Südamerika

07.08. bis 05.09.2006

Am Montag den 07.08.06, das Wetter ist kühl und regnerisch, der Abschied von unserem Jungen ist traurig wie das Wetter und los geht es um 14 Uhr. Was wird uns alles erwarten?
Von Freunden in München haben wir uns schon verabschiedet, nun geht es nach Berlin zur Abschiedstournee Teil 2.
In Tegelort feiern wir noch Uwe’s Geburtstag, Hans und Hannelore sind nicht da, die sind schon seit Ostern unterwegs in Monte. Dann der Abschied von unseren recht betagten Müttern und Tante; ist auch nicht so leicht. Abschied von unseren Freunden aus Wannsee, er hat mit 68 Jahren „keine Traute“ mehr mit zu fahren. Wenn er wüßte, wie alt die Leute sind, die wir treffen werden und mit welchem Elan sie auf Reisen gehen! Dann geht es nach Hamburg, wieder Abschiednehmen vom ehemaligen Klassenkameraden und Freund und vielleicht können wir seinen 30. Hochzeitstag mitfeiern. Wir sind dankbar, dass wir die letzten Tage bei ihm und seiner Frau zu Hause verbringen können. Aber Hamburg-Süd, bei denen wir die Reise mit der Grimaldi-Linie gebucht hatten, „gönnt“ uns die Feier nicht. Der für später erwartete Anruf kommt von Hamburg-Süd: wir müssen am Freitag, 18.09. am Schuppen 48 im Hafen sein. Ab 11 Uhr müssen wir damit rechnen, aufs Schiff geholt zu werden.

Dann ist es soweit. Papierkram gibt es keinen, alles ist bereits erledigt, wir fahren aufs Schiff, die unheimlich nette Besatzung hilft uns, unser Gepäck zu tragen und ab geht es mit dem Fahrstuhl auf Deck 11, dort wo alle Kabinen sind. Unsere Kabine ist sehr schön: zwei Betten übereinander, Dusche und WC, zwei große Schränke, eine Komode, die man zum Schreibtisch umfunktionieren kann, eine Klimaanlage, die wir selbst steuern können. Um 16°° Uhr legen wir bei strömendem Regen ab. Am Schulauer Fährhaus steht kein Mensch.

Elbeabwärts geht es, dann wird es dunkel und morgen werden wir nachmittags in Tilbury, England sein. Ab sofort heißt es Wecker stellen, denn um 7.30 Uhr gibt es Frühstück! So gewöhnen wir uns an den „Arbeits“- und Essensrythmus auf unserem Schiff, der Grande Brasile. Wir fahren unter schwedischer Flagge. Die Offiziere sind Schweden, die Crew und z.T. die zweiten Offiziere sind von den Philippinen. Um 12°°Uhr gibt es Mittagessen, Menü und es ist sehr gut.
Ein Engländer kommt an Bord, James. Er ist 85 Jahre alt und fährt jedes Jahr mit einem Frachtschiff für 8-9 Wochen über die Weltmeere. Wir lernen ihn alle lieben und schätzen. Von Tilbury geht es nach Antwerpen. Dort kommt der „neue“ Kapitän an Bord und wieder Touristen mit ihrem VW-Bus. Es sind Jan und Gerry aus Holland. Wir haben Glück, es sind wieder ganz liebe Leute und sie sprechen sehr gut Deutsch. Jan ist schon 73 und super gut ‚drauf. Weiter geht es.
Der nächste Hafen ist Le Havre. Zwei Spanier stossen zu uns mit ihrer Tischer-Wohnkabine auf einem
Mazda-Pick-Up. Josè versucht uns immer Spanisch beizubringen. Bei Gerry fruchtet es, wir probieren brav und bei James ist es hoffnungslos aber lustig. Jetzt ist die Crew und die Mannschaft incl. Touries komplett. Es kann los gehen auf die grosse Fahrt.

