Kaukasus

Teil 6: Russland

vom 01.08.2014 bis 15.08.2014

Ein herzlicher Abschied folgt von Nunu in Stepandsminda. Wir sind uns gegenseitig sehr ans Herz gewachsen. Es war unheimlich schön bei Ihr, danke Nunu.

Bei herrlichem Wetter ziehen wir los, Tal auswärts gen Russland. Die Strasse ist sehr gut, langsam kommen wir an die engste Stelle des Tales und genau dort war vor wenigen Monaten Schluss, da kam eine riesige Mure aus einem Seitental herab, hat alles verschüttet, der Fluss wurde aufgestaut. Die Situation war ziemlich kritisch und sehr schwierig zu meistern. Gott sei Dank gab es wohl „nur“ einen toten LkW-Fahrer-schlimm genug.

Georgier und Russen haben gemeinsam die Strasse nach zwei Monaten wieder befahrbar gemacht, d.h. „Strasse“ ist derzeit etwas übertrieben, aber immerhin, man kommt inzwischen sehr gut durch.

Man sieht die Mure noch, sie ist unheimlich mächtig und furchterregend!

Es folgt ein kleiner LkW-Stau, wir mittendrin, bald kommen wir zum überdachten Abfertigungsgebäude der Grenze von Larsi. Die Georgier stempeln uns gleich ab, und schon stehen wir am Tor nach Russland.

Die russische Zöllnerin kämpft freundlich und heldenhaft gegen alle Fahrer, die hier ‚rumstehen und quatschen und die nicht alle ständig umherlaufen sondern an ihren Autos stehen bleiben sollen. Natürlich schafft sie es nicht, sie bleibt weiter freundlich und hilfsbereit und spricht sogar fliessend Englisch.

Irgendwann kommt jemand und schaut in unsere Kabine und ist begeistert, andere von Zoll und Militär wollen auch noch schauen, Lkw-Fahrer kommen auch noch dazu, niemand will hier ‚was verpassen. Die Grenze ist ausgesprochen kurzweilig. Die Papiere, die wir ausfüllen müssen, geben sie uns in Deutsch oder Englisch. Also auch kein Problem.

Viele Armenier, die oft Deutsch sprechen können, unterhalten sich mit uns, es ist recht interessant: die Arbeitsbedingungen, Familie, Kosten der Lkw’s, Fahrstrecken usw. Der Zöllner schaut am Computer in unsere Papiere und stellt fest, dass wir ja letztes Jahr auch schon so lange in Russland waren. Auch er spricht Englisch. Also kommt das Übliche: wo wart Ihr, wie war es am Baikal, wo geht Ihr diesmal hin, hat es Euch so gut gefallen, was ist denn so schön in Russland, usw. Die deutschen Fussballer und letzten Spielergebnisse der Bundesliga kannte er besser wie wir. Und so kann ein Grenzübergang doch etwas länger dauern. Schön war er-wann kann man das schon mal wieder sagen.

Nun können wir weiter.

Das erste kaukasische Seitental rechts nach Guli wollen wir hinter fahren, schauen, wie es auf der russischen Seite des Kaukasus aussieht und dort übernachten. Wir müssen an einem Schlagbaum stoppen. Die Russen sind wie immer sehr freundlich und machen uns klar, dass man hier die Grenze entlang nur mit einer Genehmigung fahren darf. Woher nehmen…?

So fahren wir eben weiter, machen am Fluss Mittag und kommen bald nach Wladikawkas.

Wir brauchen einen Automaten zum Geld ziehen und eine Internet-sim-Karte.
Die Bank per Naiv angezeigt, wechselt nicht, hat auch keinen Automaten, der große Supermarkt hat auch keine Automaten, aber eine junge Frau ist dort beschäftigt, die gut malen kann und genau weiss, wo sie wohnt! Sie zeichnet uns einen perfekten Stadtplan auf, so dass wir das Wechselbüro mit Faustskizze und Navi gut finden. Rubel haben wir also erstmal. Nur bei der Sim-Karte hab ich wohl nicht aufgepasst. Sie ist sehr billig, dafür aber auch nicht für ganz Russland, sondern nur für das Gebiet Wladikawkas. Pech gehabt, selber schuld.

