Südamerika

01.01. bis 01.06.2008

Wir müssen also zusehen, daß wir bald nach Buenos Aires kommen.
So fahren wir ziemlich zügig über Porto Alegre zur Grenze nahe Sarandi nach Uruguay.
Ein Land, das uns im Gegensatz zu Brasilien viel ursprünglicher, natürlicher, aber auch einfacher im positiven Sinn vorkommt. Es ist alles sehr weitläufig, hügelig, unverbaut, der Blick kann in die Ferne schweifen. Man sieht ganze Nanduherden an der Straße, die sofort flüchten wenn man zu nahe kommt. Große Rinderherden weiden rund um einsam liegende große Estancias. Man könnte dieses Land fast mit manchen Gebieten in Argentinien vergleichen.

Über die Grenze hinweg führt unsere Straße durch einen Nationalpark, der uns an Norddeutschland erinnert: Marschland, von Kanälen durchzogen, Möven, Enten, Reiher, großen Rinderherden, Baumgruppen, die die Bauernhäuser(Estancias) vor dem Wind schützen sollen. Durch diese Landschaft kommen wir zu dem alten Fort Santa Teresa, das sich sehr schön zum Verweilen eignet. Auch hier kommt man sich vor wie in Europa. Wir überlegen, gleich hier zu übernachten, fahren dann aber doch weiter ans Meer, nach La Paloma. Auf den schönen Leuchtturm müssen wir natürlich hoch, die Strände sind herrlich, hier kann man sich gut „verkrümeln“ und es ist nicht allzu voll.

Aber es kommt vieles anders als man denkt. Im Internet-Cafè trifft es uns:
Per mail ruft uns unser Sohn umgehend nach Hause zurück zu Mutter.
D.h. für uns über Nacht auf den nächsten Campingplatz (laut und scheußlich), morgens sofort losfahren nach Montevideo, dort bekommen wir aber keinen Direktflug nach Europa.
Also gleich weiter über die Fähre rapido von Colonia nach Buenos Aires. Von Walter&Christa hatten wir die ideale!!! Adresse vom „Deutschen Sportverein“ in Bs.As.-Lomas de Zamora. Ihnen sei heute noch herzlich gedankt! Wir melden uns dort bei den überaus lieben Leuten an, Andres empfängt uns, Laura besorgt uns fünf Minuten später eine Taxe zum Flughafen. Die Rucksäcke sind schon gepackt. Die Schalter sind abends aber alle schon zu. Also gleich morgen früh wieder hin und am nächsten Tag sitzen wir im Flugzeug und sind über Paris am wieder nächsten Tag in Berlin.

Innerhalb vier Tagen sind wir von La Paloma nach Bs.As., haben unser Camionetta sicher untergebracht, sind in Berlin gelandet und konnten Mutter noch sehen und betreuen.
Es bricht für uns eine schwere und sehr traurige Zeit im winterlichen Berlin an. Dann sind wir noch 14 Tage zu Hause in Fürstenfeldbruck und so ziemlich vier Monate später fliegen wir wieder zurück nach Buenos Aires.

Wir bleiben beim Club noch eine Woche stehen und ruhen uns aus, fahren mit der Bahn nach Bs.As. ‚rein, treffen nette Leute, versuchen abzuschalten. Zwischenzeitlich haben wir unsere ursprüngliche Heimreise per Schiff natürlich storniert, die nächste Heimreise lassen wir erstmal noch offen, müssen zur Ruhe kommen und alles überdenken. Doch dann wird es uns irgendwie klar, Ende Juli fahren wollen wir heimfahren, es ist nicht mehr so, wie es sein sollte.

Manches braucht Zeit und wir werden sehen, es ist gut so.

Als nächstes aber wollen wir doch noch Uruguay ganz in Ruhe und hoffentlich sorgenfrei bereisen. Wir haben Glück, obwohl der Herbst/Winter jetzt Mitte Mai langsam Einzug hält, ist es die ersten 14 Tage noch sommerlich warm. Wieder geht es mit der Fähre zurück nach Colonia, diesmal aber mit dem langsameren, gemütlicheren Schifferl und im Yacht-Club von Carmelo finden wir einen herrlichen Stellplatz. Die Arbeiter wintern ein, wir sind sonst ganz alleine bis auf vier Hunde, die sofort da sind, wenn bei uns ein Kochlöffel klappert. Sie wissen ganz genau, daß dann gerecht geteilt wird, jeder bekommt sein Stückchen Fleisch mitgebracht. Was will man mehr! Wir fahren den Rio Uruguay nordwärts bis Nuevo Berlin-viele Einwohner winken uns zu und wir stehen am Fluss und geniessen die Aussicht auf diese weite Landschaft, die Abendstimmung und die herrlichen Sonnenuntergänge. Schöne Herbstabende ohne Mücken bei einem Gläschen Wein!

