Südamerika

06.07. bis 18.07.2007

Die Nacht auf der Tankstelle an der bolivianischen Grenze war kalt und ungemütlich.
Wir fahren ohne Komplikationen, mit einem „Gastgeschenk“ von umgerechnet 0,50 €ct. an den Strassenmautposten, nach Villazon/Bolivien.

22 Jahre ist es her, dass wir schon ein Mal in Bolivien waren, zwar nicht hier im Süden aber man merkt doch bald, ob und was sich so alles geändert hat: die Leute haben Fahrräder, früher sind sie gelaufen, es gibt viel mehr Kraftfahrzeuge und damit sind die Pisten miserabel geworden. So auch die Piste nach Tupiza! Wir kämpfen mit extremem „Ripio“ und mit dem Verkehr bzw. dem aufgewirbelten Sand und Dreck! Die Landschaft ist z.T. sehr schön, vor allem im Gebirge. Der Altiplano ist natürlich wie immer: Lamas, ein paar Siedlungen, Straßenarbeiter per Fahrrad, die in einem hoffnungslosen Tun versuchen, die Piste auszubessern. Gegen Abend kommen wir endlich nach Tupiza. Eine kleine verwahrloste Stadt, manche sagen malerisch dazu, zwischen Fluss und Eisenbahn, an der auch das „Hotel Reina Mora“ liegt. Hier können wir mit herrlicher Aussicht über das Tal, Dusche mit WC und mit Frühstück oben neben der Terrasse stehen. Es ist teuer (umgerechnet 10 EUR) aber doch sehr schön. Wenn wir abfahren ist Markttag. In der Stadt wimmelt es von Menschen, die Stände sind voller Gemüse und Obst, mit dem Auto kommt man kaum durch. Solche Märkte gibt es in Argentinien nicht, aber vor Jahren gab es noch Tonwaren, jetzt sind es alles Plastikmärkte. Übrigens hier in der Nähe haben angeblich Butch Cassidy und Sandance Kid ihren Tod gespielt, um dann angeblich in aller Ruhe ihr restliches Leben zu genießen.

Wir wollen nun weiter nach Uyuni. Mal sehen, wann wir bei den Pistenverhältnissen da ankommen.
Bis Atocha geht es durch schöne Täler, hoch ins Gebirge, über etliche Pässe, durch Wüstenlandschaft, an kleinen Dörfern oder Siedlungen vorbei und an Minen. Vor Atocha endet die Piste in einem breiten Flussbett, das z.Zt. fast kein Wasser führt. In der Trockenzeit kommt man die 11km lange Strecke mit Allrad gut durch aber in der Regenzeit ist es wohl schwierig! Atocha liegt an einem Berghang, ohne Baum und Strauch, gegenüber droht die große Mine mit den Abraumhalden. Es ist alles sehr hässlich und total verdreckt. Jeder hofft wohl, dass der Fluss schon irgendwann den Dreck mit sich nimmt. Aber wohin und dann?

Wir fahren weiter auf nerviger Piste mit nun relativ viel Verkehr, der einen ständig einsandet.
Vor Uyuni wähnt man sich in der Sahara! Rechts und links Sanddünen, Sandsturm, große und tiefe Flugsandfelder auf der Piste. Natürlich! Genau hier gibt es Gegenverkehr und wir bleiben bis zur Achse stecken. Aber die LkW-Fahrer, freundlich und hilfsbereit, holen gleich ihre Schaufeln hervor und wir sind wieder frei. Ein herzliches Dankeschön und zwei Flaschen Bier und jeder ist glücklich. So kommen wir nach Uyuni rein und finden auf dem Hof vom Hotel Marith einen Unterschlupf. Eigentlich steht man dort auf einer typischen, bolivianischen Hinterhof-Kfz.-Werkstatt! Strom gibt es, aber wir können ihn nicht nutzen, weil die Steckdosen entweder kaputt oder nicht angeschlossen sind. Nun ja. Unseren schönen Ofen, den POD, können wir auch nicht nutzen, weil ihm in knapp 3700m Höhe der Sauerstoff fehlt!
Also: keine Heizung in Uyuni, aber an die Temperaturen um 0 Grad gewöhnt man sich. Frühmorgens werden wir mit morgendlicher Militärmusik geweckt. Die Jungs marschieren sich ab 7 Uhr warm und wir warten auf die Sonne am Auto. Dann schlendern wir durch Uyuni. Eine Stadt “out of Rosenheim“- ganz schön trostlos aber jeder versucht hier, mit Hilfe der Touristen das Beste daraus zu machen, wohl mit Erfolg. Wir tragen auch dazu bei und buchen nach langem Überlegen im Hostal eine Tagestour für 30 USD p.P. inkl. Essen und Trinken zum Salar. Unser Auto wollen wir doch lieber nicht dem Salz, das in jede Ritze kriecht, aussetzen. Schweren Herzens verzichten wir auf die sternenklaren Nächte auf dem Salzsee. Mit zwei Norwegerinnen und einem Engländer geht es los zum Eisenbahnfriedhof, wo unter anderem die älteste Lok Boliviens und andere Lokomotiven vor sich hin rosten. Dann fahren wir nach Colchani und schauen uns das Hotel de Sal, das Salzhotel an. Manche kaufen hier schon ein kleines Andenken. Endlich geht es richtig auf die Salzkruste des Sees, die an manchen Stellen ganz schön dunkel aussieht, und wer sich nicht auskennt, kann auch ganz schön einbrechen, denn es gibt die Ochos de Sal. Das sind Salzquellen unterirdischer Wasserläufe, die als Ochos an einzelnen Stellen durch die Salzkruste an die Oberfläche kommen. Über dann absolut weißes Salz fahren wir zur Isla Pescado oder auf indianisch Isla Incahuasi. Es schaut aus, als ob im Winter bei uns die Seen zugefroren und leicht mit Neuschnee „überpudert“ sind. Der Himmel ist extrem klar und blau, die Sonne strahlend wie auf einem Gletscher. Die Sicht ist glasklar. Der Blick über den See bis zu den Vulkanen und Bergen im chilenischen Grenzgebiet ist ein absoluter Traum! Die Kulisse wird noch von den großen Kakteen auf der Insel vervollständigt.

