Südamerika

06.09. bis 11.10.2006

Wieder einmal wird die Uhr um eine Stunde zurück gestellt, der Wecker klingelt wie immer um 6.40°°Uhr.

5-6 Tage werden wir über den Atlantik brauchen.
Nach dem Frühstück können wir Wäsche waschen, unsere Berichte per e-mail nach Hause schicken, auf dem Schiff ‚rumlaufen, ratschen, lesen, auf die Brücke gehen, essen, Mittagsschlaf halten, James sagt „ I kip“ dazu. Abends wieder Dinner mit anschließendem gemütlichen Beisammensitzen.
So vergehen die Tage. Am 07.09.06 gehen wir ca. 8.30°°Uhr über den Äquator.

Eine „Taufe“ gibt es nicht, wir sind auf einem Frachtschiff und ausserdem ist jeder von uns schon mehrmals über den Äquator gekommen. Das ist mehr ‚was für Crew-Ships. Zwischendurch gibt es ein Barbecue. Weil es zuviel Sturm hat, hat der Captain bis 20°°Uhr das Schiff so gedreht, dass der Grill und die Bänke im Windschatten lagen. Guten schwedischen Hering, Lachs, Heringssalate, Rindersteaks, Aquavit , Wein und Bier gab es, dazu Beilagen. Eines schönen Tages hat Jonas, der erste Offizier, den Swimmingpool aufgebaut. Zusammengebastelt aus Paletten und Lkw-Plane. Zum Baden war es aber viel zu kalt. Und das am Äquator!

Am 12.09. liegen wir vor Südamerika, vor Vitoria in Brasilien, auf Reede. Nach dem Mittagessen fahren wir langsam in den Hafen. Eine wundervolle und total, wenigstens für uns, unverhoffte Fahrt beginnt. Unter der Brücke hindurch und weit hinter wie in einen Fjord, an glattgeformten, dunkelbraunen Steinen à la Meteora vorbei werden wir von den Bugsierern an den Liegeplatz gezogen. Hochhäuser, kleine Werften, riesige, autobahnmäßige Strassen liegen am Ufer. Der Himmel ist strahlend blau, die Pflanzen am Ufer kräftig grün, die Sonne strahlt, die Beleuchtung ideal. Die ganze Besatzung steht mit uns an der Reling und schaut. Vor dem Abendessen können wir noch ganz kurz an Land. Für die Stadt selbst reicht es nicht mehr, nur für den Vorort am Hafen. In den Tropen wird es eben schnell dunkel. So schauen wir noch lange vom Schiff aus auf Vitoria. Langsam gehen die Lichter an, das Leben pulsiert in Vitoria, alles ist bald hell erleuchtet. Bis in die Nacht wird wieder entladen, vorallem Autos! Viele Container. Das Schiff wird langsam leerer, neue Fracht kommt wenig dazu. Irgendwann in der Nacht geht es schon wieder weiter.

RIO ist der nächste Hafen! Immer die Küste entlang, an Cabo Frio vorbei, es heisst nicht umsonst kaltes Kap, schauen wir alle schon gespannt mit den Ferngläsern nach vorne und richtig, bald sehen wir den „schlafenden Mann mit seiner langen Nase“, die Küstengebirge von Rio. Da werden wirklich Träume wahr, wer hätte das gedacht: mit dem Schiff nach RIO! Es bei dieser fantastischen Beleuchtung sehen können! Unvorstellbar. Alle, die Crew, soweit irgenwie abkömmlich, sogar der Koch (heute gibt es bestimmt schnelle Küche, ‚was Kurzgebratenes), wir Passagiere, stehen alle bewaffnet mit Fotoapparat und Fernglas draussen auf der Brücke. Keiner kann sich an diesem Anblick satt sehen: Es geht vorbei am Zuckerhut, der weiter entfernten Christusstatue, am ganzen Panorama entlang bis zum Liegeplatz fast hinten an der langen Brücke, die über die ganze Bucht von Rio geht. Blutrot geht die Sonne unter und taucht die Stadt in herrliche Farben, in ein Licht, das unvergesslich ist. In der Nacht leuchtet jedes Hochhaus, jede Strasse und die Autos hört man bis wir ins Bett gehen über die Brücke rauschen. Am nächsten Morgen müssen wir Abschied nehmen von Rio. Es geht vorbei an der Copacabana und dann am Strand von Ipanema. Welcher Klang! Wieder stehen alle, inkl. Crew, mit Fotoapparaten und Ferngläsern auf der Brücke und schauen auf diese Skyline.

