Asien,  China,  Tibet

4a: China-Yünnan bis Osttibet

Teil IV a – Südchina/Yünnan
von Mohan (Grenze Laos-China) nach Shangri La (Osttibet)

vom 25.03.2010 bis 04.04.2010

Wir sind wieder zurück aus dem kalten Deutschland und gut in Chiang Mai gelandet.
Unser Auto wurde während unserer Ferien von Jame und seiner Familie bestens behütet.

Natürlich wollen wir nun auch die für uns völlig unbekannten neuen Reisegefährten kennen lernen, die mit uns durch China fahren werden: Uta, Karl-Heinz und Hund Vega.
Zusammen reisen werden wir aber erst ab Luang Namtha in Laos.

Bald nehmen wir Abschied von Jame, seiner Familie und seinem Freund.
Es geht gen Norden nach Chiang Rai, wo wir am ganz neuen weissen Tempel, Wat Rong Khun,
übernachten. Ein wunderschöner, filigraner Tempel. Ganz in Weiss. Ob er in etlichen Jahren noch immer weiss sein wird?
Das Gegenstück, ein Tempel in goldener Farbe, ist noch in Arbeit, aber zwei fertige Gebäude vermitteln uns schon mal einen Eindruck.

Wieder geht es mit der Fähre über den Mekong, die Einreise in Laos ist reibungslos wie immer.
Durch das kurze Stück von Nordlaos geht es schnell nach Luang Namtha weiter, wo sich dann alle aus unserer „China-Gruppe“ einfinden.
Wir stehen gemeinsam oben am Chedi mit schönem Blick auf die Stadt.

Am nächsten Tag fahren wir Richtung Grenze Laos/China.
Nach asiatischer Hektik mit Drängeln und Schubsen haben wir die Immigration von Laos
geschafft, dann kam noch die Customs.
Wir waren drei Autos, jeder erlebte eine andere Form der Abfertigung-so ist Asien.
Es ging alles problemlos vonstatten. Dann noch ein paar Kilometer weiter und vor der Grenze nach China haben wir erst einmal, nicht weit vom Casino mit Spielhölle entfernt, gut übernachtet. Abends kam noch die Polizei und hat Markus, wie er uns erzählt hat, ihre Handy-Nr. gegeben.
Man kann ja nie wissen, meinten sie wohl.
Wir standen etwas abseits, haben schon geschlafen und davon gar nichts mitbekommen.

Pünktlich am 25.03.10 morgens stehen wir vor der chinesischen Grenze.
Drüben in Mohan, auf der anderen Seite winkt uns von Weitem ein weisses Hemd herüber, das muss unser Guide sein.
Die Autos werden an den Reifen von einer dienstbaren Seele kurz per Schlauch angesprüht.
Unseres vergessen sie zu desinfizieren. Oder ist es doch sooooo sauber?
Es ist fast nichts los, höflich, hilfsbereit und zuvorkommend werden wir durch die Immigration geschleust. Nach dem Stress in Laos ist das hier sehr angenehm und lässt uns auf baldige Erledigung der restlichen Formalitäten hoffen.
Vielleicht ist in China doch alles „auf Zack“?
Aber dann, nach kurzer Begrüßung, läuft Guide Nr. 1, Wang, die ganze Zeit zu und durch irgendwelche Ämter; es geht nicht weiter. Er will auf gar keinen Fall, dass wir mit ihm gehen. Es interessiert uns brennend, was für Schwierigkeiten es gibt, vielleicht gibt’s ja auch gar keine, vielleicht ist das normal so?
Dann, sagt er: „Jetzt ist Mittagspause beim Zoll, wir sollten Essen gehen.“

Gut. Unser erstes echtes chinesisches Essen! Es gibt die ersten Hühnerkrallen und „Gockel-Köpfe“.
Die Krallen und die Gockel-Köpfe kann man ja liegen lassen für die Hunde.
Sonst war es sehr, sehr schmackhaft: Suppe, frittiertes Schweinefleisch, viel leckeres Gemüse, Erdnüsse, Reis-der ganze Drehtisch stand voll! Und das Bier ist ebenfalls sehr gut!
Das war schon mal ein guter Anfang.

Anschliessend geht die Warterei weiter. Wang erklärt uns schliesslich, dass wir unbedingt wegen der Führerscheine weiter nach Mengla fahren müssen. Es ist schon später Nachmittag.
Aber ‚was soll’s, wir fahren also von der Grenze bis Mengla um unsere Führerscheine und Nummernschilder dort abholen zu können.
Hoffentlich machen sie nicht inzwischen Feierabend!

Karl-Heinz hat zwar das größere Auto, aber Wang, wie jeder unserer noch folgenden Guides, sitzt bei Markus im kleinsten Auto unserer Gruppe.
Markus wird uns also in den nächsten knapp 4 Wochen als „Pfadfinder“ voraus fahren.

Um 16.30 Uhr treffen wir in dem Amt in Mengla ein, eine Stunde später haben wir alle Papiere.
Wir wollen gleich hier übernachten aber Wang redet uns das aus.

Also fahren wir wieder weiter. Bis Jinghong. Es ist inzwischen Nacht.
Für die nette Beleuchtung in der Stadt und am Flussufer, wie bei uns zu Weihnachten, haben wir natürlich nicht den Blick, die Fahrer sowieso nicht, müssen wir doch Markus mit dem Guide hinterher fahren und gleichzeitig schauen, dass wir unseren „dritten Mann“, Karl-Heinz mit dem LkW, nicht bei dem Verkehr verlieren.
Im Dunkeln kommen wir auf dem „Parkplatz“ auf einer Strasse vor einem Hotel im Zentrum an. Aber wir sollen weiter fahren, das Wachpersonal vom Hotel will uns hier weg haben.
Also werde ich zu Fuss mit Wang diskutable Plätze „abklappern“, nach Durchfahrtshöhe schauen, um Park-Erlaubnis für die Nacht fragen. Der Magen knurrt schon gewaltig.
Am Botanischen Garten werden wir fündig. Dort parken schon etliche städtische Busse.
Der Wächter sagt „ok“. Also alle drei hin.
Gerade fangen wir an, das Abendessen zu bereiten, da wollen uns die Busfahrer weg schicken.
Nein, wir bleiben stur, bleiben stehen, sagen „Gute Nacht“. Wir bleiben, ganz egal was kommt!
Wang ist da keine große Hilfe, wie auch. Er war noch nie mit Selbstfahrern unterwegs.