Über Paysandu mit seinem kleinen aber schönen historischen Friedhof fahren wir nach Salto.Hier bleiben wir für ein paar Tage in den nahe gelegenen Thermen: sie sind einfach aber sehr nett.Das Wasser ist von sehr heiß bis gemütlich, es gibt sogar ein schönes neues Schwimmbad. Wir treffen deutschstämmige Landwirte mit denen wir uns nett unterhalten können und so manches über ihr Leben hier erfahren. Aber es gibt ja noch mehr Thermen, z.B. die etwas edleren von Arapay am Rio Arapay.

Es ist riesige Freizeit- und Thermalbad-Anlage mit großen Schwimmbecken, Hallen mit Thermalwasser, Restaurants, Läden, einem sehr großen Campingplatz. Hier treffen wir Claus und Ana aus Itajai/Brasilien, mit denen wir schöne Abende im und ausserhalb vom Wasser verbringen. Leider vertrage ich dieses Wasser hier nicht so gut. Nun wollen wir noch zum nächsten Bad, nach Dayman. Aber hier ist schon fast Winter, Läden sind geschlossen, Teile der Thermalbäder sind auch geschlossen. Wir stehen auf dem Posta del Dayman: Camping mit eigenem kleinen Thermalwasserbecken. Aus jedem Wasserhahn auf dem Gelände kommt heisses Wasser! Am zweiten Abend zieht ein heftiges Gewitter über uns hinweg, wir können zusehen, wie das Thermometer fällt! Und durch den starken Regen und Sturm fallen auch die Blätter.

Jetzt ist Winter! Und das warme Wasser aus den Leitungen tut gut. Auf der Ruta 31 fahren wir durch ruhige, beschauliche Landschaft an großen Viehherden vorbei in das kleine Städtchen Tacuarembo und weiter zu dem nahegelegenen Freizeitgelände des Balneario Iporá. Wir ziehen jetzt die Campingplätz vor, denn sie haben fast alle warme Duschen und auf jeden Fall Strom. So können wir ganz bequem heizen, denn am Abend ist es schon empfindlich kühl!

Über Minas de Corales, wo noch Reste alter Minen zu sehen sind-wir fahren aber mehr wegen der Landschaft hin- führen uns kleine Straßen an den Tafelbergen von Cuniapiru vorbei. Rinderherden werden hier zusammen getrieben, Gauchos sind unterwegs mit ihren Pferden nach Irgendwo, die Straße führt an sehr großen Estancias vorbei mit z.T. Sehr schönen Eingangstoren, immer wieder vertreiben wir Nanduherden.
So kommen wir langsam nach San Gregorio de Polanco am Rincon de Bonete, einem sehr großen Stausee.

Es gibt hier riesige Campinplätze, Freizeitanlagen, Bootsverleih, Restaurants, Kioske, Pferdeverleih- aber zur Zeit ist alles, aber auch wirklich alles geschlossen, keine Menschenseele weit und breit! Und wir sind hier auf einem schönen Platz mit der einzigsten Steckdose, die noch funktioniert. Das hat uns ein zweiter Einsamkeitsuchender gesagt, der plötzlich wie aus dem Nichts erschien! Am nächsten Tag war auch er weg, vielleicht waren wir zwei ihm schon zu viele Leute!

Das Städtchen mit seinen hübsch bemalten Häusern ist wie ausgestorben: ein paar Schüler, ein kleines Restaurant, zwei Lebensmittelgeschäft, ein Stand mit Obst und Gemüse für die Einheimischen-mehr nicht. Den Strand haben wir für uns allein, aber! Es schaut nicht nur aus wie im „Hohen Norden“ es ist auch genauso kalt trotz Sonne!

Mit der Balsa gratuito fahren wir dann nach Blanquillo, weiter auf der Ruta 43 nach Cerro Chato und mal wieder zu einer Tankstelle, diesmal bei der Mühle von der Stadt José Pedro Varela.
Manchmal denkt man, es hat noch Zeit, ein Nachtplätzchen zu suchen, dann passt einem nichts „in den Kram“, dann bleibt eben nur eine Tankstelle mit Strom und damit abendlicher Heizung!

Am nächsten Morgen fahren wir durch die Lande von Aiguá nach Rocha. Natürlich müssen wir zu Uruguays höchstem Berg und seine Besteigung erkämpfen!
Der Cerro Catedral ist 518m hoch, seine Schlüsselstelle ist der Viehzaun, der ihn schützt! Aber der Blick ins Land bis zum Atlantik, wo wir heute noch hin wollen, ist wunderschön!