Über Pjatigorsk, durch die wenig bewohnte Kalmückensteppe fahren wir weiter. Übernachten auf Autostojankas, kaufen Obst, Gemüse und Honig von den Leuten am Strassenrand. Das Land ist braun, abgeerntet, eine augenscheinlich riesengroße Kornkammer. Wir überqueren auf zahlreichen Brücken das Fluss-und Seen-System der Peka Manych. Gott sei Dank ist schon August; es ist zwar sehr heiß, dafür hat es hier aber um diese Jahreszeit keine Mücken mehr!

Bald kommen wir in die Gegend von Elista, der Hauptstadt des Oblast Kalmückien.
In Wikipedia steht zur Erklärung der Herkunft des Volkes der Kalmücken:“Die Kalmücken sind das einzige buddhistische mongolisch-sprachige Volk in den Grenzen Europas.“ Dschingis Khans Nachkommen haben sich mit den damaligen von ihm unterworfenen Völkern vermischt, manche, wie die Kalmücken leben heute noch nach ihren alten Traditionen in einer eigenen, autonomen Teilrepublik Russlands, eben in Kalmückien.

Übrigens gibt es 21 autonome Teilrepubliken in Russland, was politisch und verwaltungstechnisch sicher nicht immer einfach ist.

Wir merken schon langsam, dass wir Elista näher kommen. Vermehrt stehen mongolische Jurten in den Dörfern, buddhistische Tempel lassen viele Fähnchen in der Tradition des tibetischen Buddhismus wehen. Man kommt sich richtig komisch vor, wie in einer anderen Welt, einer rein asiatischen, wobei alle hier Russisch sprechen.

Die Stadt ist angenehm, die Menschen sehr freundlich. Etliche grüßen uns. Wann kommt hier schon mal ein Tourist hin. Dennoch, vor dem Haupttempel oder auf dem großen Platz im Zentrum wollen wir auch nicht zum Übernachten stehen. Das schaut uns nach „Laut“ aus. So stellen wir uns in eine Seitenstrasse schräg gegenüber der Polizei.

Zwei Portiers aus dem Haus dahinter kommen zu uns, sehen unsere tibetischen Gebetsfahnen in unserem Auto hinter den Sitzen und, wie es so üblich ist, verbeugen sie sich und halten ehrfürchtig die Fahnen an ihre Stirn.

Sie beobachten uns und als der letzte Chef nach Hause gefahren ist, rufen sie uns auf den Hof hinter dem Haus, bieten uns ihre Toiletten an und sagen uns, dass es ja so viel ruhiger sei. Um 7:00 Uhr aber müssen wir wieder ‚raus auf die Strasse, auf den Parkplatz, da kommt der Chef nämlich wieder zur Arbeit. Das muss man sich mal in Deutschland vorstellen!

Wir streifen durch die Stadt, schauen uns die Tempel an und bewundern das super große Schach-Spielfeld im Zentrum der Stadt. In Kalmückien ist Schach Nationalsport Nr. 1 und schon etliche Schach-Weltmeisterschaften wurden hier ausgetragen. 

Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Wieder geht es durch endlose Steppe und abgeerntete Felder, an Denkmälern zum 2. Weltkrieg vorbei. Hier tobten schon die Schlachten um Stalingrad. Wir möchten nicht im Januar/Februar auf dieser riesigen Fläche ohne Schutz vor dem eisigen Wind und Schneetreiben, diesem unendlichen Frost, mit ganz wenig Essen und Trinken, hier gibt’s fast keine Dörfer, kämpfen müssen! Man wundert sich nicht mehr, dass fast mehr Menschen durch  Erfrieren, Hungern und Verdursten umgekommen sind als durch die eigentlichen Kämpfe. Der Kampf gegen die Natur war sicher der schwerste für alle Beteiligten.

