Iberische Halbinsel

1: Iberische Halbinsel

Teil 1 Anfang Februar bis Anfang Mai:
Deutschland, Frankreich, Spanien/Biscaya, Portugal

Am 04.09.2010 sind wir von Indien kommend in München gelandet. Dann kam die Hektik mit dem Kauf eines neuen Autos, unseren Toyo in Bremerhaven in Empfang nehmen, gleich wieder verkaufen, die Kabine vom Toyo auf den neuen Ford setzen, noch einmal in Berlin vorbei schauen und am 08.11.2010 fahren wir endgültig für dieses Jahr nach Hause.
Ende November kommt der erste Schnee und damit beginnt auch die lange vermisste Advents-und Weihnachtszeit.
Endlich kann ich die Wohnung dekorieren, schmücken, Kerzen anzünden, Stollen und Plätzchen backen. Bald steht auch wieder die schöne duftende Tanne im Zimmer.
Unsere Kinder, Freunde, Bekannte kommen vorbei und es gibt viel zu erzählen.
Natürlich müssen Mutter und Sohn bald Kracher kaufen! Das neue Jahr 2011 soll gebührend empfangen werden!

Und bald geht es wieder los!
Anfang Februar 2011 sind wir schon wieder in Berlin, feiern Geburtstage, schauen uns bei dem herrlichen, wenn auch sehr kalten Wetter, Berlin an. Geniessen die Familie Teil II und am 03.03.2011 sind wir bei unseren Freunden in Müllheim. Fasching ist!
Die alemannische Fassenacht erleben wir am Faschingssonntag in Neunburg, nicht weit weg von Müllheim. Einen Tag später brechen wir auf.

Es ist der 07.03.2011.
Wir riechen schon den Frühling; es geht über die Grenze nach Frankreich!
In Ecuisse ist es an den Schleusen noch sehr kalt, hat aber keinen Frost mehr!
In Jarnages stehen wir schon eher „urlaubsmäßig“ an einem kleinen Weiher. Geschützt vor dem Wind, von der nachmittäglichen Sonne angelacht, sitzen wir in unseren Gartenstühlen und geniessen mit einem Glas Wein in der Hand das Leben. Das hatten wir allles schon lange nicht mehr so erlebt. Da denken wir an die Stellplätze und das Essen in Indien, die letzte Reise wird wieder in Gedanken neu erlebt. Und wieder, immer wieder, stellen wir fest: Welch ein Unterschied!
So ein Glück, dass der Klapperstorch uns zur rechten Zeit über Deutschland oder sagen wir Europa fallen liess!

Noch ein Tag und wir sind in der Nähe von Royan am Atlantik, in St.George de Didonne.
Man mag es kaum glauben. Nun ist es noch so früh im Jahr und doch sind die Plätze an der Strandstrasse alle besetzt. Also gehen wir auf den Stellplatz in der Stadt.
In Blaye haben wir Glück und stehen unterhalb der Burg von Vauban direkt an der Gironde.
Wir bleiben paar Tage zumal ja am Samstag Wochenmarkt ist und nicht weit weg gibt es losen Wein zu kaufen. Die Burg ist groß und eindrucksvoll, wir bummeln hier lange umher. Das Wetter ist richtig toll. Mittags sitzen wir mit kurzen Hosen vor dem Auto und lassen uns von der Sonne verwöhnen.
Dann ziehen wir langsam die ganze Atlantikküste hinunter bis Biarritz.
Bei Hendaye gehen wir nach Spanien rüber. Es regnet inzwischen viel, ist ungemütlich zwischendurch. In den kleinen Städtchen an der Biscaya sind wir die einzigen Touristen, kein WoMo in Sicht und wir können wunderschöne Plätzchen finden.
Die Picos de Europa schauen mächtig in ihrer weißen Pracht aus aber zum Wandern geht da wohl noch lange nichts. Wir haben eben noch Winter.
Östlich von Gijon geht es gen Süden, an Leon vorbei, an Zamora vorbei und bei Miranda do Douro gehen wir nach Portugal. Das Wetter ist sehr schön, am Tag sehr angenehm aber nachts noch kalt.
Dennoch, wir geniessen das Wetter und die langsam erwachende Natur: die zart grünen Weiden,
die ersten Grashalme auf den Weiden und die zig kleinen wilden Narzissen in der Serra da Estrella, die sich gegen Sturm, Schneereste, Tauwasser tapfer behaupten. Sie sind in ihrer Zartheit so schöne Frühlingsboten!
Von den Bergen führt uns unser Weg nach Coimbra, wo das Wetter leider nicht so toll ist. Und zu allem Überfluss ist die Universität aussen auch noch eine einzige Baustelle.
Wir ziehen weiter nach Batalha und stehen gleich um die Ecke vom „Mosteiro de Santa Maria da Vitória“, der eigentliche Name vom Kloster von Batalha. Es ist Samstag und wir kommen gerade noch recht, um auf den Wochenmarkt am Stellplatz zu kommen. Das Wochenendessen mit gutem Fleisch, frischem Gemüse, Kräutern und frischem Obst ist „gerettet“.
Die Kultur kommt hier natürlich nicht zu kurz:
Zwischen dem 14.-und 16. Jahrhundert wurde an dem Kloster gearbeitet. Es ist ein Dankeschön an die Jungfrau Maria, dass sie den Portugiesen in der Schlacht gegen Kastillien den Sieg ermöglicht hat.
Die Architektur, die Steinmetz-Arbeiten, die vollendeten gotischen Formen machen es nicht umsonst zum UNESCO-Weltkulturerbe. Man muss sich Zeit nehmen, viel ist hier zu entdecken!
Das muss natürlich erhalten werden und so ist es verständlich, dass man an das Kloster anschliessend gleich eine Schule für Steinbildhauer eingerichtet hat.

