Kaukasus

Teil 3: Georgien – Teil 1

vom 15.06.2014 bis 02.07.2014

Eine halbe Stunde dauert es und wir bekommen den Stempel für 365 Tage Aufenthalt in Georgien für uns, das Auto bekommt immer 3 Monate und schon sind wir in Georgien eingereist!

An der Grenze wechseln wir erstmal etwas Bargeld, das wir für solche Zwecke immer dabei haben. Die ATM’s sind vorhanden, aber spucken nicht wirklich was aus. Vielleicht sind sie wieder mal leer und warten wollen wir nicht.

Alles kein Problem, denn 15km weiter sind wir schon in Batumi. Eine sympatische Stadt, obwohl sie ein riesiger Ölumschlags-Hafen mit zahlreichen Raffinerien ist. Die Pipelines vom kaspischen Meer kommen hier an und liefern Rohöl. Das Zentrum ist schon gut renoviert, die Neubauten an der Küste als architektonischer Gegenpol zu den schönen Altbauten gefallen uns auch, mal was anderes, ein interessanter Aspekt.
Das Riesenrad dreht sich wohl nur am Wochenende. Die Seilbahn sind wir nicht gefahren, denn das Wetter war zwar sehr schön aber nicht gut genug für weite Sicht. Am Europa-Platz im Zentrum mit der neuen Medea-Säule kann man umher bummeln, genauso wie die Promenade entlang bis zum Seehafen-Gebäude, wo auch die vielen Ausflugsschiffe liegen.
Auf der Promenade ist viel los, vor allem abends, die Restaurants sind gut besucht, man sitzt schön am Ufer.
Im Zentrum gehen wir zu MTC, der russischen Mobilfunk Firma, bei der man hier auch sim-Karten fürs Internet kaufen kann. Ist völlig unkompliziert und gleich erledigt.
Die Leute sind sehr nett, fragen gleich wo wir denn her kommen, denn es gibt nur wenige Touristen in der Stadt. Und auch sie sprechen Englisch.
Einen schönen ruhigen Übernachtungsplatz finden wir hinter dem Aquarium am Park des 6.Mai. Zur Erholung vom vielen „Pflastertreten“ kann man abends noch gemütlich am See sitzen. Nur die Frösche lärmen. Geschäfte und das Zentrum sind alle fussläufig zu erreichen.
Nun wollen wir ja aber nicht unseren Lebensabend in Batumi verbringen.

Wir wollen in den Norden, in die Berge! Vorher geht es noch ein paar Tage südlich von Kobuleti ans Meer.
Wir stehen bei einem „Mauersteine-und Bodenplatten-Fabrikanten“, für die Mauersteine wird Zement mit Kies vermischt, in Formen gedrückt und an der Luft getrocknet, für die verzierten Bodenplatten wird Lehm in Formen gebracht und ebenfalls an der Luft getrocknet. Ob die dann noch später gebrannt werden, können wir nicht sagen, weil sie gleich am nächsten Tag abgeholt werden.
Normalerweise war gegenüber ein Campingplatz, nebenan viel freier Strand. Nun aber nicht mehr! Ein Banker aus Tiflis hat seine Sommervilla hier gebaut, nebenan ein Reicher aus der Ukraine, nicht weit entfernt sieht man die Mole, die zum Anwesen der Schewardnadse-Familie gehört.
Wir wollten nur fragen nach dem Camping, die Leute haben gleich gesagt, dass wir doch bei Ihnen auch bleiben können. Gut, machen wir, so ist jedem geholfen. Wir essen mit der Familie und den Angestellten zu Mittag mit. Es schmeckt gut, ist sehr einfach aber sehr schmackhaft. Abends wird der Ofen angeheizt, dann kann jeder duschen. Wir dürfen auch auf die Toiletten mit Wasserspülung gehen, die Plumsklos bleiben den Angestellten vorbehalten. Sie machen einen recht guten Umsatz, wie die Gewinne aussehen, kann man sich hier vorstellen. In den größeren Städten gibt es schon Baumärkte mit industriell gefertigten Steinen, dieser kleine Familienbetrieb wird also nicht mehr so lange existieren.