Dabei, so erklären uns später die Chinesen mit Händen, Füssen und in rudimentärem Englisch selbst, dass auf dem Platz viele öffentliche Verkehrsomnibusse über Nacht parken werden und am nächsten Tag wieder morgens zum Dienst fahren. Augenscheinlich hatten sie also Bedenken, dass wir ihretwegen dann nicht frühzeitig genug weiter fahren könnten.
Die Chinesen denken eben mit und vorausschauend. Es war aber kein Problem, denn wir wollten ja noch morgens einkaufen, Geld wechseln usw., brauchten am Morgen noch länger wie sie.
Es war ein Erlebnis mehr, ein erster eigener Kontakt mit den Chinesen, ohne Führer.
Genau dafür sind wir hier.

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Kunming.
Die Highways, die man nicht immer als solche erkennt, sind sehr ordentlich, kosten aber auch zumindest in Yünnan Autobahngebühr. In Tibet gab es das nicht. Für die gesamte Reise haben wir 365 Yuan Maut gezahlt. (1€=9Yuan) Der Truck kostet natürlich mehr, der kleine Mitsubishi auch manchmal, wobei wir immer im „Konvoi“ fahren. Aber wer weiss schon warum es verschiedene Preise gibt. Letztendlich sind es minimale Einzelbeträge. Die Verkehrsschilder mit Ortsnamen und Kilometer-Angaben sind meist in unserer Schrift.

Wir kommen durch Mojiang, die Stadt am nördlichen Wendekreis. Auch hier sind alle alten Häuser abgerissen und ein netter Park mit einem Globus am nördlichen Wendekreis angelegt. Daneben gibt es ein riesiges Einkaufszentrum mit einem verkleinerten Eifelturm oben auf. Leider haben wir keine Zeit hinein zu schauen und zu bummeln.

In einem kleinen Ort an der G8511, Hund Vega muss unbedingt mal ‚raus, bleiben wir gleich über Nacht stehen. Wang sucht sich ein Guesthouse gegenüber vom Parkplatz. Kinder und Erwachsene kommen, bestaunen unsere Autos und die Wohnkabine. Sie sind genauso neugierig wie wir. Alle sind total offen und versuchen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Aber, aber,…Schade, dass man nicht miteinander reden kann. Zusammen Fussball spielen geht in jeder Sprache.
Und was uns immer mehr auffällt, das sind die vielen Neubauten in allen Städten, die wir passieren. Nicht nur in Mojiang. Wir haben Mühe alte Häuser zu entdecken. Mao hat da augenscheinlich ganze Arbeit geleistet beim Vernichten der chinesischen Vergangenheit.

Am nächsten Tag heisst es, wie die ganzen nächsten Wochen lang, dass der Wecker zwischen 6 und ½ 7 Uhr klingelt, um spätestens 8 Uhr starten wir.
Morgens die erste Frage an unseren Guide: „Wo übernachten wir heute?“
So können wir selbst Einfluss nehmen auf die Distanzen, die wir bewältigen können und wollen. Wir haben ja alle noch unseren Haushalt, und müssen schon auf vernünftige Ankunftszeiten am Tagesziel achten, wenn wir dazu auch noch etwas sehen wollen.
Wir gehen auch möglichst täglich einkaufen, da bekommt man den besten Kontakt zu den Einheimischen, sieht vieles und erlebt einiges.
Ja, ein kleiner Stau gehört auch meist zum Tagesablauf. Und mit Wang auch ab und zu ein kleiner „Verhauer“, der uns dafür sehen lässt, wie es abseits der Hauptstrassen aussieht.

Für Kunming haben wir dann zu Wang gesagt, dass wir möglichst unten am See stehen wollen, denn in den Städten ist a) die Luft sehr schlecht und b) muss Hund Vega Auslauf haben. Aber auch hier gibt’s wieder Schwierigkeiten, da weder Hund noch LkW erwünscht sind.
Nahe der Omnibusendhaltestelle vom Bus Nr. 73 findet Wang einen Platz für uns, wo z.B. die Schulbusse usw. am Tag parken und wo es Toiletten und Wasser gibt. Wir sehen hunderte von Kindern im wahrsten Sinne des Wortes vorbeimarschieren! Aber alle sind fröhlich, machen keinen „kaputt gedrillten“ Eindruck-nun, sie kennen es nicht anders.
Der Platz ist sehr gut für uns: bewacht und direkt bei der Busendstation ins Zentrum.

Wir schicken Wang, der hier in der Stadt zu Hause ist, zu seiner Familie, froh, ihn los zu sein. Er steht nur im Wege ‚rum, fotografiert uns ständig, lässt einen nicht einen Moment aus den Augen.
Manches Mal „versaut“ er die schönsten Bilder, weil er sich vor die Kamera stellt.
Um sie zu verhindern?
Später werden wir Leute unterwegs selbst fragen, ob wir sie fotografieren dürfen. Wang sagt immer von vornherein, dass es nicht erwünscht sei. Aber siehe da, die Bevölkerung ist freundlich, gesprächig, offen für jeden Spass und begutachtet gleich unsere Aufnahmen.
Sie laden uns später in ihre Dorf-Tempel oder auf ihre Bauernhöfe ein. Es ist sehr schön und wir geniessen das. Wir verstehen uns alle auch ohne gemeinsame Sprache. Wie eben auf der ganzen Welt. Nur Wang spricht eine andere „Sprache“. Eigentlich war niemand aus der Bevölkerung zu uns wie er, aber wir kennen natürlich nicht seinen „Lebenslauf“, wissen nicht, was ihn so geprägt hat.

Man darf sich sicher nicht von der augenblicklichen Fröhlichkeit der Menschen und ihrem Stolz auf das Erreichte täuschen lassen!
Hier funktioniert nur alles zur möglichen Zufriedenheit unter dem Druck der Konformität.
Dieser Druck existiert in verschiedener Stärke überall auf der Welt, in China im Besonderen.
In den USA? Waren wir in letzter Zeit nicht mehr. Und in Deutschland?

Wang fährt also mit dem Bus heim, wir ein Stück mit ihm, und er sagt uns, wo wir aussteigen müssen. Bald kommen wir ins Stadtzentrum von Kunming, bummeln vorbei an den zwei Prunktoren, die ausschauen wie Tempeleingänge, gehen zur großen alten Westpagode aus Backstein, schauen in jeden Tempel, an dem wir vorbei kommen. Beobachten die Leute, die im Schutz von Bauzäunen ihrer allgegenwärtigen Leidenschaft frönen, dem Zocken.

Wir schlendern durch die Fussgängerzone, fotografieren die vielen Springbrunnen, wo Groß und Klein zum Vergnügen, gegen Bezahlung natürlich, Goldfische angeln kann.
Schauen und schauen. Es ist uns alles neu und faszinierend!
Wer von uns beiden hätte jemals daran gedacht, dass ich eines Tages in dieser Stadt meinen Geburtstag verbringe! Wir gehen heute natürlich essen: Feuertopf! Auf chinesisch „Huoguo“, auf englisch „Steamboat“ oder „Hotpot“, eigentlich eine Art Fondue. Schmeckt super!