Wir nähern uns dem neu aufgebauten Stalingrad, das heute Wolgograd heisst. Viele Russen sagen aber noch aus Gewohnheit oder Tradition Stalingrad. Das Zentrum gefällt uns sehr, die Aussenbezirke mit den alten, inzwischen halb oder ganz kaputten Industrieanlagen, weniger. Die bringen wohl viel Schrott, was auch seinen Wert hat.

Oberhalb der Wolga, nicht weit von dem Mamajew-Hügel entfernt können wir auf einem Parkplatz, der bei einem Hotel direkt über der Wolga liegt, übernachten. Es gibt also Toiletten und Wasser und wenn wir abends allein stehen, können wir auch duschen. Müssen nur schauen, dass nicht gerade der Security-Mann vorbei kommt.

Natürlich geht es am nächsten Tag gleich zu der berühmten Gedenkstätte, die an den 2.Weltkrieg und den Sieg der Roten Armee über eine „europäische Armee“ unter Deutscher Führung erinnert.

Man geht viele Stufen und dann eine Art Allee hinauf, gesäumt von großen Skulpturen, immer den Blick auf eine der weltgrößten Statuen: „Mutter Heimat ruft“ , mit einer Gesamthöhe, inklusive Schwert, über 82m Höhe, manche schreiben 85m. Sie schwingt das Schwert und ruft zum Kampf gegen jeden, der Russland verletzen will. Auch heute noch. Die Russen sind sehr stolz und pflegen einen großen Zusammenhalt!

Eine ähnliche Figur mit gleicher Intuition steht in Kiew, der sog. „Mutter aller russischer Städte“ nahe bei den Höhlenklöstern über dem Dnepr. Das hat heute wieder während des Ukraine-Kriegs eine sehr große, vor allem brisante Bedeutung!

Aber zurück nach Wolgograd!

Geht man die vielen Stufen hinauf zum Eingang, kommt man an großen, hier nachträglich aufgestellten Mauer-Ruinen des alten Stalingrad vorbei, an denen herausgemeisselte Schlachtszenen und Inschriften angebracht sind. Dazu spielt Musik aus Lautsprechern mit Kampfliedern und originalen Reden. Man hört Kampfanweisungen und Befehle, alte Radioübertragungen, man hört Schüsse, Explosionen, Schreie. Alles, sagt man, wären Originaltöne aus der Zeit der großen Schlacht an diesem Hügel. Leider können wir nichts verstehen.

Unterhalb der großen Frauenfigur ist in den Hügel hinein eine Gedenkhalle gebaut, in der die Wände voller Namen, stellvertretend für die gefallenen Soldaten aller inländischen und ausländischen Kampfeinheiten aufgeführt sind. Im Zentrum der Gedenkhalle steht eine von einer Hand aus Stein gehaltene ewige Flamme. Davor werden Ehrenwachen abgehalten. Natürlich schauen wir dem Wachwechsel mit kleiner Parade um 12°° Uhr zu, so wie zig Russen und andere Europäer, die hier in Urlaub sind. Es wird fotografiert wie verrückt. Die Soldaten spulen ungerührt und ohne eine Mine zu verziehen ihr Programm ab. Zwischendurch wischt Ihnen eine gute Seele den Schweiß unter ihrer Mütze ab und spricht wohl auch von „Durchhalten“. Es ist sehr, sehr warm!

Die letzten Szenen der Schlacht sind in die Aussenwände der Gedenkhalle eingraviert: Abgemagerte, aber doch ein wenig jubelnde Russen, die dazu eigentlich kaum noch in der Lage waren und auf der anderen Seite die Deutschen und andere europäische Truppen, die z.T. nur noch Fusslappen tragen, ausgemergelt und geschlagen in die Gefangenschaft ziehen. Es gab auf russischer Seite in dieser Darstellung keinen heldenhaften Sieg. Man wusste, dass alle Kämpfenden am Ende waren. Die Verluste auf russischer Seite waren sogar wesentlich größer als auf deutscher Seite. Auf dem Weg nach oben zu der Monumentalstatue „Mutter Heimat“ läuft man an den Gräbern der damaligen ranghöchsten russischen Befehlshaber vorbei. Auf einigen Grabplatten liegen frische Blumen.

