gehen müssen. Wir finden sie auf Anhieb und gegenüber ist sogar ein guter Parkplatz. Von dort aus machen wir unsere Stadtbesichtigung, solange die Wäsche gewaschen und getrocknet wird.
Schlendern über den schönen mit Platanen bewachsenen großen Boulevard zur Oper. Der Stadtpark davor ist ganz nett mit den vielen Kaffees aber eigentlich war da gegenüber früher der große Markt, haben wir gelesen. Wir kommen hin und sehen nur Neubauten, noch nicht ganz fertiggestellt. Schade, sicher ging wieder ein Stück Tradition und Geschichte hier verloren.
Es gibt aber hier eine Filiale von MTC, da können wir gleich mal für 1GB eine Internet-Sim-Karte kaufen. Nun sind wir wieder mit der Welt verbunden.
Dann gehen wir weiter, an der Kunst-und Gesangs-Akademie vorbei zu der Kaskade. Die leider schon wieder anfängt baufällig zu werden.
Eigentlich steht ja noch das Historische Museum und natürlich die berühmte Handschriftensammlung, genannt Matenadaran, auf unserem Programm-der Geist ist willig aber das Fleisch in der Hitze zu träge.
Wir sagen uns, dass Museen auch eher ‚was für Schlechtwettertage sind und bummeln nach einem kleinen Mittagessen mit einem sehr guten Bierchen zurück zum Auto.
Die Wäsche ist fertig und wir fahren aus der Stadt in etwas bessere Luft, obwohl Eriwan in Zentrum sehr grün ist: kleine Parks, überall Strassenbäume, hier gefällt es uns ganz gut. Das Zentrum hat einen gewissen Charme bewahrt.
Es geht weiter zum Kloster Geghard.
Das Kloster liegt in einem Talschluss im Gebirge. Ein kleiner Bach fliesst vorbei. Hinter dem Kloster kann man noch eine kleine Grotte besichtigen.
Wir kommen am späten Nachmittag hin, finden mit Ach und Krach einen Parkplatz und sehen, dass die zig Picknickplätze voll belegt sind. Der Rest der Leute kommt mit Omnibussen an. Lagert überall, besichtigt, kauft Andenken bei den vielen Ständen-es ist Ferienstimmung!
Uwe geht schon gar nicht mehr mit hinein in die Anlage. Übernachten können wir auch nicht hier. Entweder sind die Plätze alle besetzt oder unheimlich schräg. So kann man nicht einmal mehr sein Bier trinken. Also gehe ich allein in die Anlage, bewundere die Steinmetz-Arbeiten, die in das Klostergebäude integrierten Höhlen und Felsnischen. Die Stimmung ist durch die vielen brennenden Kerzen besonders schön. Die ganze gut renovierte Anlage ist letztendlich eine der schönsten in Armenien. Natürlich ist das wohl auch Geschmacksache. Ich gehe bald zurück.
Wir müssen ja noch irgendwo die Nacht verbringen.
So fahren wir zu dem nahe gelegenen, im griechisch-römischen Stil erbauten Tempel von Garni. Auf einem Hügel liegt er, mit toller Aussicht in das Tal und die umgebende Landschaft.
Eigentlich ist von dem ganzen Komplex nur dieser im großen und ganzen aus alten und renovierten Teilen neu aufgebaute Tempel im griechischen Stil zu besichtigen.
Generell herrscht auf dem ganzen Hügel ein „archäologisches Chaos“ aus sieben Siedlungszeiten von ca. 300 v.Chr. bis ins späte Mittelalter. Aber die Lage und der Tempel selbst sind sehr schön.
In dem Bäderkomplex der Anlage, lesen wir bei Wikipedia, gibt es eine Inschrift die da heisst: „Wir arbeiteten, ohne etwas dafür zu erhalten“. Das hört sich ganz nach einer modernen Anklage an und man sieht, das gab es früher auch schon: Abzocke am „kleinen Mann“. Weshalb sollte sich die Welt auch geändert haben. Dieses Verhalten ist augenscheinlich über die Jahrtausende hinweg vererbbar.
Vor dem Eingang finden wir in einer Ecke des Parkplatzes noch einen kleinen Platz für uns. Inzwischen wird es schon bald dunkel.