Und nun geht es die bis auf einige Baustellen die asphaltierte M1 über Sugaidi, an dem Inguri-Stausee entlang, nach Mestia, ins Zentrum von Svanetien.

Mestia ist eine kleine Ortschaft wie sie früher in den 60er Jahren in den Alpen waren. Aber ob Mestia auch einmal so ein mondäner Ort wird, wie man es sich erhofft? Man kann nie wissen. Die Lage Mestias, umrahmt von den 4000dern und 5000dern des Kaukasus, gespickt mit den vielen Wehrtürmen, ist sehr schön. Wir waren eine Woche dort, Svanetien muss man gesehen haben. Und wie frei kann man sich dort bewegen, im Gegensatz zu den Gebieten in den Alpen! Wie freundlich sind die Einheimischen!

Leider wurden die alten Häuser von Mestia fast alle abgerissen, die neuen Häuser andeutungsweise im Stil der alten italienischen Gebäude von San Gimignano, der Partnerstadt von Mestia, gebaut. Das ist aber noch ganz gut gelungen.

Die etwas ausserhalb liegende Seilbahn kostet umgerechnet 1,50€ hin-und zurück. Doppelmayr birgt für Qualität. Manchmal fällt aber der Strom aus. Es gibt in der Umgebung der Talstation schöne Übernachtungsplätze. Von der Bergstation der Seilbahn aus kann man nach links den ganzen Bergrücken bis zu den Sendemasten laufen. Bei gutem Wetter muss die Aussicht von hier oben überwältigend sein. Wir hatten leider viele Wolken.Und wenn man Glück hat, hat man auch eine tolle Sicht auf den Ushba. Bei uns hat er sich auf unserer Wanderung mal ganz kurz gezeigt, ansonsten war er doch ziemlich verhüllt. In die Täler aber konnten wir herrliche Blicke werfen und die traumhaften Blumenwiesen geniessen.
Das ethnografische/historische Museum im Ort ist perfekt und für so eine Ortschaft erstaunlich gut und top modern gestaltet. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Der kleine Gemüsemarkt nahe dem Hauptplatz ist auch in neuen Gebäuden untergebracht, schade, das Flair ist verloren gegangen. Aber sowas bleibt ja nicht „modern“ sondern ist bald wieder richtig einheimisch.
Etliche Wehrtürme wurden auch schon saniert und als private Museen hergerichtet. Aber leider waren sie alle geschlossen-jeden Tag ein anderes, niemand konnte uns genau sagen, welches denn nun wann besichtigt werden kann. Einen Turm zu besteigen haben wir aber geschafft.
Der „Camping“ ist eine Wiese beim Bauern und nur zu benutzen, solange nichts angebaut wird. Dennoch ist es hier sehr interessant, zu sehen, wie die Felder mit Pferd oder dem Bauern selbst vor dem Pflug und/oder der Egge bearbeitet werden. Ein sehr schweres Unterfangen, zumal die großen Steine dabei auch noch gleich aussortiert werden müssen.
Die Bohnen werden schon in die Erde gelegt. Sie sind hier alle Selbstversorger und bringen gerade die Kartoffeln auf die Felder.
Die Leute sind auch hier im Gebirge alle hilfsbereit und die Tourist-Information doch sehr ergiebig, sobald man dem Mädel alle „Würmer aus der Nase“ und ihr ein bisschen „Beine gemacht“ hat. Sie ist es wohl nicht wirklich gewöhnt, dass jemand zu Ihr kommt. Und dann stört man natürlich beim Handyspielen.
In einigen kleinen Läden kann man neben Wurst, Käse und Bier auch Wein kaufen. Wenn es aber nach unserem Geschmack geht, können wir nur abraten. Der sog. Hauswein ist für uns ganz schlimm.

