Marokko

Tarfaya – Antiatlas – Hoher Atlas – 11.01.2009 bis 01.02.2009

Wir fahren also vom großen Salzsee zurück gen Norden, gehen noch einmal auf den schönen Stellplatz über dem Oued Fathma, fahren noch einmal nach Sidi Ifni. Dort laufen die Plätze mit den Campern fast über.

Jetzt ist so richtig „WoMo-Überwinter-Hochsaison“ der Franzosen und Deutschen, die an der Küste jeden Platz auf den Klippen und jeden Campingplatz bevölkern. Unvorstellbar!
Einmal noch quetschen wir uns auf den Platz in Sidi Ifni. Dann beschliessen wir, in Agadir unsere Wein-und Bier-Vorräte richtig aufzustocken und in den Antiatlas zu flüchten.
Auf Umwegen arbeiten wir uns zunächst nach Tiznit vor. Es ist ein Wahnsinn: vor dem offiziellen Campingplatz an der Stadtmauer stehen bald die WoMo’s an und warten auf frei werdende Standplätze, wir kommen etwas früher, nichts ahnend, und dürfen uns für eine Nacht auf dem freien Innenhof hinstellen, dann bekommen wir unseren Standplatz ebenfalls zugewiesen. Man steht hier nebeneinander wie auf einer Camper-Ausstellung! Letztendlich erleben wir hier doch eine schöne Zeit, lernen nette Franzosen kennen, Deutsche und den „Haus-und Hofmaler“. Der Marokkaner arbeitet den ganzen Tag hintereinander weg: bemalt sehr schön die Motorhauben von den WoMo’s, Aussenspiegel, Antennen, usw. mit den für Marokko klassischen Motiven: Also mit dem „blauen Tuareg“, den „Baumziegen“, Dromedar vor Palme, Dünen/Dörfer/Kasbahs. Das Geschäft brummt.

Jeden Tag kommen Handwerker aus der Stadt auf den Platz: neue Antennen werden angepasst, alte repariert, Stereoanlagen in den Autos und die Autoradios werden repariert, Markiesen und Polster erneuert, Schuhe massgenäht, Kleider massgeschneidert. Manche lassen sogar nach Muster angefertigte schmiedeeiserne Gitter für zu Hause anfertigen, die sie dann im Anhänger Heim transportieren.
Die Marokkaner arbeiten schnell, sehr ordentlich, korrekt, schön und natürlich überaus preiswert!
Wir sind doch sehr erstaunt über alles. Wie jeder hier, kaufen wir uns eine Tajine und lassen für ein paar cents die Schuhe besohlen, das war’s für uns.
Und natürlich gehen wir auf den fast drei Tage dauernden Wochenmarkt!
Ein Überfluss präsentiert sich uns: Berge von Orangen, Clementinen, Zwiebeln, Karotten, Kräutern!
Herrlich anzuschauen und zu kaufen! Wir kochen jeden Tag gute Sachen! Zum Frühstück gibt es leckere Kekse, um die Ecke ist der Bäcker! Was will man mehr! Ja, und die alte Moschee, der Bazar, die Medina innerhalb der Stadtmauer sind auch sehr schön, hinter jeder Ecke gibt es Überraschungen! Es ist soviel los, es gibt viele nette Leute, das wir aufpassen müssen, wieder weiter zu kommen. Wir werden direkt liebevoll „vereinnahmt“, denn es ist allen unbegreiflich, dass wir Tiznit mit seinen Geheimnissen nicht kennen?!
So verbrachten wir tatsächlich 5 Tage in Tiznit!
Das hat gereicht und wir machen uns endlich auf den Weg nach Tafraoute im Antiatlas. Wir fahren über Ait-Baha, Targa-n-Touchka, an Lezzit vorbei und kommen bald auf einen Pass, von dem wir nicht mehr wissen wie er heisst. Aber wir wissen, wie der Blick hinunter nach Tafalt ins Tal der Ammeln ist! Es ist Sonnenntergang, die letzten Bergspitzen werden angestrahlt, der Blick ist fantastisch!
Am frühen Abend sind wir in Tafraoute.

Ein kleines Kaff, sandig, stürmig, hässlich, aber der etwas ausserhalb liegende Platz „Tazka“ an der Hauptverbindung nach Tiznit ist günstig hinter einer hohen Mauer gelegen, hat WiFi, sehr saubere Duschen und WC. Die Lage des Ortes aber ist ideal: man kann wandern gehen auf den Hausberg, eine sehr schöne Tagestour durch Blöcke querfeldein auf den „Gipfel“, man kann ihn auch umrunden! Wir fahren mit dem Fahrrad durch die Dörfer, zu den „Blauen Steinen“, den „Les Peintures“.
Dann starten wir endlich unsere „Schluchtenrundfahrt“, sie ist kurz aber vom Feinsten:
Wir fahren über Ayerd in die Gorges de Ait-Mansour mit wundervoller Palmenoase in tiefem Canyon, hinter Aguerd Imlal finden wir unseren Weg zu den Felsgravuren von Ukas. Eine Nomadenfrau mit ihren Kindern zeigt uns die Gravuren, leider können wir nicht miteinander reden. Wir fahren von der Piste zurück auf die Strasse und weiter durch die Schluchten von Timguelchte. Es gibt schon lange Schatten, es ist Feierabend im Tal, die Sonne erreicht hier kaum noch den Grund der Schlucht. Dann kommen wir durch die dritte Schlucht von Tizerkine. Über ihrem Ende thront der alte, verfallene Ksar von Taghaoute.