Es ist sehr schön in Kunming-Centrum, allerdings, wer die Einsamkeit sucht, ist hier falsch!
Viele Springbrunnen, Pagoden, gute Supermärkte und Einzelhandelsgeschäfte, sogar Carrefour gibt es mehrmals! Es gibt hier alles zu kaufen, was das Herz begehrt. (Z.B. super guten, geräucherten Schinkenspeck!) Und bei vielen Geschäften denkt man, ist das nicht KiK, C&A, oder doch eines der teuren Sporthäuser in München? Und das Geschäft da, eines der netten höherwertigen Haushaltsgeschäfte? Oder dieses Geschäft?
Es ist total verblüffend! Diese „Konfrontation“ mit chinesischen, uns nur zu gut bekannten Mode-Designer-Läden, Parfumerien oder „Design-Haushaltswaren“ wie Töpfe, Geschirr, Gläser, Schüsseln in bunten Farben, für uns alltägliche Artikel, gibt uns sehr zu denken!
Nur im Verhältnis wenige Chinesen können diese Schätze erwerben, die Geschäfte sind entsprechend wenig besucht.
Es gibt auch genügend Banken zum Geld ziehen-für Touristen. Wir bekommen mit der eC-Karte bei der HSBC-Bank die größte Summe am Stück. Im Zentrum sehen wir nur moderne Hochhäuser, in den Seitenstrassen dagegen werden die Neubauten „chinesischer“.

Im größten Gewitterregen kommen wir mit dem Bus im Dunkeln aus Kunming zurück zu unseren Autos. Die ganze Nacht giesst es.
Heute müssen wir weiter. Für den See haben wir leider keine Zeit mehr. Die Berge sieht man auch nicht, wie schade. Das Wetter ist aber wenigstens trockener. Morgens kommt Wang wie verabredet zurück.

Aber das Bambus-Kloster von Kunming wollen wir uns noch anschauen, es liegt ja angeblich an unserem Weg nach Dali. Gut, das ist dann kein großer Zeitverlust. Nur, Wang kennt sich nicht so genau in seiner Heimatstadt aus.
Wegfinden klappt auf vier-fünfspurigen Strassen und bei dem Verkehr natürlich nicht so toll und schon stecken wir wieder im Chaos. Wobei die Chinesen im Vergleich mit den Nepalesen oder Indern z.B. super Auto fahren und die Verkehrsdichte hält sich in Grenzen! (Wart Ihr schon mal mit dem Auto in letzter Zeit im Zentrum von Mumbai?)
Wang ist den Tränen nahe, total weiss im Gesicht: Karl-Heinz mit seinem LkW durfte uns nicht in die kleine Strasse zum Kloster folgen, die Polizei schickt ihn weiter, er ist weg. Wie sich herausstellt, hatte er, wie Uta per Funk sagte, einen kleinen, Gott sei Dank, folgenlosen Crash.
In Asien ist man da nicht so pingelig; selbst darf man aber auch nicht europäisch empfindlich sein! Markus und Wang gehen den Truck suchen, die Walky-Talkies von der Agentur reichen nicht bis dorthin, wo er parkt. Wir zwei bleiben am Strassenrand im Getümmel stehen und warten ab.

Es ist inzwischen Mittag, im Kloster waren wir zwar immer noch nicht, haben dafür beim Warten auf die anderen aber viel gesehen: Frauen, die zum Einkaufen mit dem Rad fahren. Kleinkinder die gleich da, wo sie gerade sind, sich hinhocken und pieseln. Dafür sind die rückwärtigen Hosenschlitze ideal! Junge Mädels, schick modern gekleidet, sind mit ihren Freundinnen unterwegs, Blumenverkäuferinnen balancieren mit ihrer Ladung auf Fahrrädern über die Gehwege und natürlich düsen jede Menge große und kleine Autos und Mopeds an uns vorbei.
Letztendlich stehen wir alle wieder zusammen und Honquan spendiert uns über Wang ein Mittagessen zu meinem Geburtstag.
Das kommt in dieser Situation gerade recht, es beruhigt die Nerven.
Es gibt original chinesische Peking-Ente. So war es einfach gut und hat absolut super geschmeckt!
Danke Honquan und der Agentur!

Das Bambus-Kloster schaffen wir dann auch noch: auf kleiner Straße, über Baustellen (oder bleibt das für immer so?) kommen wir doch noch hin. Der LkW bleibt am Restaurantparkplatz stehen.
Wer von den „Standard-Touristen“ fährt schon zum Bambus-Kloster von Kunming, das aber doch sehr lohnend ist!
Es scheint überhaupt nicht von Touristen frequentiert zu werden. Der Parkplatz ist recht klein, keines der typischen Andenkengeschäfte findet man, ausgenommen natürlich den obligatorischen Tempelladen. Wir sind fast allein, nur ein paar Einheimische kommen zum Beten.
Lange streifen wir umher und bewundern die berühmten lebensgroßen, sehr natürlich geschnitzten und bemalten Luohan-Figuren. Knapp 500 Stück sollen es sein!
Man hat das Gefühl, dass sie gleich lebendig werden und umher springen, vielleicht gar noch mit uns streiten wollen! Die verschiedensten Charaktere sind vertreten, die alle durch Gesichtsausdruck und Hand-und Fußbewegungen zu erkennen sind.
Man hört sie regelrecht miteinander temperamentvoll diskutieren oder gemütlich „ratschen“. Manche beobachten total abgeklärt uns Besucher, andere fangen gleich an zu raufen!
Hoffentlich bleiben alle brav auf ihrem angestammten Platz und kommen uns nicht hinterher!
Ganz toll!

Und nur hier in diesem Kloster konnten wir Schreiber beobachten, die die Fähigkeiten der Pinselführung und die Kenntnisse der chinesischen Schrift-Zeichen hatten. Sie haben auf Schiefertafel und Papier geschrieben. Eindrucksvoll, weil es so fremdartig ist für uns und sicher sehr schwer aus zu führen. Leider können wir nicht mit ihnen sprechen. So erfahren wir nicht, was sie da schreiben. Wang ist nicht bei der Hand.

Aber die Zeit drängt wieder einmal.
In den nächsten Tagen wird uns Wang auch mal auf unseren Wunsch hin ein paar kleine Dörfer abseits der Hauptstrecke zeigen. Aber zunächst müssen wir manches ausfallen lassen wegen schweren Regens. Es giesst wie aus Kübeln.