Nun steht Ushguli auf dem Plan. Das Dorf auf ca. 2200m Höhe liegt genau am oberen Ende des Enguri-Tales, direkt am Fuße der Chkhara, 5200m hoch, die zur 15-20km langen Besingi-Mauer gehört. Die Gipfel dieser Kette liegen alle über 5000m Höhe.

Die Strecke nach Ushguli ist zu 99% Piste, nur der Anfang in Mestia ist Asphalt, zwischendurch ärgern uns dazu noch einige Baustellen. Für größere Trucks ist die Strecke nicht so toll bei Gegenverkehr, aber auch kein wirkliches Problem. Und gut ist die Piste auch nicht, aber gut erträglich. In der Ortschaft Ushguli ist sie am Schlechtesten. Klar, jeder fährt hier ein Fahrzeug und wühlt dabei über Stock und Stein alles kaputt.

Es geht durch Täler, an kleinen Ortschaften vorbei, an Wehrtürmen und alten Kirchlein.
Tief im Tal zieht man zunächst entlang. An Rinderherden vorbei, Schweinen, die den Weg kreuzen, immer am ziemlich reissenden Bach entlang bis es weiter hoch geht, das Tal sich weitet und Ushguli schon unterhalb der 5000der zu sehen ist.
Nun kommen wir in das Siedlungsgebiet Ushguli! Es ist ziemlich kalt, das Wetter macht aber gegen Abend auf und der Blick auf die Bergkette der Chkhara entschädigt für alles! Traumhaft schön. Wir sind hin-und her gerissen! Es ist ausgesprochen imposant, bei herrlichem Wetter dazustehen und nach oben zu schauen. Die Welt kann so schön sein!

Wer mag kann hinten an der gut sichtbaren, einzeln gelegenen Kirche, Lamaria, übernachten. Wir standen am Dorfausgang des letzten der vier Dörfer, im Ortsteil Chibiani bei Bauern.
Wir hatten fliessendes Bergwasser und ein Plumsko, dass ebenfalls mit Bergwasser ab und an gespült wurde. Es kamen hier etliche Touristen mit ihren Führern vorbei, mit ihnen konnten wir uns sehr gut unterhalten. Mit unserem Bauern und Wirt leider nicht. Viele Leute, die in der Tourismusbranche arbeiten, sprechen Deutsch oder Englisch.
Natürlich war es auch interessant, das dörfliche Treiben von Mensch und Tier zu beobachten. Nebenbei erfahren wir, dass es nur noch wenige Familien gibt, die auch im Winter hier bleiben, noch, die anderen gehen alle runter nach Mestia. Das ist natürlich sehr verständlich, wenn man sich vorstellen kann, was hier in 2200m Höhe im Winter los ist, fernab jeder Zivilisation! Die Piste ist dann gesperrt, z.T. verschüttet. Auch das Futter für die Tiere, das Heizmaterial, Essen und Trinken werden sehr knapp und können ggf. nicht mehr nachgeholt werden. Überwintern muss hier mit viel Erfahrung gut organisiert sein, sonst kann es schief gehen.
Viel umhergelaufen sind wir nicht, der Modder auf den „Dorfstrassen“ war von den Schlechtwettertagen vorher noch teilweise knöcheltief, die Wehrtürme ziemlicher Bruch.

Es reizt einen schon, nun auch weiter zufahren, führt doch die Piste zunächst unterhalb der Besingi-Mauer entlang und windet sich dann durch tief eingeschnittene, schmale Täler hinab in die Ebene nach Lentheki.
Wir wussten von anderen, dass die Piste jetzt sehr schlecht wird, landschaftlich aber nicht mehr zu toppen ist. Wir entschliessen uns natürlich zu fahren. Aber dass sie in so einem Zustand ist?
Bis zur nächsten Stadt, nach Lentheki, sind es an die 80 km. Also geht es früh los.

