Südamerika

18.07. bis 29.07.2007

Unser Weg führt uns nun etappenweise durch La Paz, der Weg nach El Alto ist blockadefrei.
Je weiter wir nach oben fahren um so mehr sehen wir Militär. Auf El Alto herrscht das pure Chaos. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind auf dem Weg zum Zongopass. Es ist noch ziemlich früh. Wir fahren zum Chacaltaya hoch, mit uns sind noch etliche La Paz’er unterwegs, am Ende der Piste liegt Schnee. Da fahren wir dann nicht mehr weiter, machen Mittag mit aller herrlichster Aussicht: Von weitem grüßt der Titicacasee auf der einen und von der anderen Seite der Illimani. Drüben steht der Huayana Potosi. Nach dem Mittagessen geht es weiter zum Zongopass. Es hat sich viel verändert seit damals! Die Mine Millumi ist aufgegeben, unterhalb vom Pass stehen Häuser für die Gruppenreisenden zu ihrem Sechstausender. Am Pass selbst steht eine ganz neue große „Hütte“. Auf einmal, wir betrachten gerade unseren „alten“ Weg zum Potosi mit dem Fernglas, sehen wir, dass am Ende der Moräne, am Gletscheranfang, eine große Hütte in 5100m aus Natursteinen steht. Dieses Jahr reicht der Schnee sogar bis fast zum Pass! Über den Zongopass hinab in die Yungas können wir leider nicht fahren denn die Piste ist von einem größeren Bergrutsch verschüttet, sagt man uns. Nun gut, dann wollen wir von Millumi aus über den Berg nach Tuni in die Chondoriri-Gruppe. Aber oben liegt so viel Schnee, es gibt hohe Schneeverwehungen, da können wir auch nicht durch. Vielleicht müsste man noch 2-3 Tage warten. Wir entscheiden uns, zum Titicacasee zu fahren, nach Copacabana.

Die Strasse führt aus El Alto ‚raus, über den Altiplano und endllich liegt wunderschön der Titicacasee unter uns.
In der Ferne stehen die Sechstausender, im See liegen Inseln verteilt, am Ufer sind die Einheimischen mit ihren Booten unterwegs. Aber Balsaboote gibt es nicht mehr, nur noch für ein paar Touristen. Dann sind es meist normale Boote, die nur mit Balsa verkleidet sind. Wir sind an so einer Werft für „falsche“ Boote vorbei gekommen.
Bald sind wir unten am See, fahren mit der Fähre ‚rüber und kommen, inzwischen ist es schon dunkel, nach Copacaba. Gleich an der Plaza Mayor, vor der Tür von der Polizei bleiben wir über Nacht. Die Stadt ist nett beleuchtet, vor allem natürlich die Basilika. Aber es ist nichts zum Bummeln, denn es ist sehr kalt. Selbst beim Essen im Restaurant nützt der kleine Gasstrahler auch nichts mehr. Da ist eine heiße Suppe eher angebracht!

Am nächsten Tag gehen wir in die Basilika, die Frauen bauen langsam ihre Stände davor auf. Sie fertigen wunderschöne Blütengestecke,-ranken, -buketts und bald verkaufen sie auch etliche. Sie kommen an die meist neuen Autos gesteckt, die heute vor der Kirche von Ordensschwestern gesegnet werden. Sonntags macht es der Pfarrer selbst, lesen wir später. Wir kaufen noch ein, gehen durch die Markthalle und fahren weiter zur Grenze nach Peru.
Wir werden von Polizisten informiert, dass Strasse zur Grenze auf bolivianischer Seite blockiert ist. Na gut.
Was sagen wir immer? „Hin fahren und gucken!“

Von weitem sehen wir schon Autos mehr oder weniger geordnet ‚rum stehen, ein Bus steht quer, am Straßenrand spielen Leute Fußball, Bananachip-Verkäufer sind auch schon da, Rucksacktouristen irren umher.
Die Bolivianer sehen uns, rufen „Alemania“, freuen sich über uns, schieben ein paar Autos auf die Seite und über einen Feldweg mit vielen „Gracias“ und „Hast luegos“ und freundlichem Winken sind wir vorbei.
Bei der Ausreise gibt es ein Problem: der Bolivianer will uns keinen Ausreisestempel ins Carnet geben obwohl wir einen Einreisestempel haben. Er sagt, der Kollege in Villazon hätte das nie machen dürfen! Und er arbeitet schließlich korrekt! Also werden die Vorgesetzten geholt und einer von ihnen ermannt sich, gibt uns den Stempel und wir können endlich weiter.