Abends suchen wir, bzw. der Guide, den Parkplatz vom Dinosaurier-Museum, wo wir die Nacht verbringen können. Nach einigen Irrwegen auf schlechtesten Strassen, sprich Pisten, durch die Dörfer, nach mehrmaligem Fragen seitens Wang, geht es kurzerhand zurück zum Highway.
Markus hat ja auch sein GPS und wir haben uns schon in Bangkok sehr preiswerte GPS-Karten von China besorgt. Richtig verfahren gibt’s also nicht. Aber interessant sind diese „Verhauer“ durch die Dörfer auf jeden Fall.
Wir sind schon wieder über 10 Std. im mittleren Chaos bei starkem Regen unterwegs!
Wie haben wir früher immer gesagt? „Das würzt eine Fahrt“. Und so ist es immer noch.

Der Parkplatz vom Museum ist für uns ideal: ruhig in der Nacht, es gibt Wasser per Wasserschlauch und am nächsten Morgen werden wir aus den Lautsprechern vom „Gegrunze“ der Dinosaurier geweckt. Um uns herum füllt sich schon früh der riesige Parkplatz mit Reisebussen.
Hunderte von chinesischen Gruppen fallen regelrecht ein: eine mit gelben, eine mit roten Hütchen-eine Gruppe mit grünen, eine mit blauen Kappis, mit gleichen Fähnchen, die Führer mit auffälligen Regenschirmen oder alle ausgestattet mit gleichen T-Shirts, ….. . Gott sei Dank gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten, um die Gruppen zu „kennzeichnen“, damit ja niemand verloren geht.
Ins Museum gehen wir gar nicht ‚rein, soviel Zeit haben wir leider nicht.

Wir fahren weiter nach Dali.
Zügig kommen wir voran, die Hauptstrassen sind sehr gut.
Auf dem Weg nach Dali zeigt uns Wang noch eine „Batikfabrik“, aber wir schauen uns da nichts weiter an-haben wir ja auch schon woanders gesehen und ausserdem ist es rein touristisch!
Wir wollen nicht dieses schöne, neu aufgebaute Dorf sehen mit guten Restaurants und Batikverkauf! Das ist mehr was für die chinesischen Touristen.
Wir wollen das ursprüngliche und das China der einfachen „normalen“ Bevölkerung sehen.
Teuer und modern, irgendwelche Resorts oder „Touristen-Shops“ haben wir zu Hause und dann oft besser. Und das sicher sehenswerte top moderne China gibt es in „unserer“ Gegend, durch die wir fahren, sowieso nicht.

Leider regnet es immer noch ständig. Sehr untypisch für diese Jahreszeit, sagt man uns.
Bis wir nicht nur von Wang aufgeklärt werden: Die Chinesen schicken bei so kritischen, absolut trockenen Wetterbedingungen Silberjodid-Bomben in den Himmel, damit es regnet. Wir wissen nicht, ob wir das glauben sollen oder doch wohl nicht. Es wäre natürlich gut für die Landwirtschaft und die zahlreichen Wasserreservoirs. (Gibt es da nicht einen Minister, der mit der Firma seiner Familie eben diese Wasserreservoirs konstruiert und baut?) Aber uns „versaut“ das Wetter die Sicht auf die herrliche Landschaft und Bergwelt und manche Piste wird extrem zu befahren.

Wir bummeln durch Dörfer, die am Wege liegen.
Überwiegend Bauern und Handwerker leben hier. Beim Umherstreifen werden wir von Bauern eingeladen, ihre Höfe anzuschauen. Es sind eine Art von ganz kleinen Vierkanthöfen: Wohntrakt, Stall, Scheune,Wirtschaftsbereich. Die Höfe sind sehr einfach aber gemütlich eingerichtet. Natürlich gibt es bei den reicheren (linientreuen?-Mao hängt noch immer an der Wand) auch Fernseher, Kühlschrank, Handys usw.
Alles ist sehr schön gepflegt und sauber, trotz des Regens, der ziemlich viel Schlamm verursacht
Wir dürfen fotografieren, oft genug sind die Besitzer mehr als erstaunt, dass wir da sind und alles sehr würdigen. Mit Eiern als Geschenk für Uta werden wir verabschiedet.

Wir kommen in Alt-Dali an. Beim Hotel Landscape. nahe dem Westtor, stehen wir auf dem Parkplatz mitten in der Stadt. Ein für uns idealer Platz in der Altstadt! Beim Hotel besorgen wir uns noch das Passwort vom Internetzugang-perfekt. Mit Wang vereinbaren wir gleich Abfahrtstermin und Uhrzeit, dann bekommt er sofort „dienstfrei“ und wir haben auch „frei“:
Allein bekommen wir auch hier viel leichter mit Händen und Füssen gestikulierend Kontakt zur Bevölkerung.
Alt-Dali, am Erhai See gelegen, gefällt uns sehr gut. Auch wenn das Meiste neu aufgebaut bzw. restauriert wurde, so ist es sehr gut und geschmackvoll gelungen! Wir streifen in der Stadt umher, schauen in die Handwerkergassen, gehen auf den Markt einkaufen, laufen abends durch die beleuchteten Strassen und zum Nordtor. Schauen zu, wie die Damen und Herren mitten in der Stadt mit viel Ausdauer und Können abends ihre Gymnastik machen-oder ist es tanzen?
Da werden bei Musik und rhythmischer Bewegung nebenbei ganz leicht soziale Kontakte gepflegt.
Das müsste man bei uns auch mal einführen!

In Dali gibt es noch soviel zu sehen: das Stadtmuseum, die anderen Stadttore, den Erhai-See, den Stadtturm. Aber die Zeit reicht nicht, und hetzen wollen wir nicht, also lieber weniger aber intensiver schauen.
In unserem Bereich der Stadt, nahe dem Westtor geht es nicht sehr touristisch zu. Oder es sind derzeit sowieso nicht so viele Fremde in der Stadt.

Am nächsten Tag schauen wir uns noch ausgiebig den berühmten Drei-Pagoden-Tempel, das Wahrzeichen der Stadt, an.
Wir laufen führer- aber nicht orientierungslos durch die riesige Anlage.
Zunächst zu den teils restaurierten aber noch originalen Backsteinpagoden aus dem
9.-11. Jahrhundert und dann zum großen, rekonstruierten Tempel Chong-sheng Si.
In der Kulturrevolution wurde noch mehr zerstört, als wir je ahnten. Man kann sagen, fast jeder Tempel. Seit der Öffnung Chinas werden die bedeutendsten Bauwerke und Tempel rekonstruiert, renoviert und ggf. neu aufgebaut. Sehr geschmackvoll und nicht kitschig. Wobei wir natürlich nicht die alten Gebäude kennen.

