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Teil 7: Nicaragua

Route Nicaragua

vom 13.10.2015 bis 21.10.2015

Schon wieder erreichen wir eine Grenze, wieder geht es in ein für uns neues Land.
Wir kommen zur Grenze nach Nicaragua. Alles ist etwas durcheinander, es gibt ein hin-und her Gelaufe. Bis wir das richtige Gebäude für die Einreise finden muss mal öfter gefragt werden. Gut, nun geht es los-denken wir, aber weit gefehlt! Wir stehen schon im Schalterraum aber alle müssen hinaus, auch die Zöllner.
Was geht hier ab? Ein Mann mit Schutzkleidung und großer „Spritze“ erscheint, geht in den evakuierten Raum der Aduana und räuchert alles aus mit einer Chemie, die so stinkt, dass man glaubt, selbst hier unter freier Luft muss man ersticken! Tiefer Nebel legt sich in den Raum, dann das gleiche Prozedere bei der Immigration. Die Zöllner sagen uns, dass das mindestens zwei Stunden dauert, sie haben das jeden Tag. ALLE Mücken zur Vorsorge gegen Malaria, Dengue, Zika usw. sollen so vernichtet und unschädlich gemacht werden für die Beamten, die hier immer arbeiten müssen. Jeden Tag stehen sie 2 Stunden ihrer Arbeits-und Pausenzeit draussen und ratschen, essen, gammeln im Gestank vor der Türe ‚rum. Nun, uns bleibt die Luft weg. Aber auch das sitzen wir aus und irgendwann dürfen wir einreisen in Nicagarua.

Nicht weit von der Grenze entfernt suchen wir uns einen Platz bei einem Hostel nahe Esteli. Es ist sehr gut hier, wir bekommen Duschen und Toiletten, Strom für’s Licht und Internet im Auto-was will man mehr. Vor dem Eingang an der Strasse hält der Bus in die Stadt-perfekt.
Esteli hat nichts zu bieten. Geschäfte, einen Supermarkt mit ganz gutem Angebot, die üblichen Mobile phone-Läden, wo auch wir gleich eine sim-Karte für’s Internet kaufen. Auch problemlos: Pass zeigen, ‚reinlegen, einrichten, starten-15 Minuten das ganze, fertig.
Es gibt in Esteli eine reizende Tourismusinformation, die sich sowas von bemüht, damit wir Unterlagen und Infos über ihr Land bekommen, unwahrscheinlich. Wir laufen umher, schauen in die Ropa Americana-Läden, gehen zum Zocalo und natürlich auf den Markt. Es ist Saison für Weisskohl und Tomaten. Die Essenstände mit den großen Suppentöpfen erinnern uns an Laos, auch so ein armes Land, aber politisch nicht so zerrüttet.
Eigentlich wollen wir nun nach Leon, das ja so schön sein und wo es in der Stadt einen Stellplatz geben soll. Ja, sollte! Diesen gibt es auch, aber niemand hat den Schlüssel, es ist kein watchman da, der die Tür unter tags aufmachen kann, wir müssten quasi eingesperrt bleiben, selbst wenn der Schlüssel gefunden werden würde. Das ist nichts für uns. Andere Plätze sind inzwischen bebaut, niemand kann uns aufnehmen, also fahren wir weiter. Die Stadt quillt über von Menschen, der übermäßige Verkehr staut sich, dabei ist es ein ganz normales Wochenende!

Dann fahren wir eben gleich weiter an den Pazifik bei Las Penitas mit traumhaften Stränden. Vielleicht ist es am Meer besser? Wir erwischen an der Playa Roca einen sehr schönen Platz bei einem kleinen Hostel am Wasser, wo wir etwas bleiben. Der Strand, die Sonnenuntergänge, die Leute, alles passt und ist sehr angenehm. Ein paar Einheimische sind beim „Wellenreiten“, die Angler holen große Fische aus dem Wasser aber viele der Hostels und Bars sind für immer geschlossen, hören wir von dem kanadischen Wirt unseres Übernachtungsplatzes im Hostal Playas Rocas. Es gibt praktisch keinen Tourismus mehr hier in der Nähe von Leon.