Von der Statue aus hat man einen tollen Blick auf die umliegende Landschaft, auf die Wolga, die friedlich seit Jahrtausenden, da konnten die Schlachten noch so brutal sein, entlang zieht zum Kaspischen Meer.

Uns ist letztendlich aufgefallen, dass dieses Mahnmal sehr menschlich, ja mitfühlend die Verlierer und sehr zurückhaltend, den Sieg der Russen dargestellt. Die ganze Anlage, die Stimmung in dieser Gedenkstätte, haben uns sehr beeindruckt!

Und wir waren sehr erstaunt, ja erfreut, dass die Russen, die oft genug merkten, dass wir Deutsche waren oder die uns nach unserer Nationalität gefragt haben, so offen und freundlich waren. Nicht nur die jungen, auch die älteren.

Wir schauen uns natürlich noch die „neue“ Stadt Wolgograd an, bummeln über die Prachtstrassen, gehen an die Anlegestellen der Wolga-Schiffe, wo jetzt die Ausflugsschiffe abfahren. Wir fühlen uns recht wohl im Zentrum dieser neu erbauten Stadt, der man es eigentlich nicht anmerkt, dass sie erst ab 1945 neu entworfen und geschaffen wurde. Es gibt viele Parkbänke über der Wolga, wo sich die Leute treffen, Zeitung lesen, mit ihren Kindern sitzen und auf die Wolga schauen, Eis essen oder einfach nur ‚ratschen. Kaufhäuser, kleine Läden, die Oper, die Post usw. „klappern“ wir ab. Hier bekommen wir auch endlich unsere richtige Sim-Karte, die uns wie selbstverständlich auch eingerichtet wird. Mit der Strassenbahn, die im Zentrum zur U-Bahn wird, fahren wir wieder zurück zum Auto.

In Wolgograd wollten wir uns endlich registrieren lassen-eine Aktion für sich. Wir fahren, wie üblich zur Hauptpost. Niemand versteht, was wir eigentlich wollen, obwohl die richtigen Formulare ausliegen.

Ein freundlicher Englisch sprechender Russe hilft uns. Er leitet uns durch die halbe Stadt voraus fahrend zum richtigen Amt. Hundert Menschen stehen hier, haben sich schon Listen gemacht, damit niemand sich vordrängeln kann. Ich wäre die 97. Person gewesen. Natürlich sieht man mir die Touristin an und als sich die Türe öffnet, werde ich gleich herein geholt ins Büro. Ein Englisch sprechender Kollege wird geholt. Alle sind sehr freundlich, gehen zum obersten Chef der Behörde und letztendlich stellt sich heraus: „ Ein Tourist muss sich nur registrieren lassen, wenn er länger als 7 Tage in einem Ort/Stadt verweilt.“ Das ist bei uns nicht der Fall. Also können wir ohne Registrierung durch Russland weiter reisen. „Registrieren“ ist natürlich für manche Institutionen ein gutes Geschäft, in Moskau hat es uns 50.-€ p.P. gekostet! An keiner Grenze, von keinem Polizisten, wird nach einer Registrierung gefragt. Übrigens sind wir auf dieser Reise durch Russland nicht ein einziges Mal weder von Polizei, noch vom Militär, kontrolliert worden!

Wir müssen wieder weiter.

Ganz in der Nähe von Wolgograd (für russische Entfernungen) fliesst der Don. Ein Fluss, den man auch gesehen haben muss. In die Ukraine und zum Don-Delta können wir ja nun nicht mehr hin, da ist Krieg. Aber hier fliesst der Don, noch ziemlich schmal, gemütlich dahin.