Nach soviel Kultur brauchen wir wieder etwas Natur. Wir wollen an den Atlantik.
Unser nächstes Ziel ist die geschichtsträchtige kleine Stadt Nazaré mit der Oberstadt Sitio, die gleichzeitig auch ein bedeutender Wallfahrtsort ist. Nach Sitio fährt eine Zahnradbahn hinauf und sie nimmt auch Fahrräder mit. Hier oben ist die kleine Stadt mit Wallfahrtskirche, der schönen Plaza vor der Kirche, die alte Burganlage und die Ortschaft selbst einen schönen Ausflug wert. Im Fort steht heute ein Leuchtturm, der Farol de Nazaré. Der Blick auf die Küste ist fantastisch.
Man kann natürlich auch mit dem Auto hierher fahren. Wenn es nicht gerade stürmisch ist, kann man hier oben sicher ein Plätzchen für die Nacht finden.
Wir bleiben ein paar Tage in Nazaré, radeln nach Sitio, zur Markthalle, zum Strand, kommen an der alten Stierkampfarena vorbei und an den Resten der alten Stadtmauer. Die Restaurants am Strand sind noch geschlossen, die WoMos stehen alle auf dem hässlichen Sand-Platz zwischen Markt und Bibliothek. Auf unserem kleinen Camping sind wir tagelang die einzigen Gäste und werden von der Wirten liebevoll gedrängt, ihren äusserst schmackhaften Kuchen zu probieren, ihre original portugiesische Suppe zu testen und ihren schmackhaften Wein vom eigenen Weinberg zu geniessen. Wir fühlen uns so richtig wohl.
Aber wir wollen ja nicht hierher umziehen, wir wollen dann doch weiter. Natürlich mit dem Versprechen, mal wieder vorbei zu schauen. Was wir ganz sicher tun wenn wir erneut nach Nazaré kommen.

Wir fahren nach Fátima mit der bekannten und wichtigsten Wallfahrtskirche Portugals und einer der bedeutendsten in der katholischen Glaubenswelt. Laut Wikipedia ist der der Kathedrale gegenüberliegende Neubau die „viertgrößte katholische Kirche der Welt und der bislang größte Kirchenneubau des 21. Jahrhunderts (2009)“. Der Platz zwischen der Kathedrale und der neu erbauten Kirche soll der größte der Welt sein.
Es ist alles riesig groß. Wer an das Wunder von Fatima glaubt, wird Erfüllung, Trost und Hoffnung erfahren. Uns hat es hier nicht gefallen-dennoch war es sehr interessant.

Da ist doch die Fahrt zur und in die Grutas de Mira de Aire in der Serra de Aire nahe Porto de Mos
viel schöner! Wir waren ganz wenige Leute, die hier die Führung mitgemacht haben. Verstanden haben wir wenig, weil alles nur auf portugiesisch ging, aber es war sehr schön und dank der fünf Brocken Englisch, die der Führer konnte, sehr lustig. Es lohnt sich, diese Höhle zu besuchen (im Gegensatz zur Höhle von Nerja, Spanien). Die Fahrt durch die Sierra de Aire allein ist überhaupt sehr lohnend.