Man kann schauen und fotografieren nach Herzenslust. Niemand stört, keiner schimpft, ganz im Gegenteil und es kostet auch nie extra Fotogebühren! Die wenigen chinesischen Gruppen sind alle lustig und gut ‚drauf. Interessant war zu sehen, dass manchen Leuten aus einer chinesischen Gruppe erst gezeigt werden musste, wie das Ritual „Räucherstäbchen anzünden und dabei beten“ vollzogen werden muss. Das traditionelle kulturelle Leben, zu dem die Religionsausübung gehört, war unter Mao eben strengstens verboten, und im Endeffekt zerstört worden. Jetzt besinnt man sich wieder darauf.

Wir haben Glück, die Lichtverhältnisse sind vom Feinsten: der dunkelgrüne unter schwarzen Wolken gelegene ca. 4100 m hohe Gebirgszug des Cang Chan im Hintergrund und die Tempel hell von der Sonne beleuchtet als wären es Scheinwerfer! Heute ist Fotografieren ein Genuss!

Wang wartet irgendwo auf uns. Und ausserdem: wenn der Guide einem soviel auf chinesisches Englisch erklärt, dann ermüdet es irgendwann. Und Wang wusste auch sehr viel, war umfassend über Kunst und Kultur unterrichtet! Hätte ewig erklären können.
Wir lassen uns lieber von den Eindrücken tragen, müssen viel Unbekanntes entdecken, in uns aufnehmen. Das reicht, da kann man nicht auch noch stundenlang zuhören. Und für einen Guide ist es ja auch stressig, soviel den Touristen erzählen zu müssen.
Wir streifen lange umher, geniessen, da zu sein, es ist unvergesslich, wunderschön!

Dann fahren wir weiter, besuchen weiterhin kleine Dörfer, wo wir den Leuten beim Schmieden, Männern beim Brettspiel, Frauen beim Ratschen zu schauen. In einem Tempel erleben wir ältere Frauen beim Essen, Schwätzchen halten und Beten. Fröhlich lassen sie sich fotografieren.
Andere Leute sitzen vor ihren Häusern und tratschen miteinander.

Markus hilft einer Bäuerin, die ihren Schlüssel verloren hat, beim Türe öffnen und schon hatten wir Kontakt:
Uta hat ganz spontan von der Bauersfrau die traditionelle Kleidung ihrer Tochter incl. Häubchen zum Anprobieren bekommen, das war recht lustig für alle. Zum Schluss sah Uta aber durch die bestickte Haube eher europäisch-slawisch/sorbisch als chinesisch aus.
Wir hatten viel Spass und Wang konnte in Ruhe richtig viele Fotos machen. Auch er war endlich mal wieder zufrieden mit uns.

Vor Lijiang sehen wir sogar den fast 5600m hohen Yulong, oder auch Schneeberg, aber nicht lange. Dicke Wolken hängen am Himmel, dann kommt wieder die Sonne zum Vorschein. Immer noch regnet es zwischendurch.
Für eine Parkplatzgebühr von 15 Yuan pro Tag bekommen wir am Südtor von Lijiang einen sehr guten Stellplatz. Sogar mit WiFi! Diese Plätze kennt Wang gut, stehen hier doch viele Reisebusse, Touristenautos und die Guesthouses mit Restaurants sind gleich um die Ecke.

Auch hier in Lijang machen wir gleich mit Wang einen Termin aus: Abfahrt übermorgen 8°°. Bis dahin hat er wieder dienstfrei. Das ist ein gutes Arrangement für alle Beteiligten.

Jetzt sind wir erstmal hier in Lijiang angekommen und geniessen es!
Wir wollen gleich noch ein bisschen in die „Altstadt“ riechen, und morgen dann geht es richtig los.

Am nächsten Morgen erklärt uns Wang, unsere Reise ist ein großes Problem und vielleicht nicht machbar wie gedacht. Denn Tibet ist für Ausländer geschlossen! Peng.
Er lacht dabei. Ist das nun purer Ernst oder nur seine Art von Humor? Aber Honquan von der Agentur bestätigt es. Unsere Nerven fangen langsam an zu „flattern“.
Zwischendurch telefonieren wir über Wangs Handy mit Honquan, fragen, ob endlich Tibet offen ist? “Nein“, immer die gleiche Antwort. Hoffentlich stressen wir ihn nicht zu sehr.
Aber wir sind mit Wang ja auch schon ziemlich genervt, vor allem wenn es heisst: “Oh, Tibet geht nicht mehr! Hi, hi, hi.“
Wir sind von Haus aus Optimisten, hoffen weiter, dass alles klappt, dass Honquan einen Weg findet, auch wenn Tibet offiziell zu ist. In Asien geht immer vieles, wenn man die richtigen Leute und die richtigen „Wege“ kennt.
Das muss doch in China auch klappen!

Wang wohnt gleich in der Nähe in einem netten Guesthouse und sicher kommt er vorbei, wenn Honquan Neuigkeiten hat. Heute ist der 31.3. , am 02.04. sollten wir über Dechen einreisen! Unseren Zeitplan wollen wir auf jeden Fall einhalten. Man kann nie wissen.
Mal sehen wie das nun so weiter geht.

Heute, an unserem zweiten Tag in Lijiang ziehen wir los:
Die Altstadt ist ja eigentlich eine neue Altstadt, die nach dem großen Erdbeben 1996 wieder originalgetreu unter Verwendung der übriggebliebenen alten Bausubstanz aufgebaut wurde. Deshalb ist auch alles sehr sauber, keine der tausend typischen Elektrokabel hängen wild umher, die Gassen sind mit Naturstein frisch gepflastert, die Kanäle intakt und die holzgeschnitzten Türen an den Häusern und die Wasserräder auch noch sehr schön anzuschauen. In dem sauberen Wasser der Kanäle waschen die Frauen ihre Wäsche, daneben das Gemüse oder auch mal ihre Kinder. Touristisch attraktiv sind in allen Gassen rote Papierlaternen, wie wir sie von den China-Restaurants vor der Tür kennen, aufgehängt.

Wir bummeln durch die Stadt. Wenn man nicht aufpasst, kann man sich leicht verlaufen. Aber eigentlich muss man nur den Kanälen bergab folgen und man kommt zurück zur Ringstrasse und zum Südtor. Durch viele schöne, mit diesen chinesischen Lampen geschmückte, verwinkelte Gassen kann man streifen, Tempelchen anschauen, kleine Wasserräder bewundern, Handwerkern oder Holzkohlelieferanten zusehen bei der Arbeit.