Der „Einstieg“ in die Piste ist schon mal so eine Sache mit den sehr tiefen, felsigen Bodenrillen. Dann schaukeln wir weiter, geniessen den atemberaubenden Blick auf die Besingi-Mauer, zum Greifen nahe! Rechts oben schaut uns der letzte Militärposten vom Tal zu, dann wechseln wir steil hinab in das Tal des Koruldashi. Es folgt reines Enduro-Gelände, manchmal ist es hier schon fast trialverdächtig. Aber wir schaffen das auch noch-langsam, nicht immer so elegant aber irgendwie kommen wir weiter. Zurück geht sowieso nicht mehr. Lt. Karte gibt es sogar ein paar Dörfer, in denen wir vielleicht übernachten könnten? Bisschen Ruhe wäre nicht schlecht. Weiter unten, wo man keine Angst mehr vor Bergrutschen haben muss, vielleicht? Wir müssen aber feststellen, dass sie alle verlassen, verfallen und sogar z.T bereits überwachsen sind. Drei, vier Häuser sehen wir bewohnt, wohl aber auch nur im Sommer.

So geht es weiter bis uns ein atemstockendes Geräusch, Eisen auf Eisen, das immer schlimmer wird, aufschreckt. Wie oft steigen wir aus, schauen alles nach, sehen nichts. Das Auto ist ja auch unten voller Erde, ziemlich beschmiert. Mit nervenaufreibendem Getöse auf dieser unmöglichen Piste kämpfen wir uns nach unten. Um ca. 17 °° sind wir in Lentheki zum Übernachten auf einem Parkplatz einer Sportanlage angekommen.

Rund um uns herum lauter nette Kinder/Jugendliche, die stolz sind, wenn sie uns vom Englischen ins Georgische dolmetschen können. Es schaut aus, als ob sie eine Ferien-Gruppenreise machen mit viel Sport und Spiel.

Zur Piste: VIEL, viel schlimmer wie in der Mongolei!! Tiefe Löcher, Felsbrocken, tiefe Rinnen und Furchen, tief ausgewaschene Kurven, z.T. sehr steil und sehr, sehr schmal! Rinnsale, die das Ganze dann auch noch so schön rutschig machen. Bäume und niedrige Äste. Bei Gegenverkehr, Gott sei Dank nur 2 Mal in der oberen Hälfte, ist es nicht lustig! Selbst die Endurofahrer, die anfangs hinter uns kamen, waren unten alle fix und fertig. Sie konnten mit ihrem Gepäck kaum im Sitzen fahren. Und das wiederum geht in die Oberschenkel! Die Piste in der anderen Richtung, nach Ushguli sollte man auf gar keinen Fall fahren, immer von Ushguli nach Lentheki bergab! Ein Engländer hat es gemacht, er war „tot“, wie er uns erzählte, damals bei Samsun. Kein Wunder.

Zumindest erholt, wenn auch nicht beruhigt ob unserer Geräusche fahren wir nun weiter auf Asphalt Richtung Kutaisi. Auf Asphaltstrasse ist der unbekannte Krach leiser und nervt nicht so extrem.

Auf dieser Strecke kommt man, wenn man will, an der Prometheus-Höhle vorbei.
Auf dem Parkplatz davor übernachten wir, dann geht es am nächsten Morgen hinein. Die Führung ist sehr nett, die Höhlen total bunt, wie schon in Russland, angeleuchtet und zum guten Schluss kommt noch eine Bootsfahrt, die man aber extra buchen muss, zum Ausgang. Es war ein recht gelungener Ausflug in die Unterwelt! Dann treffen wir noch einen Polen, der auch unter unser verdrecktes Auto schaut und auch nichts sieht, logisch. Also weiter nach Kutaisi.

Wir sehen in der Stadt eine kleine Werkstatt, in der gerade Schweissarbeiten erledigt werden. Der ältere, erfahrene „Meister“ fragt uns gleich nach Geräuschen indem er auf seine Ohren deutet, sie zu hält und die Augen verdreht, wir sagen ja durch Kopfnicken und er ist sofort im Bilde. An der richtigen Stelle holt er den Sand runter, zeigt uns das Malheur und fängt mit der Arbeit an. Fahrgestell-Bruch fahrerseitig. So einfach ist das.
Er schweisst eine Schiene auf drei Seiten an, quält sich, macht und tut und will nicht einmal was dafür haben. Es ist nicht schön, so wie es aussieht, hält aber bis in die Autoewigkeit. Wir geben ihm umgerechnet 5.-€ und sind alle glücklich.