Wir fahren noch weiter bis Obidos und gehen auf den hässlichen Stellplatz beim Viadukt. Wobei der abendliche Blick und der abendliche Gang durch die Stadt sehr schön ist. Es ist nicht weit von hier
und das versöhnt. Wenn es nicht so voll ist, dann ist es sicher auch viel schöner hier. Jetzt stehen wir „ein bei ein“. Erstens haben wir Wochenende, zweitens ist morgen Palmsonntag, d.h. die Osterferien haben begonnen.
Am nächsten Morgen gehen wir schon auf die Stadtmauern von Obidos, streifen durch die Stadt, entdecken viele Winkel, Sehenswertes, Erstaunliches, an dem die Gruppentouristen vorbei rennen.
Für sie sind die Ansichtskarten und die Souvenirgeschäfte das Wichtigste.
Um 11 Uhr „flüchten“ wir aus dem Städtchen und fahren nach Peniche ans Meer zu den Klippenanglern. Hier kann man schauen, wandern und gemütlich Mittag machen.
Abends zeigt sich dann mit aller Macht, dass wir Wochenende haben.
Die Ü-Plätze, offiziell oder inoffiziell füllen sich mit einheimischen WoMos, vollgestopft mit der ganzen Familie.

Über Ericeira mit seinen herrlichen Stränden fahren wir nach Mafra. Wir wollen uns den Palacio Nacional de Mafra schauen, den größten Schloss-und Klosterkomplex von Portugal.
Leider kommen wir wegen der Öffnungszeiten und des Gottesdienstes etwas in Stress. Wir haben Palmsonntag! Dennoch ist es ein Erlebnis. Und Portugal kann immer wieder ein lohnendes Reiseziel für Kunst und Kultur sein. Der Palast läuft uns nicht weg, dann kommen wir wieder, aber sicher nicht in der Osterzeit.
Wir beschliessen, ans Cabo Roca zu fahren und dort in freier Natur zu übernachten. In dieser Zeit haben allerdings viele andere WoMo-Fahrer die gleiche Idee. Manglaubt gar nicht, wie viele Portugiesen mit WoMos unterwegs sind! Unglaublich.
Dennoch geniessen wir den Sonnenuntergang, den Abend, obwohl es sehr frisch ist. Nichts ist mit draussen sitzen!

Am nächsten Tag sind wir schon in Lissabon, auf dem inoffiziellen Stellplatz beim Yachthafen am Seefahrer-Denkmal.-

Wir haben Glück, wir finden einen Platz „in der ersten Reihe“ mit direktem Blick auf die vorbeifahrenden Schiffe. Die Stadt ist überfüllt.Wir stehen alle eigentlich auf einem „Denkmalplatz“. Zu den Feiertagen wurden wir aber freundlicherweise toleriert. Die Polizei lässt uns Touristen gewähren.
Natürlich sind wir auch schon eine Woche vor Ostern hier. Ab sofort darf man sich auch nicht mehr von der Stelle rühren, sonst ist der Platz weg.
Die Perle Portugals, wie die Portugiesen Lissabon nennen, lohnt immer einen Besuch:
Es ist eine sehr schöne Stadt mit Flair, der Stellplatz sehr gut: am Auto vorbei geht der Radweg am Tejo entlang in alle Richtungen. Paar Meter weiter ist die Fähre an das gegenüberliegende Ufer. Überall kann man den Müll entsorgen.
Mit dem Rad oder der Strassenbahn/Bus ist man bald im Zentrum.
Am gegenüberliegenden Mosteiro dos Jéronimos oder am nebenan liegenden Seefahrer-Denkmal kann man seine Stadtbesichtigung beginnen.
In der Stadt gibt sehr gutes preiswertes Essen, viel zu sehen und wenn man nicht gerade zu Ostern da ist, wo pro Tag allein schon 4-5 große „Traumschiffe“ anlegen, dann ist es auch nicht ganz so voll.
Der Camper-Platz und Umgebung beherbergt mindestens 100 WoMos, die Gauner haben das auch mitbekommen und besuchen nachts die im Dunkeln, d.h. ohne Laternenbeleuchtung, stehenden WoMos. Der Polizei reicht es auch mit uns allen, das artet für die langsam in Arbeit aus.
Und welcher portugiesische Polizist will schon arbeiten!
Insgesamt bleiben wir zwei Wochen in Lissabon. Das reicht uns dann.

Wir gehen weiter: Über die Brücke, am Christo vorbei fahren wir nach Setubal und dort mit der Fähre nach Sol Tróia. Eine schöne Fahrt, auch das Wetter hat sich wieder gefangen.
Nun geht es die ganze herrliche Küste entlang Richtung Süden:
Porto Corvo, Cabo Sardao, wo sich die Störche in den Klippen ihre Nester gebaut haben, nach Monchique in das Mittelgebirge, weiter nach Pontal Carrapateira wo wir ab hier bis Sagres die schönste Atlantik-Steilküste überhaupt finden. Und wir finden immer Plätzchen, auf denen wir fast allein stehen! Hier kommen die „Yoghurt-Becher“ nicht hin!

Die Algarve fahren wir durch, und bald sind wir wieder in Spanien, in der Kleinstadt Palos de la Frontera, wo Kolumbus sein letztes Gebet gesprochen haben soll, bevor er nach „Indien“ fuhr.

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