Wir fahren durch kleine Dörfer mit den uns schon vom letzten Jahr bekannten Holzhäusern, deren Fenster auch hier mit geschnitzten, blau, grün oder weiss angestrichenen Umrahmungen bzw. Verzierungen versehen sind. Die Nebenstrassen sind auf dem Land oft Erd-bzw. Sandstrassen. Über den Fluss geht eine kleine Autofähre. In der Nähe machen gerade mehrere Paddler Mittag. Ihr Speck, der da auf einem Tisch liegt, sieht richtig lecker aus! Diesmal bekommen wir aber keine Kostprobe-schade.

So geht es nun bei ziemlicher Hitze, es ist August, durch die zunächst ewige Steppe, dann durch Wiesen, Sonnenblumen-, Getreide-und Maisfelder soweit das Auge reicht. Unterwegs übernachten wir auf Autostojankas. Wir kommen durch kleine Städtchen mit in der Sonne glänzenden Zwiebeltürmen der Kirchen, manche sind aus Backstein, andere hellblau/weiss frisch gestrichen. Alle frisch renoviert und sehr schön an zu schauen.

Dann sehen wir etwas abseits einen kleinen See, der von Wochenendausflüglern, Leuten aus den umliegenden Dörfern, vor allem aber von Anglern, besucht wird. In der Umgebung grasen Schafherden. Wir kommen hin und bleiben gleich für ein paar Tage. Es ist sehr schön hier. Kein Mensch kümmert sich um uns, die Plums-Klos sind sehr ordentlich, es gibt einen Wasserhahn. Es ist sehr ruhig. Man kann baden und das alles kostenlos. Und jeden Abend gibt es herrliche Sonnenuntergänge. Ein paar Angler zelten hier, andere haben eine Hütte. Das Gelände könnte auch einem Anglerverein gehören. Wir wissen es nicht, wir sprechen kein Russisch, die Angler NUR Russisch. Uns so lächeln wir uns nur gegenseitig freundlich zu.

Endlich erreichen wir die Stadt Ryazan an der Oka. Bei einem kleinen Hotel im Stadtzentrum nahe dem Kreml können wir auf dem geschlossenen Parkplatz übernachten, Toiletten und Duschen dürfen wir auch benutzen-was wollen wir mehr.

Die Stadt ist seit dem 9.Jahrhundert durchgehend bewohnt, war von großer weltlicher (Handel!) und kirchlicher Bedeutung.
Der alte Kreml, damals der zweitgrößte in Südrussland, ist inzwischen sehr schön renoviert und DIE Fotokulisse für Hochzeitsgesellschaften. Wir haben aufgehört zu zählen, wie viele wir hätten beobachten können. Man kann wirklich sagen, hinter jeder Ecke, bei jedem Torbogen, vor den Kirchen steht ein Brautpaar. Sie nehmen Süßigkeiten, Häppchen usw und Sekt mit, Braut und Bräutigam werden fotografiert, die Hochzeitsgesellschaft amüsiert sich inzwischen. Manche haben dazu noch Musikanten engagiert. Sie sitzen auf kleinen Mäuerchen, auf Treppenstufen und geniessen den Tag.

Wir können viel sehen, beobachten, den neuesten Schrei in Sachen feiner russischer Mode begutachten. Die Kleidung ist durchwegs schön, bei den Damen, ihre Figur weiss Gott nicht immer. Bei den Herren hapert es oft, der Anzug muss wohl eher bequem sein.

Die gesamte Anlage ist mit den vielen Kirchen, einem kleinen Museum, den alten Gebäuden der Zitadelle über der Oka wirklich beeindruckend! Die Stadt selbst haben wir nicht so eingehend besucht und begutachtet. Wir hatten ja mit den Hochzeitern schon so viel zu tun.
Nach einer weiteren Nacht fahren wir los.

Bald erreichen wir den sogenannten Goldenen Ring von Moskau.
Wir sind gespannt auf Sergijew Posad, das ehemalige Sagorsk. Nicht neugierig auf die Stadt, sondern auf das Dreifaltigkeitskloster, um das sich später die Stadt gebildet hat.
Das Kloster wurde von dem Mönch Bartholomäus, der später Sergius von Radonesch genannt wurde, gegründet. Er wurde heilig gesprochen und das Kloster bekam die Bedeutung des wichtigsten Pilgerklosters ganz Russlands. Alle Zaren der Geschichte und auch der heutige „Zar“ Putin pilgern dort hin.