Für heute ist Schluss, am Kloster Gelati oberhalb der Stadt finden wir unseren Übernachtungsplatz.
Der ganze Klosterkomplex ist sehr schön oberhalb der Stadt am Waldrand gelegen, die Wandgemälde in den Kirchenräumen sind noch sehr gut erhalten und man kann immer wieder den altgeorgischen Baustil bewundern: klein, gedrungen, über quadratischem Grundriss, immer in wundervoller Landschaft mit Aussicht gelegen. Hier leben auch noch Mönche.
Nachts werden wir wach und wundern uns: gegen 24°° geht die Beleuchtung an und noch etliche Autos fahren jetzt hierher. Zum Beten, mitten in der Nacht! Was es nicht alles gibt.

Morgens schon fahren wir nach Kutaissi ‚rein, auf den Parkplatz schräg gegenüber vom Historischen Museum. Wir wollen nicht nur die Werkstatt sehen, sondern auch die Stadt uns anschauen.
Kutaissi ist eine sehr nette Kleinstadt, im Zentrum ist noch sehr viel erhalten. Es gibt einen sehr schönen Markt mit Markthalle, ( Rustaveli/Ecke Tsereteli Straße diagonal durch den Park + ‚rein ins Gewühl) ansonsten ist alles bisschen, sagen wir mal, nostalgisch. Die Touristinformation (in der Rustaveli-Str. gegenüber vom Park nahe Kreisverkehr) ist ausgesprochen nett, hilfsbereit und informativ. Man spricht fliessend Englisch.

Von Kutaissi wollen wir zum Thermalbad Sairne weiter und dann durch den Nat.Park Borjom-Kharagauli nach Abastumani. Dort gibt es eine Sternwarte, ein Observatorium, das möchten wir besichtigen und dann weiter nach Akhaltsikhe zu der alten Burganlage fahren. Auf schöner asphaltierter kleiner Strasse kommen wir durch Wälder, ewig lang und kurvenreich nach Sairne. Aber hier kann nur übernachten, wer ein Zimmer in den Thermalhotels gebucht hat. Nicht einmal freie Parkplätze kann man hier finden, sie gehören alle zu irgendwelchen Unterkünften. Wo wir doch hier übernachten wollten!

Und nach der Ortschaft kommt eine Schranke. Wir sagen, dass wir doch nach Abastumani wollen! Und werden prompt durchgelassen. Das war der Eingang zu dem o.g. NP.

Und die Piste geht los! Erst geht es ja noch, dann aber wird auch sie wieder furchtbar-Kamaz, KAZ-und UAS-Gelände pur. Nicht so schlimm aber wie nach Ushguli, lange nicht. Weiter oben sind die Georgier mit Kamaz, zu Pferd oder mit den Traktoren unterwegs. Für Waldarbeiten, zum Kühe treiben, die Zeit der Almwirtschaft beginnt. Entsprechend ist stellenweise die Piste. Nach dem letzten Regen manchmal arg morastig.

Nach längerer Zeit kommen wir aus dem Wald heraus und wieder führt uns die Piste durch herrliche Landschaft, vorbei an Almen, über kleine Pässe mit herrlichen Fernsichten. Stellenweise fühlen wir uns in die Chiemgauer, an die Kampenwand und ihre Almen versetzt. Oder doch eher „rofan-artig“? Dort muss man laufen, hier darf man alles fahren. Also nicht jammern! Das arme Auto muss wieder ächzen! Und wie geniessen wir die Almlandschaft, aber nicht die Piste. Ja, wir haben viel Glück mit dem Wetter. Es hält heute noch. Wir trauen uns nicht hier oben zu übernachten, wenn das Wetter umschlägt…!