Um 19°° wird die Anlage angeblich geschlossen, um 22° werden die letzten Gäste für ein Trinkgeld eingelassen, um Mitternacht versuchen noch immer Leute, dort eine Besichtigung zu machen, rütteln an den Eisentoren. Die Armenier sind schon sehr speziell!
Von Jerewan aus kann man den Ararat bei gutem Wetter schon sehr schön sehen, aber natürlich wollen wir das Postkartenfoto mit dem Kloster Khor Virap davor. Also fahren wir am nächsten Tag hin.
Es geht durch eine große Obst-und Gemüseanbau-Region. Am Strassenrand sind zig Stände aufgebaut, wo wir uns gleich sehr gut mit dem frischen Gemüse und Obst eindecken können. Natürlich auch mit der „Nationalfrucht“ Aprikose. Ein Gedicht!
Der Ararat versteckt sich zunächst hinter Wolken. Na, gut, dann ist es wenigstens nicht ganz so heiß! Wir sehen es positiv. Gegen Abend verkrümeln wir uns hinter einem Hügel am Rand der Weinberge. Die Aussicht ist schon sehr schön, kein Mensch stört uns hier. Wir hoffen nur, dass es nicht regnet, dann müssen wir wohl weg, es könnte glitschig oder überschwemmt werden.
Am nächsten Morgen fahren wir bei Sonnenschein bis zum Parkplatz unterhalb von Khor Virap. Die ersten selbsternannten Parkplatzwächter, Einweiser, Essensverkäufer sind schon da.
Wir laufen hoch und geniessen die Aussicht. Uwe freut sich besonders, den Ararat so zu sehen, war er doch schon 1970 oben gestanden. Nun freut man sich, dass man im feschen „Rentneralter“ bei schönem Wetter von unten aus die Gipfel sieht und zwar vom großen (5137m) und vom kleinen (3896m) Ararat. Es ist noch heute ein großes Ärgernis der Armenier, dass ihr Nationalsymbol, der Große Ararat, nach dem 1.Weltkrieg mit gesamt West-Armenien der Türkei zugebilligt wurde. Wäre er zur Sowjetunion gekommen, stünde er heute auf armenischem Gebiet.
So pilgern wir zum Kloster Chor Virap, von dem aus das Christentum zur ersten Staatsreligion überhaupt 301 n.Chr. ausgerufen wurde. Unterhalb des Klosters ist ein großer Friedhof. Für viele Armenier ist es eine Sehnsucht, mit dem Blick zum Ararat beerdigt zu werden.
Wir fahren weiter zu dem für uns südlichsten Punkt von Armenien, nach Yeghegnadzor, in dessen Nähe die Reste des Klosters Noravank liegen. Weit hinten im Tal, oberhalb des Flusses Amaghu, thront es in der Landschaft.
Hier einen Parkplatz zu finden ist extrem schwer, Schulklassen, mit dem Bus reisende Armenier, Ausflügler, die zum Picknick kommen, bevölkern hier das Gelände und veranstalten einen mords Trubel. Wir müssen ziemlich weit unten an der Strasse parken und hoch laufen. Es ist eben Ferienzeit.
Die Hauptkirche mit der Vorhalle und die nebenan liegende kleine Mutter-Gottes-Kirche sind wieder sehr gut nach mehreren Erdbeben renoviert worden. Es finden auch wieder einzelne Gottesdienste statt. In dem kleinen Komplex befindet sich ein liebevoll eingerichtetes Museum. Wunderschön sind die alten Steinmetzarbeiten, vor allem die Giebelflächen, die dem berühmten Baumeister Momik zugeschrieben werden, sind eindrucksvoll. Natürlich renoviert, aber sehr gut und nicht „auf neu“ gemacht. Auch die vielen Grabsteine sind recht interessant.
Jetzt reicht es uns langsam mal mit Trubel und armenischen Klöstern, wir sind jetzt aus auf eine gewisse Ruhe und Natur. Muss ja nicht gleich „pur“ sein.
Deshalb fahren wir weiter gen Norden Richtung Sevansee, der südlich noch von einem Gebirgszug mit Hochebenen und viel Viehwirtschaft begrenzt wird. Die Strasse dorthin schlängelt sich durch Dörfer und Städtchen, an Almen vorbei hinauf bis auf ca. 2400m. Unterhalb des alten Übergangs, den auch die heutige M10 nimmt, liegt die
Selim-Karawanserei.