Dann gehen wir weiter durch Lijiang, nichts ahnend bis zum Nordtor hoch.
Hier ist die Hölle los: nur chinesische Touristen, die handvoll Europäer ist fast nicht zu sehen. Natürlich gibt es hier auch nur Geschäfte mit Erzeugnissen für Touristen, sprich Souvenirs.
Kein einziger, vernünftiger Artikel ist zu haben, den man tatsächlich gebrauchen kann.
Und die Chinesen kaufen augenscheinlich alles! Am Südtor konnte man wenigstens noch Einlegesohlen für Uwe kaufen, aber hier? Man kommt kaum durch die Strassen vorwärts bei diesem Gedränge. Nein!
Wir arbeiten uns wieder bergab zum Südtor vor, gehen noch auf den Markt und in den beim Parkplatz gegenüberliegenden Supermarkt und dann heim.

Zum Lebensmittel einkaufen gehen wir, wenn möglich, immer auf den Markt.
Da gibt es frisches Gemüse, geräucherte Wurst, Schinkenspeck und Haushaltswaren, die Herr oder Frau Yünnan zu Hause auch benutzen. Dazu gibt es kostenlos ein Schwätzchen, wo jeder weiss, was der andere meint, es aber sprachlich nicht versteht. Englisch spricht man nur in den Touristen-Gebieten, aber nicht quasi „überland“.
Gott sei Dank sind wenigstens die Zahlen die gleichen wie bei uns und die Chinesen sind immer hilfsbereit, ehrlich und genau! So macht Einkaufen richtig Freude.

Wir bräuchten noch etliche Tage für Lijiang, die schöne Stadt der Naxi mit den vielen Gassen und den geschwungenen Hausdächern.
Dann kommt nachmittags Wang zu uns: Tibet soll offen sein und wenn der Führer Nr. 2 mit den abgestempelten Permits in Shangri-La eintrifft, können wir gleich fahren. Na ja, warten wir’s ab. Eins nach dem Anderen.

Wir machen gleich aus, dass wir morgen also weiter zur Tigersprung-Schlucht fahren, alles anschauen und dort auf dem Parkplatz übernachten. „Very fine!“ Wir fragen Wang, ob er dort übernachten kann? „No problem!“ Das wird bestimmt sehr schön werden. Ist doch die Schlucht berühmt unter China-Reisenden. Auf dem Weg dorthin wollen wir uns noch gleich hinter Lijiang die schönen Wandmalereien im Ort Baisha, bzw. im dortigen Palast und Tempel, anschauen.

ABER: Wang steht schon wieder mal „auf Kriegsfuss“ mit den Eintrittspreisen. Die Dame an der Kasse macht uns deutlich, dass man für jede Besichtigung in Lijiang, und Baisha gehört dazu, eine „Lijiang-Eintrittskarte“ pro Person, Lijiang ist schliesslich Weltkulturerbe!, für ca 80 Yuan haben muss, zzgl. die jeweilige Eintrittsgebühr. Also waren wir eigentlich unerlaubterweise „kostenlos“ durch die Stadt gelaufen? Wang sagte doch, man muss nur in Nat.Parks Eintritt zahlen? Und in Lijiang, da ist das wohl so eine Art „Kurtaxe“? Wo war das Kassenhäuschen? Die Einheimischen zahlen ja auch nichts, nutzen die Stadt aber am meisten ab. – Wir überlegen. Nein. Jetzt brauchen wir die Lijiang-Karte auch nicht mehr und verzichten auf die Wandmalereien.

Wir gehen aber in die Ortschaft Baisha, wo wir durch Zufall an einer halboffenen Tür in einer schön bemalten Mauer vorbei kommen. Wir schauen durch eine halb geöffnete Tür (neugierig sind wir ja gar nicht) auf einen hübschen Innenhof und in sehr gutem Deutsch werden wir hinein gebeten.
Es öffnet sich für uns eine Schule für traditionelle Seidenstickerei.
Es ist interessant zu sehen, wie die jungen Frauen dort mit allerfeinsten Seidenfäden sticken. Sie brauchen viele Jahre und viel, viel Ausdauer und Übung bis zur Perfektion. Und natürlich sehr gute Augen. Die Ergebnisse sind ausserordentlich schön. Der Direktor und Lehrer hat die Seidenmalerei studiert und malt die jeweiligen Motive vor: traditionelle und moderne, wie z.B. Fische, Blumen, Landschaften, usw. Er spricht fliessend hervorragend Deutsch, das er vor und während seines Studiums in Deutschland gelernt hatte. So war es für uns besonders schön, diese Schule zu besichtigen. Ein kleines Andenken nehmen wir mit nach Hause.

Im Dorf dann sieht man die Leute noch sehr schwere Holz-Kiepen oder Kraxen aus Weiden geflochten tragen, hoch beladen mit Gemüse, Holz, Stroh, Futter für die Tiere.
Eine Frau verkauft auf dem Dorfplatz speziell geformte Filzplatten. Mit den Filzplatten schützen sie ihren Rücken, denn die Kraxen sind sicher nicht gerade weich. In Yünnan kennt man augenscheinlich keine Tragtiere. Die Leute tragen hier alles selbst auf ihrem Rücken, in jedem Alter.
Den Handel mit den Filzplatten wollten die Frauen partout nicht fotografiert haben, da wurden sie richtig eigen.
Leider fing es dann wieder an zu regnen, so dass wir nach einem kurzen Gang durch den kleinen Ort weiterfahren.

Es geht zur 1. Biegung des Yangtse. Eigentlich gibt es hier nichts zu sehen, einen Fluss mit einer engen Kurven, aber die gibt’s überall auf der Welt.
Wir gehen essen. Uta bleibt bei Vega. Wang drängelt sich vor, bestellt, wir zahlen.
Aber es schmeckt wie immer sehr, sehr gut, und es ist mitnichten billig! Zu viele Touristen kommen hierher und haben augenscheinlich die „Preise verdorben“..
Dann gehen wir durchs Dorf, in der Hoffnung, die Biegung von oben besser sehen zu können.
Wir sehen nichts vom Fluss, aber der Gang durch die Ortschaft macht viel Spass und Freude und lässt uns wieder vieles erleben. Obwohl Wang wieder vor möglichst jedem Fotomotiv steht.
Warum macht er das? Ist es das System, dass wir keine armen alten Leute fotografieren sollen oder doch Dummheit? Ich hätte ihm manches Mal den „Kragen umdrehen“ können!

Jetzt geht es endlich zur Tigersprung-Schlucht. Wieder eine der tiefsten Schluchten dieser Erde.
Sie ist weltberühmt. Wir sind voller Erwartungen.
Kurz nach 16.30 Uhr kommen wir zum Parkplatz am Schluchteingang.
Der Parkplatz ist sehr schön und für uns ideal gelegen. Hier geht der ½ stündige Touristenweg ‚rein, für mehr haben wir sowieso keine Zeit. Normal könnte man in 3 Tagen die ganze 16 km lange Schlucht durchwandern.
Wang wundert sich, dass wir nicht mehr in die Schlucht gehen. Es ist inzwischen 17°°!
Am Eingang haben wir schon auf einem Schild in chinesischer Schrift gesehen, dass die Schlucht ab 16 Uhr geschlossen ist. Uhrzeiten und Preise stehen immer in unseren Ziffern geschrieben.
Egal, wir übernachten ja hier sowieso.