Wir wandern über die Insel, können uns kaum satt sehen an dieser Schönheit. Nach einem netten Mittagessen fahren wir dann wieder zurück. Natürlich nicht, ohne eine paar Tüten von diesem sauberen Salz eingepackt zu haben.
Das reicht jetzt bestimmt ein ganzes Jahr.
Wir räumen alles zusammen und am nächsten Tag werden wir das letzte Mal von dem Trompeter und seinem Weckruf aus der Kaserne nebenan aus den Schlafsäcken geholt. Die Soldaten singen mit und marschieren sich warm wie jeden Tag.

Unser nächstes Ziel ist nun La Paz.
Die Piste führt uns in ca. 4000m Höhe endlos über den Altiplano. Es ist erstaunlicherweise viel Verkehr, die Piste entsprechend miserabel. Manchmal haben wir Glück und können das schlimmste „Ripio“ auf „Laterales“ umfahren. Es geht durch kleinere Siedlungen. Meistens kündigt sich jede Siedlung schon an: zuerst sieht man 5-10 Fahrräder,
dann sieht man neben der Straße ganz fleißige Bolivianer, die die Piste reparieren, Sand schaufeln, irgendwelche andere Sachen tun, deren Nutzen wir nicht immer ganz begreifen. Aber, wir sind ja auch nicht von hier. Jedenfalls werden sie für ihr Tun ein bischen Geld bekommen und sie wissen, dass sie wichtig sind. Das ist auch gut so, denn sonst würde es wahrscheinlich noch mehr Unruhen und Strassenblockaden geben. Von denen wir aber bisher noch nicht betroffen waren. Bergauf und bergab kommen wir auf scheußlichster Piste nach Rio Mulatos. Die alte Brücke ist weg, mit der neuen haben sie gerade erst angefangen. Hier jedenfalls gibt es keine Furt. Man bedeutet uns, die Piste nach links den Fluß entlang zu fahren, sie endet im Wasser. Es ist kurz vor Mittag und der Fluß führt viel Wasser durch die Regen-und Schneefälle der letzten Zeit. Zu allem Übel ist der Untergrund schöner weicher Kies. Das Dorf holt ihn zum Zement anrühren.

Mit allem, was Power bringt kommen wir mit Müh`und Not durch den Fluss auf die andere Seite, die Seitentüren halten Gott sei Dank dicht. Im Ort ist dann die Mautstelle, aber kein Mensch ist zu sehen. Also gehen auch wir erst einmal Mittagessen- für umgerechnet ca. 2,5 € inkl. Vorspeise und einem Glas Saft; und es ist wie immer sehr schmackhaft.

Es geht so weiter bis vor Huari, schon am Poopo-See. Zwischendurch treffen wir noch einen Citroen-Fahrer aus Frankreich, er wird sich durch den Fluss ziehen lassen müssen! Vor Huari wir kräftig gebaut. D.h. hier, die ganze Landschaft wird umgewühlt, es gibt zig Umleitungen durch kleine Flußläufe, durch mehr oder weniger tiefen Sand, von den LkWs mit schönen tiefen Spuren ausgestattet. Die Arbeiter zeigen uns, wo wir am besten durchfahren können. Noch ein paar Kilometer, es wird schon dunkel, und wir sind auf der Asphaltstraße nach Oruro/Potosi.
Beim nächsten Straßenmaut-Posten bleiben wir über Nacht stehen. Der Pooposee ist bis auf die Mitte in sehr weiter Ferne fast ausgetrocknet und wir sehen keine der angeblich so zahlreichen Flamingos. Schade.