In Casablanca, unserem nächsten Hafen haben wir Zeit für einen kurzen Landgang: bischen Souks, bischen Fischerhafen. Hier ist es ntürlich schon etwas malerischer wie in Antwerpen. Das Ent-und Beladen ist immer sehr interessant. Die anderen Frachtschiffe mit z.T. Stückgut haben natürlich längere Liegezeiten, wir fahren am Abend schon wieder los. Es geht nach Westafrika, Dakar ist der nächste Hafen. Am 01.09. um 18°° Uhr sehen wir Land. Nach dem Abendessen laufen wir um 20 Uhr im Hafen von Dakar ein. Wieder gibt es ein gutes Menue. Natürlich ist sehr vieles aus Büchsen, das Fleisch und der Salat nicht, der Cookie, wie James immer sagt, „my best Friend“, macht das Optimalste daraus. Zum Trinken gibt es abends für jeden einen halben Liter Wein. Wir leben sehr gut, die Crew ist unheimlich freundlich, der Captain bischen ein Rauhbein aber auch total nett. Gerry meint, er kommt eben vom Militär. Ehe wir es uns versehen, legen wir nachts schon wieder in Dakar ab, leider war kein Landgang möglich.

Der nächste Hafen ist Banjul in Gambia, wo wir vormittags ankommen. Mit „Führer“, einem netten jungen Mann, der auch Englisch spricht, laufen unsere Holländer und wir durch Banjul. Es herrscht viel Trubel, Handel und Geschäftemacherei weil die Stadt nur 15 Min. von der Grenze zum Senegal entfernt liegt. Wir schauen uns die „Fischräucherei“ an, die Hauptstrasse, den kleinen überdachten Markt und den Eingang zum Präsidentenpalast. Der liegt gleich am Wasser, ausgestattet mit Hubschrauber, Schnellboot und riesigen Antennen. Der Präsident wird schon wissen, warum.

Das Bakschisch am Ende der Tour war natürlich zu gering, aber das haben wir eigentlich auch nicht anders erwartet. Es ist immer zu wenig. Vor dem Abendessen legen wir noch ab.

Nächster Hafen ist Conakry in Guinea. Unterwegs sehen wir viele Delphine, die um das Schiff springen. Es ist wunderschön anzuschauen. Nach dem Abendessen, es ist immer noch sehr heiss, laufen wir im Hafen von Conakry ein. Der 1. Offizier, Jonas, hat uns vorher schon gebeten, selbst auf unsere Autos aufzupassen weil hier einfach die eigenen Leute nicht ausreichen. Der Hafen ist bekannt dafür, dass alles schnelle Beine bekommen kann. Als wir dann da sind verstehen wir. Nachdem Polizei und Zoll vom Schiff sind, kommen die Hafenarbeiter von Conakry. 50? 100? Oder noch mehr? Sie müssen die Autos vom Schiff bringen, wie auch immer. Was heisst Auto? Zu 90% ist es der absolute Schrott. Teile fehlen, die „Fahrzeuge“ müssen geschoben oder gezogen werden, manche LkW’s werden auf dem Schiff erst in Gang gesetzt, Auspuff? Den gibt es schon lange nicht mehr. Kupplung? Wir, Jan und Gerry, Josè und Irciar sitzen bis nach 23°°Uhr mit unseren Stühlen vor unseren Autos und passen bei einem Höllenlärm und mitten in Abgaswolken auf. Es ist heiss noch dazu, aber ! Es ist auch sehr interessant, was für Autos von welchen Leuten, manche können gar nicht Auto fahren, auf welche Art und Weise aus dem Schiffsbauch gebracht werden! Halb vergiftet und total eingerußt kommen wir gegen Mitternacht in unsere Kabinen.Morgen früh soll es bereits weitergehen nach Freetown, Sierra Leone. Das klappt aber nicht, kein Wunder bei diesen Zuständen. Also legen wir später ab. Bei Frachtschiffen kann das nicht so genau gehen.

Nach dem Mittagessen geht ein sehr heftiges Gewitter, mit Sturm und Regen wie aus Kübeln nieder. Wir liegen solange vor Freetown auf Reede. Die Piloti kommen erst am Nachmittag, erhalten ihre „Friesenjacken“ geschenkt und bringen uns gegen Abend in den Hafen. Hier schaut alles sehr sauber, geordnet und gut organisiert aus. Ob es daran liegt, dass hier fast nur Christen wohnen? Fast die halbe Nacht wird bei ziemlichem Sturm geladen, das ist hier mit dem bordeigenen Kran nicht einfach. Am Morgen ist alles fertig. Wir können zuschauen, wie langsam der Markt aufmacht. Ein grösseres, altes Gebäude gleich am Hafen, erklärt man uns, ist die erste Universität von Afrika gewesen. Nach dem Frühstück geht es auf den Atlantik mit Kurs Brasilien.