Nun geht das Drama los: Wang soll fragen, ob wir hier auf dem Platz übernachten können, denn wir wollen uns gemütlich einrichten, kochen usw. –
Er will nicht, weigert sich regelrecht, bis wir massiv werden. Resultat: Übernachten verboten, das Tor wird geschlossen.-Ach, wir finden schon was.
Er soll sich nun um seine eigene Übernachtung kümmern. Er will nicht, will partout in sein spezielles Guesthouse gefahren werden, ist bockig wie ein kleines Kind. Ich gehe schauen und die Angestellten nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen. Hier jedenfalls gibt es kein Bett.
Wir werden ekelhaft, denn, wie hat er gesagt, als es ums Übernachten in der Schlucht ging? “ Very fine, no problem“ , aber er weigert sich, ‚was zu tun, steht nur ‚rum. Was kann er für einen Grund haben? Niemand sagt, dass wir bei den Arbeitern nicht stehen und übernachten dürfen! Ganz im Gegenteil. Die Arbeiter, die die Strasse zur Schlucht hin befestigen usw. bieten ihm sogar an, bei ihnen im großen Mannschaftszelt zu essen und zu schlafen.
Er hätte ja ausserdem seinen eigenen Schlafsack und Zelt dabei. Für das Zelt gäbe es auch genug Platz. Essen könnte er auch bekommen. Auch von uns, ich koche jeden Tag, biete unser Essen an! Nein.
Er will in sein Hotel in der nächsten Ortschaft. Das sind ca. 20km. Bis zum Bus sind es ca. 7 km. Wenn keiner mehr fährt? Sind das hin und zurück 40km und es ist schon wieder Abend!
Er soll schauen, dass er mit einem der Autos, die noch hier sind, mitfahren kann. Dann gehe ich die die Arbeiter und die Chinesen, die mit einem Auto gerade da sind, fragen, ob sie ihn mitnehmen könnten. Der Chinese spricht glücklicherweise etwas Englisch.
Letztendlich organisieren die das und er wird gegen Bezahlung von einem der Autos mitgenommen. Das gefällt ihm gar nicht, dass er zahlen muss. Wahrscheinlich hat Wang sein Geld bitter nötig obwohl er recht fein ausschaut.

Morgen also Treffpunkt bei der Brücke um 13 Uhr. Endlich kann auch Wang in sein Hotel.
Wir haben alle Ruhe und Muße, den Arbeitern zuzuschauen.
Aber diese im ersten Augenblick unangenehmen Situationen, wie gesagt, „würzen“ die Fahrt und bescheren uns direkte Gespräche, Kommunikation, mit den Einheimischen.
Deshalb wird so eine Geschichte hier auch mal etwas ausführlicher erzählt.
Übrigens ist üblicherweise unsere Sprache mit den Chinesen Deutsch und Hände und Füße machen alles verständlich. Die Leute hier sind total wief. Sie sprechen umgekehrt mit uns Chinesisch und wir verstehen sie auch.

Heute schauen wir noch den Arbeitern zu, beobachten die Vorarbeiten für die Sprengungen am Fluss. Zur Sprengung müssen wir weg, es kracht und staubt, dann dürfen wir wieder zurück kommen.
Wir kochen, essen und morgen früh wollen wir in die Schlucht spazieren.

Die Tigersprung Schlucht ist hier nicht gerade dramatisch, alles ist präpariert mit gepflasterten Wegen und Tunneln-es gibt keine Natur mehr. Die Ufer gehen kaputt durch den gegenüberliegenden Strassenbau. Es wird gesprengt auf Teufel komm ‚raus, die Schlucht ist am Ende ziemlich eingestaubt. Es hat auch wenig Wasser, denn irgendwo weiter oben wird schon ein Staudamm gebaut. Schade. Interessant und abschreckend sind die „Unterkünfte“ der Arbeiter in der Schlucht, die ständig von einem Abrutschen bedroht zu sein scheinen. Was würde man bei uns wohl dazu sagen?
Auf dem Rückweg kommen uns hunderte von chinesischen Touristen entgegen. Gut, dass wir schon in der Schlucht waren und nun „flüchten“ können. Eigentlich fanden wir den Ausflug unlohnend, haben es uns auch ganz anders vorgestellt. Viel wilder, ursprünglicher und romantischer.
Vielleicht haben wir schon zu viele, wirklich schöne Schluchten gesehen?
Aber natürlich muss man in der Tigersprung-Schlucht gewesen sein. Es gehört dazu, man will nichts verpassen und eben auch um das alles beurteilen zu können, muss man sie gesehen haben.
Und die chinesischen Touristen und den Trubel beobachten ist fast interessanter wie die gesamte Schlucht.

Nach unserem Mittagessen kommt Wang zur Brücke an der Hauptstrasse, dann holen wir sein Gepäck im Hotel ab und es geht weiter nach Shangri-La, dem ehemaligen Zhongdian.

Das Wetter geht gerade noch so einigermassen als wir dort ankommen.
Es ist empfindlich kalt, ca 5° nur noch, die Stadt liegt immerhin 3200m hoch! Und es fegt uns ein eiskalter Wind entgegen.
Wang führt uns zu einem guten Parkplatz direkt neben der Altstadt. Hier gibt es sogar einen Wasserhahn-aber einen passenden Vierkantschlüssel muss man haben! Markus hatte!
Er ist ja auch schon länger unterwegs.
Den Tempel über der Altstadt können wir uns gerade noch anschauen, dann geht es mit dem Wetter los: Regen, Schneeregen und es wird noch kälter. Am nächsten Tag liegt auf den umliegenden Bergen Neuschnee. Es „grieselt“ ständig.