Hier zieht zunächst ein total verrücktes Gewitter über uns hinweg und als es wieder ruhig wird und die Sonne vorkommt, erstrahlt die Landschaft im herrlichsten Licht.
Die Karawanserei selbst ist noch sehr gut erhalten, bietet den Hirten hier oben, wie wir sehen, heute noch Schutz vor Unwettern. Die Tiere dürfen sich nicht mit unterstellen. Allerdings sind, jedenfalls zu unserer Zeit, die Quellen versiegt, es gibt kein Wasser mehr hier oben.
Es dauert nicht lange und die ersten Ausflügler erscheinen. Auch ein paar junge Männer, die hier grillen wollen, aber weder das Holz klein hacken noch anzünden können. Also helfen wir mit Rat und Tat und Zubehör und werden dann als Dank zum Barbecue eingeladen. War sehr lecker!
Am nächsten Vormittag stehen schon bald drei armenische Reisebusse neben uns mit Kindern, mit Rentnern, ein ständiges Kommen und Gehen.
Wir ziehen weiter, über den Pass und sehen schon, Dank der Gewitter gestern haben wir gute klare Luft, den Sevansee unter uns liegen. Wir fahren am westlichen Ufer entlang in das Dorf Noratus.
Dort soll es einen Friedhof mit dem größten Chatschkarenfeld Armeniens geben. Wir finden ihn, ebenso den weiter ausserhalb liegenden Teil neben der kleinen Gedächtniskapelle mit dem schönen Blick auf den Sevansee.
Chatschkaren sind eine Art Grabsteine, Erinnerungssteine, fein bearbeitet, z.T mit Szenen aus dem Leben eines Toten oder an Szenen in seinem Leben erinnernd. Ausserdem stehen hier noch viele verzierte Sarkophage. Die ältesten Gräber des noch „aktiven“ Friedhofs gehen zurück bis in das 10.Jahrhundert. Wir schlendern umher, wollen partout keine dicken Socken oder Kopftücher oder gar gestickte Deckchen kaufen. Es tut uns schon leid, aber wir können nicht immer dazu kaufen, wo sollen wir das alles im Auto verstauen. Es waren sehr gute, selbst gestrickte dicke Schafswoll-Socken für den Winter.
Wir fahren weiter zum Kloster Hayrawank, es ist langsam Mittagszeit und da ist ein kleiner schattenspendender Baum nicht schlecht. Vielleicht finden wir dort sogar ein Plätzchen für die Nacht.
Den Schatten spendenden Baum finden wir, aber kein Plätzchen für die Nacht. An den Picknickplätzen ist „full house“, die vielen Andenkenbuden sind sehr gut besucht, an der Küste in der nächsten Bucht stehen zig. Autos und kämpfen um die lauteste Musik aus den besten Lautsprechern.
So schauen wir uns die kleine Kirche des ehemaligen Klosters an, erfreuen uns an der Sicht auf den See und merken schon wieder, dass wir nun eigentlich genug Kirchen gesehen haben.
Also, jetzt heisst es, sich zusammen reissen und weiter zum eigentlich berühmtesten Kloster am Sevansee, dem Kloster Sevanawank, fahren!
Wir kommen hin, wollen auf einen der großen Parkplätze aber alle sind überfüllt, genauso wie die Zelt-bzw. Campingplätze. Man winkt uns gleich, weiter zu fahren. Machen wir auch. Die Leute zelten schon an der Strasse, unter den größeren Bäumen am Parkplatz! Hauptsaison eben! Schrecklich. Nee, so nicht! Kloster ade!
Am nördlichen Ende des Sees finden wir, beschrieben im guten alten Internet, direkt am Wasser einen Picknickplatz. Hier gibt es Grillplätze, gemähte Wiesen, Tisch und Stühle, irgendwo angeblich auch eine Toilette und Müllkübel. Hier bleiben wir, unterhalten uns lange mit Deutsch sprechenden Armeniern und haben unsere Ruhe. Die Angler gehen ‚raus mit ihren Booten, manche zelten gleich am Wasser. Aber abends geht noch ein schweres Gewitter runter, jetzt sind nicht einmal mehr die Kühe unterwegs, die Angler kommen bei dem Wetter natürlich auch hastig vom See zurück. Am nächsten Tag lacht wieder die Sonne. Und wir bleiben noch einen Tag an diesem idyllischen Ort.
Dann machen wir uns auf, das letzte Strassenstück in Armenien unter die Reifen zu nehmen.