Auf Asphalt geht es dann weiter nach Oruro, aber soviel Müll und Kloake in und um die Stadt haben wir hier noch nicht gesehen. Lange geht es so über den Altiplano mit Lamaherden, kleinen Dörfer, einzelnen Gehöften. Hinter Patacamaya wird es gebirgiger und was sehen wir? Schnee reicht bis zur Straße runter, die Leute haben Schneemänner und Schneelamas gebaut, Kinder machen Schneebälle. Es ist ziemlich frisch, knapp um die 5°C. Aber es geht schnell, dass der Schnee schmilzt. In der Ferne sehen wir schon die Cordillera Real mit dem Huayana Potosi, 6088m.
Alles ist tief verschneit, schaut toll aus, aber bei den Verhältnissen kommt man nicht oder nur sehr schwer zum Gipfel hoch. Wir hatten damals vor 20 Jahren sehr viel Glück mit dem Wetter, der Berg war uns gnädig.

Bald müssen wir uns durch El Alto quälen: Stau ohne Ende. Zwischen den Autos wird alles, was nur tragbar ist verkauft. Die Kleinbusse, die als Sammeltaxis fungieren, halten jede Sekunde an und schreien ihr Ziel durch die Gegend, solange, bis der Bus voll ist. Aber bis es soweit kommt, steigt schon wieder jemand aus und das Spiel beginnt von Neuem. Letztendlich stehen hunderte Kleinbusse mehr oder weniger herum und machen das Chaos perfekt.
So etwas gibt es nur in La Paz. Dann kommen wir an die Kante, wo es von El Alto auf dem Altiplano hinab geht in den Kessel von La Paz. Ein super toller Blick auf die Millionenstadt hinunter, an den Hängen ziehen sich die Armensiedlungen entlang und über allem leuchtet der Illimani! Und wir haben heute klare Sicht! Wir genießen den Blick, denken an Früher: wie klein dagegen war La Paz vor 22 Jahren und in El Alto gab es nur den Flugplatz!
Auf der „Mautstraße“ stürzen wir uns hinab ins Getümmel und ins Chaos.
Gut, dass wir schon einmal hier waren, so finden wir ziemlich einfach das Valle de la Luna und kurz danach ist gleich die Straße zum Hotel Oberland.

Der Stellplatz ist hässlich, nur Sand, ungemütlich, ohne Wasserhahn. Die Dusche ist erst über etliche Treppen zu finden und eine Dusche für alle ist doch sehr dürftig. Mit Passwort bekommt man aber kostenlos Internet ins Auto. Dabei gibt es etwas weiter gegenüber vom ZOO jetzt einen offiziellen Campingplatz. Keiner hat es gewusst, die sehr nette Touristinformation hat es uns dann gesagt. In der Gegend, jeder Taxifahrer weiß Bescheid, ist ein toller Supermarkt; er heißt „Quetal“ und wir waren öfter dort hin.

Wir haben uns La Paz angeschaut, sind über die Straßenmärkte gelaufen, sind zur Kathedrale San Francisco und ins dazugehörige Museum. Es ist sehr schön und liebevoll eingerichtet und man hat außerdem die Möglichkeit, aufs Kirchendach zu steigen und die La Paz-Welt von oben zu studieren! Das ist recht interessant, so unbeobachtet.
Ins Regierungsviertel, zur Plaza Morillo kommen wir die ganze Zeit nicht, denn die Armee steht da mit Schutzschildern, voll ausgerüstet mit Maschinengewehren. Von El Alto drohen die Mineros mit Streiks und Märschen in die Stadt. Das ganze Land wird z.Zt. von Straßensperren und gewalttätigen Demonstrationen erschüttert.
Die Zufahrtswege werden zeitweise gesperrt. Aber wir haben Glück, es passiert alles zu Zeiten, die uns wenig berühren.

An einem „ruhigen“ Tag fahren wir endlich los. Tschüs sagen, jeder geht seinen Weg, vielleicht kreuzen sie sich wieder, wer weiß. Wir wollen noch einmal Richtung Chacaltaya, Zongopass, und dann durch das Zongotal in die Yungas. Aber bei den Wetterverhältnissen wird es sicher schwer werden.
Unser großes Ziel ist jetzt Cusco/Peru.