Der nächste Hafen ist Santos. Wir laufen wie so oft wieder in der Nacht ein. Man hört Autos quietschen, Container klappern. Die Entladung ist in vollem Gange. Zum Sonnenaufgang sind wir schon an Deck. So können wir nach dem Frühstück die beginnende Fahrt auf das offene Meer komplett geniessen.
Wir gleiten wir an riesigen Schiffen, Krananlagen, Werften vorbei. Am linken Ufer sind z.T. etliche Slums, aber bis zum Horizont sieht man während der ganzen Fahrt Hochhäuser über Hochhäuser. So fahren wir fast zwei Stunden den ganzen Flusssarm durch die Stadt. Immer wieder an großen Kähnen vorbei, die gerade ent- oder beladen werden, im Dock liegen, bugsiert werden.
Jetzt geht es Kurs Rio de la Plata. Das Wetter wird kalt, nebelig und ungemütlich. Im Süden ist eben noch Winter! An Punta del Este vorbei geht es den Rio Parana hinauf nach Zarate in Argentinien. In der Nacht kommen wir an.
Die Landschaft schaut aus wie im Po-Delta, die Weiden bekommen ihre ersten Blättchen, es ist ziemlich kühl. Stundenlang werden Autos entladen. Aber die Sonne scheint.
Dann geht es weiter unserem Ziel entgegen: BUENOS AIRES.
Wir können es gar nicht so richtig fassen, tatsächlich dort anzukommen, bald dort zu sein. In der Ferne sehen wir dann die Hochhäuser, stehen ganz andächtig an der Reling und jeder von uns Touries hängt seinen Gedanken nach. Es ist ja nicht nur ein Ankommen, es auch ein Beenden einer fast fünfwöchigen, gemeinsamen langen Fahrt mit dem Schiff.
Die Immigration hat unsere Pässe schon in der Nacht in Zarate abgestempelt, hier kommt nur noch der Zoll: zwei ältere Herren in Zivil, froh, dass wir alle ein Carnet haben und schon eine komplette Liste mit unseren Technischen Geräten zeigen können. Die Liste wird kopiert, eingeheftet im Carnet, wir müssen zu unseren Autos, ‚rausfahren aus dem Schiff. Wir haben fast keine Zeit uns von James zu verabschieden! Die zwei Herren fahren vorneweg durch den Hafen und schon stehen wir drei Autos vollkommen überrascht in Buenos Aires auf der Strasse. Dass es so schnell und einfach gehen würde hier einzureisen, dachte keiner von uns.

Nachdem es den Campingplatz, wie sich herausstellt, in Lomas de Zamora nicht mehr gibt, stellen wir uns auf den bewachten Parkplatz gegenüber vom Puerto Madero. Bei der Agf-Alliance-Versicherung, Frau Militscher, e-mail: milisch@agf-allianz.com.ar Tel. 0054-11-4320-3487, haben wir unsere
Kfz-Versicherung abgeschlossen. Sie gilt in allen Argentinien angrenzenden Ländern, wird immer automatisch verlängert und kostet für 6 Monate 420 Arg.Pesos. Die Betreuung ist hervorragend! Frau Militscher spricht Deutsch und ist eine ganz liebe Person. Dann sind wir zum ACA, dem argentinischen Automobilclub um dort ebenfalls Mitglied zu werden. So kann man zu den Werkstätten gehen, die normal nur Mitglieder bedienen, die Karten und Campingplätze sind billiger und beimTanken gibt es 5% Skonto. Die Dame hat Englisch gesprochen und war ebenfalls sehr nett. Leider konnten wir in Buenos Aires keinen Campingplatz ausfindig machen, in Tigre ist auch keiner, der mit dem Auto zu erreichen ist, nur per Boot. Wir fahren weiter (Wenn man Samstags oder Sonntags den Parkplatz verlässt, zahlt man nichts!). Jan und Gerry und unsere Spanier sind schon unterwegs. Ob wir uns nochmal treffen werden und wo?

Wir fahren bis San Miguel del Monte, der Campingplatz ist nett an einem See gelegen, billig, die Damentoiletten verkommen, die „Herrenabteilung“ in Ordnung Aber das Städtchen ist zu Fuss zu erreichen, es gibt alles, was man so braucht in zwei Supermärkten. Wir finden Zeit, für die Fahrt alles zu richten und zu packen. Dann geht es weiter nach Tandil in die Sierra. Es ist sehr kalt noch, der Camping in der Av. Don Bosco ist noch gar nicht richtig in Betrieb. Wir wechseln auf den Campingplatz gleich am See neben den Fussballplätzen. Gehen in die Stadt einkaufen, Wäsche lassen wir in der Wäscherei waschen. Eine Maschine kostet hier 9 Pesos ohne Bügeln. Es ist sehr kalt, nebelig, windig. Wir stellen uns einen schönen Campingplatz am Meer bei Bahia Blanca vor. Pehuen Co! Es gießt, ist eisig kalt, richtig noch Winter. Wenn die Sonne ‚rauskommt ist es schon angenehmer.

Das erleben wir dann in Sierra de la Ventana. Beim El Paraiso-Camping stehen wir, kaufen Kerosene für unseren Ofen. Überall gibt es Strom gratis und so haben wir uns zwischenzeitlich eine Lampe angeschafft und können auch unseren Kühlschrank und Laptop mit 220V gut bedienen. Bei schönstem Wetter fahren wir in den Nationalpark und wandern insgesamt ca. sechs Stunden hinauf zum Ventana, einem Felsenfenster. Leider erwischt uns alle ein ziemlicher Sandsturm. Die Jugendlichen, die auch mit hoch gehen, kämpfen mit uns gegen den Sturm und Sand. Über Tornquist, wo wir am Balneario übernachten, fahren wir weiter mit Ziel Viedma. Hinter Bahia Blanca erleben wir die erste Lebensmittelkontrolle, kein Obst, Gemüse und kein Fleisch! Den ganzen Tag fahren wir durch die Pampa an Rinderherden vorbei, bei Sierra Grande erreichen wir Patagonien!

In Viedma weist uns der nette junge Mann von der Touristinformation am Fluss den Weg zum Campingplatz hinter den städtischen Sportanlagen. Ein Sportfest ist gerade im Gange, wo wir natürlich noch ein bischen zuschauen. Am nächsten Tag gehen wir in die Stadt, die zwar recht nett ist, aber nichts ausser einem Supermarkt schräg gegenüber vom Hospital zu bieten hat. Einen Tag müssen wir länger bleiben, es gießt, der halbe Platz steht unter Wasser, das Sportfest wird abgebrochen. Schade.

Hoffentlich wird es bald wieder besser. An der Loberia soll es die größte Seelöwen-Kolonie von Südamerika geben: bis zu 5000 Tiere! Da brauchen wir viel Sonne zum Fotografieren.