Machen wir uns als nächstes auf zum Vulcan Masaya. Er ist mit 635m wirklich nicht hoch, aber er ist noch aktiv, jedoch seit fast 350 Jahre nicht mehr wirklich ausgebrochen. Der Vulkan hat den Vorteil, dass man mit dem Auto bis an den Kraterrand hinauf fahren kann. Anschliessend kann man vom Parkplatz noch sehr schön wandern und sich über den sicheren Blick von oben in den dampfenden Krater freuen. Na, ja, etwas laufen muss man schon, will man einen schönen Überblick über die dampfende Kraterlandschaft haben. Wir werden belohnt mit einer herrlichen Aussicht.

Von hier ist es nicht weit bis zum Lago Apoyo. Wir empfinden den See als düster, uns lädt er nicht zum Verweilen ein. Ausserdem geht es hier sehr touristisch zu.
Es geht nun zu der hübschen Stadt Granada, die spanischen Ursprungs ist und schon 1524 gegründet wurde. Sie liegt direkt am Nicaraguasee und ist sehr lebendig und quirlig. Wir finden fast im Stadtzentrum einen guten Platz beim Roten Kreuz, ruhig, sicher, mit Toiletten, Wasser und Strom. Was will man mehr. Viele Touristen sind unterwegs, auf dem Markt wimmelt es von Einheimischen aus der Stadt und Händlern aus der Umgebung, die Busse fahren ständig und verstopfen die Strassen. Auf den Turm der Kathedrale am Zocalo kann man gegen einen kleinen Obolus hinauf steigen und als Lohn hat man einen prächtigen Blick über die Stadt und die Umgebung.
Wir bleiben ein paar Tage und obwohl es sehr heiß ist, geniessen wir es, durch das kleine Städtchen zu bummeln.

Wir fahren jetzt zum Nicaraguasee, der vielleicht, oder ganz sicher, in ein paar Jahren nicht mehr so ruhig daliegt. Der neue Nicaragua-Kanal, „El grand Canal“, ein Pendant zum Panama-Kanal, soll von offizieller Seite aus nun auch die Armut bekämpfen helfen. Am zukünftigen Kanal sollen wirtschaftlich 49% daran Nicaragua und 51% China bzw. Honkong halten. Es wird wohl klappen mit dem Bau durch den See von Nicaragua, je nachdem, wie scharf, wie lang anhaltend und in welcher Weise die Proteste dagegen verlaufen. Es ist immer das gleiche: Natur, Mensch und Profit stehen einander gegenüber. Wer wird wohl verlieren bzw. gewinnen? Na?
Nun wollen wir weiter und uns den See anschauen. Zur Isla Ometepe mit ihren zwei Vulkanen wollen wir natürlich auch. Letztendlich aber setzen wir nicht über. Für uns zwei Personen und das Auto sollen wir hin+zurück umgerechnet 80.-€ zahlen. Handeln geht nicht, es gibt heute nur einen Ticketstand. Nein, das machen wir nicht für 2-3 Tage.
Aber etwas traurig ist es schon, denn hier soll man ja das Lummerland, das im Lummerlandlied von „Jim Knopf der Lokomotivführer“ der Augsburger Puppenkiste besungen wird, finden. Wir werden es nie finden und nicht erfahren ob es dort ist.
Also kein Lummerland.

Dafür fahren wir nochmals an den Strand am Pazifik, zu einem kleinen Restaurant, wo wir übernachten können. Wir bekommen Strom, Wasser, Toilette, abends fährt der Besitzer nach Hause. Ein Franzose aus Franz. Guayana trifft noch ein, die Krokodile im vorgelagerten Brackwasser schlafen auch, das gibt eine ruhige Nacht. Das Essen ist recht gut, viele Expats kommen hierher, vornehmlich aus dem Norden von Amerika. Einige haben ihre Häuser oberhalb der Küste gebaut und leben hier im amerikanischen Winter. In der Nacht giesst es. Wir trauen uns nicht, länger zu bleiben, der Rückweg wird nach einer solchen Regennacht schon zu einer heftigen Schlitterpartie mit unseren Reifen, die im Handumdrehen zu slicks werden. Beruhigend, dass es unterwegs noch etliche Baustellen gab, da hätte uns sicher einer aus dem Graben gezogen.
Ja, das war unsere letzte Nacht in Nicaragua und wir fahren weiter bis zur nicht weit entfernten Grenze dieses armen aber dennoch schönen und freundlichen Landes.

Es geht in ein weiteres, für uns neues Land von Mittelamerika, nach Costa Rica, von dem man sagt, es wäre die mittelamerikanische Schweiz. Wir sind gespannt auf dieses Traumziel so vieler europäischer Touristen.
Aber lest bald selbst. Bis dann!