Über den Bergrücken geht es auf der anderen Seite der Berge teilweise recht steil hinab in den nächsten Wald. Bei feuchtem Wetter ist diese Strecke wahrlich nicht zu empfehlen.
Von den rund 90 km sind 40km Piste über das Gebirge.
Wie kann man nur „Pistenfahren“ schön finden?

Irgendwann ist jedenfalls auch das geschafft und wir kommen endlich nach Abastumani. Schnell durch die NP-Schranke hindurch und hoch zur Sternwarte. Aber wir müssten mit der Besichtigung bis 21°° Uhr warten. Dann darf man angeblich sogar durch die Teleskope schauen. Leider gibt es da oben praktisch keinen Parkplatz, nur einen sehr kleinen und der war schon voll von Kleinbussen, die Jugendgruppen hierher gebracht hatten. Das tun wir uns nicht an, fahren zum Nat.-Park-Eingang zurück, zahlen für die Übernachtung unseren Obulus und stehen ruhig und angenehm.

Am nächsten Morgen fahren wir dann ‚runter nach Akhaltsikhe zur Burg, die über der Stadt thront. Was für ein Wetter kommt da an, es giesst, schüttet, stürmt, bloss gut, dass wir das nicht auf der gestrigen Piste noch hatten! Aber es zieht bald vorbei.

Die Burg hat davor riesig große Parkplätze, vielleicht auch gut zum Übernachten.
Innen ist aber alles neu auf-und/oder umgebaut worden, so ein bisschen a la Hollywood. Die georgischen Touristen sind total begeistert, wir nicht so ganz. Diesen Wirbel verlassen wir und fahren weiter nach Wardzia wo wir das berühmte Höhlenkloster und die ehemalige Felsenstadt aus dem 12. Jahrhundert besichtigen wollen.

Unterhalb der Felswand mit den Wohnhöhlen bleiben wir für zwei Nächste stehen. Ein schöner und ab abends ruhiger Platz. Nachts schlafen die Hunde unter und neben uns, am Tag bekommen sie Häppchen und passen gut auf uns auf. Zum Schluss waren es fünf, die aber auch Gott sei Dank nicht bellten.
Morgens sind wir gleich bei den ersten, die zu dem Höhlenkloster hoch laufen.
Lt. Wikipedia lebten hier ca. 50.000 Menschen in ca. 3000 Wohnungen mit jeweils 3 Räumen. Es gab genug Wasser und eine so gute Belüftung, dass das Leben hier sicher und kein Problem war. Im Tal gab es die Landwirtschaft, die alle mit Essen versorgte.
Bis ein großes Erdbeben kam, die Vorderwand der Anlage quasi zum Tal hin abklappte und nur noch 750 beschädigte Wohnungen übrig blieben. Der größte jetzt von unten sichtbare Teil der Anlage war also früher durch eine Felswand verdeckt. Niemand sollte damals ahnen, dass hier so viele Menschen leben. In Kriegszeiten war es ein absolut sicherer Ort.
Heute leben nur noch ein paar Mönche hier, die sich um die Anlage kümmern und die Fragen der Besucher beantworten-wenn man Georgisch spricht.
Es ist wunderschön, überall herum krauchen zu können. Der Weg führt Trepp auf, Trepp ab, durch ehemalige Wohnräume, Lagerräume, Apotheke, durch die Kirche, an den Wohnungen der Mönche vorbei. Es geht über steile in den Fels gehauene Treppen. Ohne Geländer wäre das sicher nicht so lustig, vor allem nicht, wenn es regnet oder gar schneit. Wir tummeln uns hier stundenlang. Der Blick ins Tal ist einfach toll.

Anschliessend schauen wir noch an dem kleinen Frauenkloster in einem der Seitentäler vorbei. Die Nonnen scheinen von der Landwirtschaft zu leben und sind etwas arg scheu. Übernachten dürfen wir hier nicht. Schade, also zurück nach Wardzia.
Von Wardzia fahren wir nach diesen zwei schönen Tagen über Ninotsminda gen Süden nach Armenien.

Was es von dort zu berichten gibt, steht dann im nächsten Bericht.