Nach der letzten Schlucht kommen wir auf das Hochplateau bei Tasserirt, die Sonne scheint uns wieder und es gibt einen schönen Blick in das Tal von Tafraoute. Eine super Rundtour!
Die Pisten sind nur mit geländegängigem Fahrzeug zu befahren, deshalb treffen wir praktisch keinen Touristen mehr hier. Sie kehren alle am Eingang zu den Gorges de Ait-Mansour um, denn hier fliesst ein kleiner Bach über die Strasse.
Alles ist gekocht, alles, was wir wollten, ist im Internet erledigt. Unseren „Nachbarn“, Kanadier, geht es ebenso und so stellen wir uns jetzt gemeinsam ausserhalb der Stadt, ohne Camping, frei in die Landschaft und geniessen es!

Nach zwei weiteren Tagen geht jeder seiner Wege: Wir fahren weiter von Tafraoute über Igherm nach Taliouine. Die Strecke führt sehr ursprünglich durch Wüste, Steppe und Flussoasen. Wir kommen durch sehr nette Dörfer, es geht immer wieder über kleine Pässe, durch Täler, in denen gerade in der Gegend Olivenernte ist, durch Kasbahs und Ksars, die teils bewohnt, teils unbewohnt sind.
Eine schöne Strecke, die uns letztendlich nach Taliouine führt. Auf dem Camping steht noch ein WoMo, es ist sehr kalt, der Blick schweift über die ganze Oase. Am nächsten Tag begutachten wir noch von aussen die wunderschöne, renovierte Kasbah, die jetzt ein Hotel ist.

Heute, da haben wir Glück, ist Markttag, der hier noch sehr original stattfindet.
Der Esel ist öfters als Transportmittel zu sehen und die Männer können auch gleich die Tragetaschen anpassen lassen. Es gibt steinerne Mühlsteine zu kaufen, frisch geschlachtetes Fleisch, Obst und Gemüse von den Bauern. Schrauben, Nägel, Draht, Wasserschläuche, Töpfe, Batterien, Spiegel, alles was man im Haushalt und auf seinem Bauernhof so baucht. Die Einheimischen laufen auch noch sehr oft in ihren Kapuzenkaftanen herum, was man in Touristengebieten seltener sieht.
Auf dem Weiterweg Richtung Taroudannt sehen wir wohl den letzten Baum mit Baumziegen. Wir fotografieren und laut fluchend versucht ein Ziegenhirt hinter uns her zu kommen und Geld zu kassieren: nur für seine Ziegen auf dem Baum! Es MUSS der letzte Baum mit Ziegen sein! Jetzt dürfen die Ziegen nämlich nicht mehr die Früchte fressen. Heutzutage wird das sehr, sehr teure Arganöl aus den Früchten gepresst und verkauft. Eines der teuersten Öle überhaupt, nicht nur in Marokko.
In Taroudannt übernachten wir wie alle anderen Camper an der Stadtmauer gleich neben dem Nobelhotel. Die Stadtmauer ist sehr imposant, der Blick von oben geht bis in den verschneiten Hohen Atlas. Auf dem Basar gibt es noch viele Handwerksbetriebe und wir haben etwas weiter sogar einen Trödelmarkt mit Secondhand-Verkauf gesehen! Unvorstellbar, was da sogar noch verkauft wird! Bei uns würde man den Schrott nicht mal mehr anfassen! Von wegen „Wertstoffbörse“!!
Bald machen wir uns wieder auf den Weg, das Wetter könnte nicht schöner sein!

Wir wollen über den Tizi-n-Test in den Hohen Atlas! Da müssen das Wetter und die Strassenverhältnisse optimal sein!
Es geht stetig bergauf, an Dörfern vorbei, die die Wintersonne geniessen. An einzelnen Bauerngehöften vorbei, die alle ihre Fernsehschüssel auf dem Dach montiert haben, kommen wir auf den Pass und schauen auf die noch dick verschneite Nordseite des Gebirges. An der Strasse liegen Schneereste, weiter unten ist in den Dörfern alles matschig. Am Nachmittag sind wir über Asni in Imlil, dem Bergsteigerdorf für die Besteigung des Tschebel Doubkal, angekommen. Hier ist noch tiefster Winter, die Strassen und Plätze sind zum Teil vereist. Eine Nacht bleiben wir hier oben, dann fahren wir weiter. Man kann derzeit nichts unternehmen, alle Wege sind verschneit. Es war bzw. ist ein strenger Winter.
Über Tahanaoute fahren wir meist auf Asphaltstrasse, manchmal auch auf Piste durch herrliche Gebirgslandschaft nach Tadmamt und biegen bei Ait-Lekak ab zum Wintersportzentrum Oukaimeden.
Das wollen wir uns denn doch nicht entgehen lassen! Es ist toll: es gibt einige kleine Schlepplifte, Skilifte, einen Sessellift auf über 3000m, mehrere Rodelbahnen. Natürlich auch Hotels und Restaurants. Überall kann man sich Schuhe (der 10. Generation), passende Ski und Schlitten ausleihen.
Die reichen Marokkaner und ihre Kinder sind mit Eifer dabei. Die verschleierten Damen sitzen auf den geliehenen Schlitten und schauen dem Treiben zu. Die moderneren gehen spazieren. Die Tageskarte kostet umgerechnet 5€! Natürlich für das ganze komplette Lift-Angebot!
Es ist DAS Skigebiet von Marokko.

Durch das Ourika-Tal fahren wir dann doch runter in wärmere Gefilde und kommen nachmittags in Marrakesch an. Einen Tag stellen wir uns auf den riesigen und teuren Campingplatz am Stadtausgang Richtung Westen, denn wir müssen noch ordentlich einkaufen, waschen, duschen, Wäsche waschen, uns sozusagen bevorraten für längere Zeit! Warum?