Das gesamte Klosterareal, gegründet 1340, ist von einer hohen Mauer mit zig Türmen, schönen Ecktürmen und einem prächtigen Eingangstor umgeben.

Es gleicht einer Festung, wie fast alle alten Klöster in Russland. Eigentlich ist das überall auf der Welt so. Die Klöster mussten sich schon immer gegen all und jeden verteidigen und waren oft auch für die in der Umgebung lebende Bevölkerung bei Überfällen der letzte rettende Hort. Hier in Russland ist aber fast jedes Kloster in bzw. kurz nach der Oktoberrevolution geschlossen, umfunktioniert zu Lagerbauten, Wohnhäusern usw. worden. Nach dem 2. Weltkrieg, spätestens nach der Liberalisierung in den 1980er Jahren wurde auch das Dreifaltigkeitskloster wieder komplett aufgebaut, renoviert, seine Bedeutung als Kloster anerkannt und der Kirche zurück gegeben.

Im inneren Bereich dieser Anlage hier stehen insgesamt 13 Kirchen! An der Gruft von Zar Boris Godunow, dem größten Förderer des Klosters, läuft man fast vorbei vor lauter Pracht ringsherum. Seine Gruft ist von aussen sehr unscheinbar. Die Schönheit und Pracht der Kirchen ist einzigartig. Gottesdienste werden ständig abgehalten. Das Refektorium und die Zarengemächer waren bei uns leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wir setzen uns hin, beobachten die Gläubigen, die Pilger, die anderen zahlreichen Touristen-Gruppen aus der ganzen Welt. Es sind viele Asiaten hier, die genau so wenig wissen, wie man sich in einem christlichen Kloster derartiger Bedeutung verhält, wie wir es nicht wissen, welche oft spezielle Bedeutung ihre asiatischen Klöster haben und wie man sich dort zu verhalten hat. Natürlich, wir versuchen unser Bestes in ihren Klöstern, ob es immer richtig ist, wissen wir nicht.
Die Asiaten allerdings versuchen es gar nicht erst! Sie sind die reinsten „Trampeltiere“, in ihrem Verhalten und in ihrer Kleidung.

Es herrscht inzwischen ein wahnsinniges Leben und Treiben. Es sind nachmittags so viele Menschen hier, dass wir gar kein heiliges Wasser mehr holen können am Brunnen.
Nahe des Ausgangs trauen wir unseren Augen nicht! Hier, in diesem Getümmel treffen wir den jungen Deutschen, diesmal mit seinen Eltern, der uns vor einem Jahr am evangelischen Kirchengelände von Samara das Tor öffnete und wo wir dann eine gute Woche standen. Wo wir von allen so überaus herzlich aufgenommen wurden. Das Hallo war natürlich groß!

Nach über drei Stunden, es wurde immer voller, gehen wir aus dem ganzen Komplex hinaus zum Auto.
Wir freuen uns schon auf Moskau; es ist ja nicht weit von Sergijew Posad und der Campingplatz im Sokolniki-Park soll ja ganz neu sein!
Gute drei Stunden später sind wir in Moskau auf dem neuen Platz.

Er ist sehr schön im Wald gelegen mit Picknick-Plätzen, Duschen und WC. Fahrzeug inkl. Fahrer kostet 650.-, der Mitfahrer 450.- und der Strom 250.- Rubel. Strom brauchen wir nicht. Es ist alles 24h bewacht, ruhig und gemütlich zum Ausruhen, wenn man aus der Stadt kommt. Bei uns waren das zusammen 24.-€. Nicht billig!
Aber der alte Platz hatte nichts zu bieten, war nicht schön, fast genauso teuer, allerdings näher an der Metro.