Die peruanische Seite erledigt alles zügig und unsere letzten umgerechnet 50€cent spenden wir der kleinen heiligen Maria, die (natürlich) beim Grenzer auf dem Schreibtisch steht. Die Wechselstube gleich daneben wechselt uns zu einem ordentlichen Kurs und so können wir sorglos mit peruanischen Soles weiter fahren. Über dem Titicacasee, mit herrlichem Blick auf die Landschaft, die Fischer und Lamaherden, machen wir Mittag. Langsam fahren wir weiter bis hinter Puno nach Sillustani, den sehr schönen Ausgrabungsstätten. Genau am Eingang können wir übernachten.
Die Frauen packen langsam ihre Strickwaren, Taschen und Beutel ein, die sie Tag für Tag den vorbeikommenden Touristen als echte Handarbeit aus dem Dorf anbieten. Dabei ist man ja schon froh, wenn wenigstens die Fabrik in Peru steht und nicht in China. Es fängt an zu stürmen und in der Ferne gibt es Wetterleuchten! Wir erleben eine tolle Wolkenstimmung über der Lagune von Sillustani! Es ist schon fast dunkel, da kommen doch tatsächlich noch ein paar deutsche Touristen im Kleinbus von irgendeinem Hotel und laufen schnell die Ruinen ab. Sie sind auch irgendwie arm dran. Wir geniessen den ganzen nächsten Vormittag die Grabtürme, die Landschaft, den lustigen Ratsch mit den Frauen. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse bewundern wir noch die sehr schön hergerichteten Gehöfte, zahlen aber nichts für ein Foto! Man muss das „Für alles bezahlen“ den Leuten nicht an, sondern versuchen, ab zu gewöhnen. Bald kommen wir endlich durch das Tal des Rio Santa Rosa, über den Pass Abra la Raya (ca.4300m).
Die Leute verkaufen Decken, Westen, Felle, Pullover auf ihren einfachen Ständen.

Wir erinnern uns an unsere Jugend, wo wir noch als Kinder vor 45 Jahren z.B. über das Pardoijoch oder den Falzaregopass mit unseren Eltern fuhren und die Italiener dort auch im gleichen Stil Pullover verkauft haben.
Ein paar Meter unterhalb der Steinmauer von der Passtrasse sitzen Indio-Frauen beim Essen, schon fein gemacht in Tracht für die Touristen, die sicher bald kommen werden. Wir fahren weiter durch dieses schöne Tal bis San Pablo. Hier, direkt rechts am Straßenrand, liegen auch die Tempelruinen von Raqchi. Gleich auf dem Dorfplatz dürfen wir übernachten. Ein schöner Platz. Die Leute kommen vorbei zum Schauen und Reden, die Hunde toben ‚rum, ab und zu werden Rinder vom Feld heim getrieben. Bald räumen die Frauen ihre Touristen-Stände mit Tonzeug, Ketten usw. zusammen, Feierabend. Neben uns im Haus findet noch eine Versammlung statt.
Bald versinkt das Dorf in einen Tiefschlaf.

Am nächsten Tag schauen wir uns die Tempelanlage an. Wir sind ganz alleine, schlendern umher und stellen uns vor, wie es damals, als hier noch alles bewohnt war, ausgeschaut hat. Dann setzten wir uns auf eine kleine Tempelmauer und beobachten, wie die Leute jetzt am Morgen ihre Tiere auf die Weide und an die Tränke bringen und wie sie auf den Feldern arbeiten. Ein herzliches „Bon Viaje“, den „Standlfrauen“, bei denen ich gestern meine Kette gekauft hatte, zum Abschied winken und dann fahren wir weiter mit der Gewissheit, dass sich im Leben dieser Dorfbewohner nicht viel ändern wird.

Wir kommen durch andere Dörfer, deren Namen wir uns einfach nicht merken können, wenn es etwas besonderes gibt, dann schreiben wir ihn gleich auf. So auch den von Quiquijana. Hier ist Sonnatgsmarkt, in dem ganzen Städtchen wimmelt es von Autos und Leuten. Uns fällt es auch besonders auf, weil 90% der Frauen und ein Teil der Männer in ihrer schönen farbenfrohen Tracht unterwegs sind. Ihre Hüte schauen aus, als wenn sie obenauf kleine, bunt bestickte, runde Tischdecken gelegt hätten. Diese Tracht haben wir nur in diesem Tal bis Uro und in der Gegend bis Ccatca gesehen.

Auf dem Markt lassen sich die Leute nicht gern fotografieren, laufen z.T. weg. Diese Scheu haben wir sonst auch nie wieder erlebt, nur in Quiquijana.
Durch das Tal des Rio Vilcanota, eine sehr, sehr schöne Landschaft, kommen wir nach Piquillacta.
Direkt an der Straße begrüßen uns schon die Reste des alten Tempels und Haupteingangs zu der ehemals sehr bedeutenden Garnisonsstadt der Inkas. Rechts geht es gleich einen Feldweg hoch zum neuzeitlichen Eingang.
Wir schweifen umher, schauen uns die Ausgrabungen an, erhaschen einige Worte des spanisch sprechenden Führers einer anderen Reisegruppe. Doch die Munitionslager, die Nahrungsmittelspeicher, der heilige Bezirk, im Innenbereich, die Stadtmauern und Reste der Wohnhäuser sind noch gut zu erkennen und mit etwas Phantasie könnte man sich das Leben hier noch gut vorstellen. Wir sind fast allein, die Touristenbusse rauschen alle vorbei. Gut für uns, aber den anderen entgeht doch manches. Auch der schöne Blick ins Tal.
Das war dann unsere für heute letzte Ausgrabungsstätte.

Heute wollen wir noch Cusco erreichen und endlich in Quinta Lala bei Helmie uns erholen und „restaurieren“ und wieder mal Essen und Trinken im Supermercado einkaufen. Die Waschmaschine läuft auch sehr oft. Der Platz ist leer! Wir sind schon fast enttäuscht, dass wir niemanden treffen.
In der Stadt unten beginnen die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag. Den Anfang machen die Schüler, Lehrer und Studenten mit langen Reden, patriotischer Musik und Aufmärschen. Wie es sich für eine ordentliche „Militär-Republik“
gehört, folgen in den nächsten Tagen die Streitkräfte.
Wir werden 14 Tage bei Helmie und seiner Frau in Cusco bleiben und von Cusco aus natürlich Machu Picchu besuchen!