Wang erklärt uns nun, Guide Nr. 2 kommt morgen, am 3.4. also. Am 3.4. sagt uns Wang das Gleiche, „vielleicht“, sagt er, „kommt er aber erst am Montag, (das wäre am 5.4.) wenn er einen Flug bekommt“ und lacht. Für solche Späße haben wir keinen Sinn mehr.
Und irgendwie scheinen sie alle in dem Büro unfähig und Wang verrückt geworden zu sein.
Wissen die eigentlich, wie das ist, über 5000er-Pässe bei tiefem Schnee und Eis zu fahren? Noch dazu mit einem LkW? Na prima!
Und das Koster Ganden Sumtseling von Shangri-La findet Wang auch nicht. Das werden wir also auch nicht besichtigen können. Oder ist es ihm zu kalt dafür? Warme Sachen hat er jedenfalls nicht mit.
Honquan ist nicht zu erreichen, er ist nicht im Büro, Wang bekommt nicht ‚raus, wann er wieder zu sprechen sein wird. Jedenfalls sagt er uns nichts.
Und wir können ja nicht warten, wir haben feste Termine, vor allem den Ausreisetermin aus China nach Nepal. Wir überlegen schon, was passiert, wenn wir die Reisetermine wegen schlechtem Wetter überziehen, vor allem die Ausreise! Dong sagt immer, wir sollen uns Zeit lassen und alles geniessen. Ha, ha! Wir kommen uns irgendwie vera….vor.
Unsere größte Sorge ist natürlich, ob wir überhaupt nach Lhasa kommen?!
Ein alter Traum von uns!
Im Moment sehen wir Lhasa langsam ausser Reichweite gleiten, die Fahrt dorthin sehen wir schon platzen. Optimismus hin oder her.

Na, toll: Wang erklärt uns heute, er will mit seinem längst gebuchten Flugzeug nach Kunming zurück fliegen. Wir sollen allein auf Guide Nr. 2 warten weil er selbst eine andere Gruppe in Kunming übernehmen muss! Wir weigern uns, ihn gehen zu lassen, streiten noch mit ihm ‚rum:
die Papiere müsste er dann sowieso bei uns lassen!
Ggf. besorgen wir uns einen anderen Guide in Shangri La.

Wir könen zunächst nichts weiter tun, fahren etwas in der Gegend rum.
Unterwegs, bei unserer Fahrt in die Dörfer um Shangri-La, stoppt uns ein National-Park Ranger.
Wir sind schon fast im N.P. drin und wissen es gar nicht! Oh, Wang!
D.h. also auf der Stelle umdrehen oder zahlen. Bei dem Wetter? Umrehen.
Andererseits: das war schon „Fügung“ von weiter oben!
Der nette Mensch macht nämlich Wang und uns auf die Strassenbedingungen-und regelungen nach Dechen aufmerksam.
Der freundliche Ranger spricht ordentliches Englisch, so können wir selbst mit ihm reden und alles für uns wichtige erfragen. Wir erfahren: die Strasse nach Dechen wird zeitweise gesperrt!
Wann sie offen ist, steht angeschrieben: bis morgen, dann ist sie für vier Tage zu und der Gegenverkehr darf kommen.
Wang ist ganz erstaunt und überfordert. Wir fahren gleich dahin, wo die Strasse über die Pässe nach Tibet ihren Anfang nimmt. Schauen uns an, wie die Strasse weiter geht, fragen, wie die Öffnungszeiten sind.
Auf einer großen Tafel steht tatsächlich, dass die Strasse Richtung Dechen nur alle 4 Tage wegen Bauarbeiten und dem Zustand der Strasse in jeweils eine Richtung befahren werden kann.
Letzter Termin Richtung Dechen ist der 04.04.-dann geht erst wieder der 08.04.
Das ist zu spät, noch dazu, wo es wahnsinnig in den Bergen schneit. Rundherum herrscht inzwischen tiefer Winter. Dank der „Regenbomben“. Hier wird es uns wieder bestätigt.
Auch in Shangri-La hat es nun Schneeregen.

Telefonieren! Wir müssen unbedingt Honquan erreichen. Er ist glücklicherweise wieder in seinem Büro. Wir reden mit ihm, der Gott sei Dank letztendlich den Durchblick behält und sofort reagiert und aktiv wird.

Fazit: Wang muss bleiben bis Guide Nr. 2 landet, wann auch immer.
Honquan wusste nichts von unseren Schwierigkeiten. Die Papiere hat er angeblich alle.
Die Flugzeuge fliegen z.Zt. jeden Tag, was bei schlechtesten Verhältnissen nicht so ist.
Da wird doch wohl noch ein Platz frei sein? Worauf warten die dann?
Honquan arrangiert alles bestens. Der Guide kommt am 04.04. vormittags und Wang muss auf jeden Fall bei uns bleiben. Er redet mit ihm, Wang ist total geknickt, geht sofort los. Er storniert wohl seinen heutigen Flug.
Ohne diesen Zeitdruck hätten wir keine Probleme, wären eben noch eine Woche in Shangri La geblieben! Aber so? Wir sind in China, schlimmer noch, in Ost-Tibet!

Also fahren wir morgen noch einkaufen, dann mit Wang zum Flughafen, um 13 Uhr Guide Nr. 2 am Flughafen abholen. Fertig.

Jetzt landet gerade der Flieger aus Lhasa!
Wir sind gespannt, wie Guide Nr. 2 sein wird: „Thupten“, so stellt er sich vor.
Thupten lacht herzlich, begrüßt uns und überreicht jedem von uns nach tibetischer Sitte weisse Schals.
Dann bekommt Thupten die Aktentasche voll mit Papieren von Wang überreicht, das Gepäck der Guides wird gewechselt, und wir begleiten Wang, der noch bei Markus im Fahrzeug sitzt, zum Busbahnhof.
Irgendwie tut er uns leid. Wang ist völlig aufgelöst und fertig, denn er muss nun nach Kunming per Bus fahren. Das dauert. Seine Reisegruppe bekommt er auch nicht mehr. Er ist den Tränen nahe. Natürlich verstehen wir, dass er dadurch richtig Geld verliert und noch dazu Ärger bekommt. Da kann keiner helfen. Das sind nicht unsere Probleme. Wir haben vielleicht bald ganz andere.
Ein kurzer Händedruck und Tschüss.

Im Nachhinein wissen wir: Mit Wang durch Osttibet wäre ein Fiasko geworden!
Honquan wird es ahnen: nochmal ein Guide wie Wang und wir schicken ihn postwendend nach Hause oder nach Chengdu zur Agentur.
Bis einschliesslich Lhasa wird uns nun also Thupten durch das derzeit verschlossene, nur mit Sondergenehmigung befahrbare Osttibet lotsen.

Natürlich sind wir absolut voller Erwartungen, Tibet!!
Für uns beide ein ganz besonderes Land, haben wir doch schon die Reiseberichte der alten Forscher
David-Neel, Filchner, Hedin und wie sie alle heissen, gelesen und natürlich auch das Buch
von Heinrich Harrer „Sieben Jahre Tibet“ .

Jetzt heisst es aber sofort vom Flughafen aus durchstarten Richtung Dechen bevor die Strasse abends gesperrt wird.
Unsere „Drei-Auto-Karawane“ zieht beruhigt weiter, höchste Konzentration ist ab sofort gefragt.
Warum?

Das erfahrt Ihr dann alles im Teil II des China-Reiseberichts, der uns nach Lhasa bringt.

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