Wir sind meist gleich nach links die Strasse entlang, an der Kreuzung rechts bis zur Bus-Haltestelle und von dort über die Strasse und durch den Park und zur Metro Sokolniki-45 Minuten. Man kann aber wohl auch mit der Strassenbahn fahren, die man vom Platz aus nach links gehend finden soll. Wir haben es nicht ausprobiert.

Hauptziel war diesmal der Kreml, den wir letztes Jahres nicht mehr besichtigt haben.

Also mit der Metro hin, bis Biblioteka, dann runter zum Eingang. Hier ist alles super durchorganisiert: Eintritt nur Kreml, Eintritt Diamanten-Show, Eintritt Museum, Eintritt alles komplett, usw.. Wir wollen alles, was es im Kreml „für das Volk“ zu sehen gibt, anschauen, also müssen wir auch alles bezahlen. Bei uns umgerechnet ca. 25.-€ p.P. Und es hat sich gelohnt!

Über vier Stunden sind wir umhergewandert, haben diesen unheimlichen Reichtum bewundert, die wunderbaren Kirchen mit den goldenen Altären und Ikonostasen, die Gemälde, die herrlichen Bauwerke, die kunstvoll verzierten und vergoldeten Kuppeln der Kathedralen, die Museen, die Sicht über Moskau. Wobei leider, leider die Prachträume im Inneren des Großen Kremlpalast und des Senatspalast, die zum Amtssitz des Präsidenten gehören, das Arsenal usw. für uns Touristen verschlossen bleiben. Hier gibt sich nun „Zar“ Putin die Ehre. Angela durfte aber auch schon da ‚rein.

Natürlich waren wir auch im Museum, wo man die vielen gegenseitigen Geschenke der Kaiser/Könige und Fürstenhäuser der ganzen Welt bewundern kann, die alten Kutschen, Kleidungen der Herrscher und Herrscherinnen (Katharina war mal ganz schlank, aber dann! Und die „große“ Katharina war sehr klein!). Die Throninsignien, die Kronen usw. von Zar Peter, von Katharina und, und, und. 

In der speziell gesicherten Rüstkammer und dem Diamantenfonds liegen natürlich die wertvollsten Diamanten und Schmuckstücke. Unter anderem auch der Orlow-Diamant mit knapp 190 Karat aus dem Zarenzepter. Graf Orlow war ein großer Verehrer, so sagte man damals, von Katharina. Der Schah-Diamant, ein Geschenk des Schah von Persien an den Zaren Nikolaus I. im Jahr 1829 kann ebenfalls bewundert werden. Daneben in Reinheit und Größe einzigartige Rubine, Saphire und Smaragde und wie sie alle heissen-immer edel und einzigartig. Hier liegen natürlich auch die Zarenkronen, die Zepter usw.

Man braucht viel Zeit für den Kreml und sollte in der Früh gleich bei den ersten Besuchern dabei sein, wenn möglich nicht in Ferienzeiten.
Der Kreml ist einzigartig!

Noch etwas durch die Stadt bummeln, mal wieder ins Moskauer GUM Schaufenster anschauen. Wo man sowieso nichts kaufen kann/will denn die Preise und die Nobel-Geschäfte sind fast die gleichen wie auf der ganzen Welt. Na, gut, Schuhe mit vergoldeten Absätzen, Abendtäschchen mit edlen Steinen besetzt usw. gibt es vielleicht nicht gerade überall, aber in Paris z.B. schon.
Nein, diesmal kauf ich mir auch keinen 3-5 Karat-Ring mit ein paar Rubinen und auch keine Stilettos mit 20cm-vergoldetem Absatz. Im Bolschoi-Theater findet heute keine Premiere statt, also brauch ich nichts Neues.
Das Bolschoi-Theater sieht von aussen aber im russisch klassizistischen Stil sehr schön, ja, edel, aus. Über dem Eingang mit den acht griechischen Säulen thront eine Quadriga. Der Bau könnte auch in Wien, Paris, Berlin oder in London stehen. Leider können wir das Theater heute nicht besichtigen.