Über die so genannte Klosterstrasse wollen wir zurück nach Georgien fahren.
Ziel ist die Kathedrale von Odzun, aber „man“ mag uns hier entlang der M6 wohl nicht so richtig. Als wir zur Kathedrale kommen ist sie von rot/weissen Plastikbändern umgeben, alles ist eine Baustelle, der Zugang verboten. Schade. Wir essen zu Mittag mit dem Blick über das ganze Tal und fahren weiter zum Kloster Sanahin.
Mit Glück finden wir noch bei den ganzen Andenkenbuden einen kleinen Parkplatz und gehen in das Klostergelände hinein, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Die Gebäude sind nicht nur alt, sie „fühlen“ sich auch steinalt an (ca. 10.Jahrhundert). Man fühlt hier regelrecht, wie sie die Zeiten überdauert haben. Es ist düster hier, morbid, mächtig, erdrückend. Die gedrungenen Säulen, die alten Kapitelle, der Fussboden des Gawit, der Vorhalle, die der Begräbnisort der damaligen Familie aus dem Hochadel war, sind beeindruckend. Die großen schweren Grabplatten zeugen davon, dass diese Anlage schon etwas besonderes ist. Es ist gefühlsmäßig ein Ort des Todes, nicht der einer Kloster-bzw. Kirchenanlage mit bemerkenswerter Architektur.
Wieder anders ist es im nicht weit entfernten Kloster Haghpat.
Zunächst kommt man durch ein Industrieviertel der Stadt Alawerdi mit den Wohnsiedlungen der Arbeiter, die sind nicht gerade erbaulich! Dann geht es hinauf in das Dorf Hagpath. Alawerdi war früher eine große Bergbaustadt, wo Kupfer verhüttet wurde, später große Kupfer-und Chemiekombinate angesiedelt waren. Diese wurden dann schon unter der Zugehörigkeit zur UDSSR komplett geschlossen. Die Stadt leidet schwer an Arbeitslosigkeit und das sieht man hinter jeder Ecke! Nach der Selbständigkeit Armeniens wurde es dann noch schlimmer, die ganze Region verarmte und hofft inzwischen auf Tourismus, der Geld bringen soll.
Hagpath liegt auf einer von Flussläufen tief zerfurchten Hochfläche, was während der Fahrt schöne Ausblicke auf das ganze Tal gewährt. Am Ende des Dorfes erreicht man dann endlich die Klosteranlage Haghpatavank.
Wieder sind Reisebusse da und es bedarf schon viel Zeit und Geschick, Fotos von der Anlage ohne lauter gestylte, rotleuchtende Damen zu machen. Z.B. die Damen aus Russland. Die mitteleuropäischen sind meist eher gedeckt gekleidet, was das Fotografieren sehr erleichtert.
Auch hier sind wieder sehr schöne Chatschkars, diese Art Gedenk/Grabsteine, viele Grabplatten und eine wunderschöne Kuppel zu bewundern! Alles wurde bereits um 1000n.Ch. fertig gestellt. Sicherlich auch ein Kraftakt. Die Kirche, der Glockenturm, die Gawits machen einen freundlicheren Eindruck hier wie in Sanahin. Es ist wirklich schön hier, das Licht macht alles fotogen.
Einen Übernachtungsplatz gibt’s hier aber auch nicht für uns. Entweder ist das Gelände sehr schief, eingezäunt wegen der Ziegen und der Kuh oder voll geparkt. Die Armenier haben nämlich zwar alte aber zahlreiche Autos!
Von anderen Reisenden wissen wir, dass man fast am Ende der Strasse der Klöster, schon fast in Georgien, bei Akhtala, das Kloster Akhtala besichtigen und dort auch übernachten kann.
Die Strasse zum Kloster ist wegen Bauarbeiten für die nächsten Tage, Wochen?, nicht befahrbar, man müsste einen großen Umweg in Kauf nehmen. Das brauchen wir nun wirklich nicht. Zum guten Schluss, am letzten Tag in Armenien, stehen wir auf einem an eine Ruine grenzenden Sportplatz von Akhtala. Hier ist absolut nichts los. Wir machen es uns an unserer Ruine gemütlich und fahren am nächsten Tag nach Georgien zurück.
Unsere Berichterstattung geht weiter mit Georgien Teil 2.
Bis dann!