Am nächsten Tag gehen bzw. fahren wir in weniger bekannte Stadtteile, mit ebenfalls tollen Prachtstrassen. Anschliessend suchen wir den bekannten „Gourmet-Tempel“ von Jelissejew an der Twerskaja-Strasse, der innen und aussen komplett im Jugendstil erbaut wurde.
Von aussen können wir nicht viel sehen, denn das Haus ist komplett eingerüstet und verhangen weil es renoviert wird. Beinahe sind wir vorbei gelaufen. Wir fragen schnell eine sehr gut gekleidete Russin, eine arme Frau vom Land weiss es eher nicht, und sie weist uns den Weg. Es ist ein wunderschönes Geschäft mit auserlesenen Lebensmitteln, vorwiegend natürlich aus Russland, aber auch mit ein paar Spezialitäten aus der ganzen Welt.
Na, ja, etwas müssen wir natürlich auch kaufen: Sekt, wunderbar eingelegte Fischhäppchen und natürlich geräucherten Omul. Können wir dies Jahr nicht zum Baikalsee, muss der Omul eben über Moskau zu uns kommen. Gute russische Cervelat-Wurst kommt auch noch in den Wagen, ein paar leckere Salate; und dieses alles hier ist wirklich besonders gut, noch besser wie auf dem Land. Aber auch ohne Gourmet-Tempel verhungert man nicht in Russland. Ganz im Gegenteil, man muss den Bauch schon ziemlich zähmen, so, dass er nicht ausartet. Es schmeckt ja alles so lecker! Und so muss es heute ‚was besonderes sein. Uwe hat ja schliesslich Geburtstag-eine „Schnapszahl“ obendrein.

Schön langsam tun uns schon die Füße weh. Es fängt an zu regnen. Also geht es in die nächste Metro und eine ¾ Stunde zu Fuss zurück zum Auto. Endlich können wir unsere frisch erworbenen Köstlichkeiten „vernichten“. Ja, es ist ein Genuss.

Am nächsten Tag fahren wir weiter gen Westen. Zunächst kommen wir durch das neue Moskau mit tollen Brückenkonstruktionen und supermodernen Hochhäusern in den Aussenbezirken, den Satellitenstädten. Vorbei an Einkaufszentren deren Größe niemand in Deutschland je gesehen hat, vorbei am Media-Markt, an Ikea, an Baumärkten, an den großen Autohäusern, die augenscheinlich nur ihre Luxuskarossen anbieten. Vorbei an kleinen Kaufhäusern, Märkten und Marktständen und wir sind ausserhalb der Stadtgrenzen.

Ein Kloster wollen wir uns aber noch zum guten Schluss ansehen; es ist das Kloster Istra nahe Moskau.

Der alte Kreml mit der Klosteranlage ist schon zu zweidrittel fertig renoviert, leider gibt es noch immer viele Baustellen. Aber man bekommt schon einen Eindruck von der Schönheit des ganzen Ensembles. Die Kathedrale ist fertig und die Kuppeln leuchten schon sehr prächtig in der Sonne. Im Innern ist alles in Gold, Hellblau und Weiss gehalten. Es lohnt sich auf jeden Fall dorthin zu gehen!

Es wird renoviert, konserviert, es wimmelt nur so von Arbeitern. Schlag 12°°, zur Mittagszeit, kommen sie alle an wie Ameisen mit roten oder orangenen Helmen und drängen in die Kantine. Es war lustig, dem zuzuschauen.

Das war nun unser letztes Kloster und unser fast letzter Tag in Russland. Einmal übernachten wir noch auf einem Autostojanka.

Wir haben uns für die Zukunft vorgenommen, wieder nach Russland zu fahren. Etliches wollen wir uns noch anschauen. Es wird aber dauern, bis wir dieses schöne Land mit den überaus freundlichen Menschen wieder sehen werden. Und natürlich müssen wir hoffen, das die Politik uns Touristen weiterhin freundlich gesonnen bleibt.

Und nun geht es weiter mit Teil 7 und damit dem letzten Bericht von unserer Reise in den Kaukasus.