Teil 1 – Kolumbien I
von Cartagena bis Bogotá
vom 22.11.2015 bis 11.12.2015
Wir verbringen die letzte Nacht noch in unserer hässlichen „Absteige“ und am nächsten Morgen um 4:30 Uhr soll es per Shuttlebus in 5 Min. zur Flughafenhalle gehen. Wir warten- klar, um 5:00 Uhr schläft der „Shuttle-Mann“ noch! Also, so wie erahnt, machen wir uns alle vom Hotel zu Fuss auf den Weg. Nicht umsonst haben wir dieses Hotel gewählt, von dem man zu Fuss in 10 Min. im Flughafen ist! Sicher ist sicher.
Dann dauert es nicht mehr so lange, einchecken und es geht los. Unser Freund Peter erwartet uns in unserem Hotel „San Felipe“ in Cartagena, gleich direkt am nordöstlichen Eck vom Parque del Centenario. Mit dem Taxi sind wir gleich da.
Es ist ein sehr ordentliches Hotel. Wir haben ein ruhiges, sehr großes Dreibettzimmer inkl. Frühstücksbuffet. Die Chefin und ihre Leute sind sehr hilfsbereit, alles ist picobello. Jeden Tag wird geputzt-das ist gut, hat aber den Nachteil, dass wir auch jeden Tag alles zusammen räumen müssen. Bei uns hängt also wieder ab sofort für immer drei Tage der Zettel „Bitte nicht stören“ draussen an der Klinke. Auch das Internet im Zimmer ist perfekt.
Peter ist von Buenos Aires aus in gut einem Jahr hoch geradelt nach Kolumbien. Ein paar Tage wollen wir zusammen in Cartagena sein, dann treffen wir uns noch ein zweites Mal an der kolumbianischen Karibikküste.
Heute wird erstmal erzählt, erzählt, erzählt. Jeder von uns hat viel erlebt im letzten Jahr.
Wir bummeln durch die schöne Altstadt von Cartagena, trinken auf der Plaza Bolivar einen Kaffee oder ein Bier, gehen in der „Touristenmeile“, der Calle San Andrés, Essen und abends treffen wir uns dann auf der Plaza Trinidad. Hier gibt’s super gute sog. Hamburger, Baguette und viel Trubel.
Das ganze Quartier versammelt sich auf der Plaza zum Ausklang des Tages.
Am Montag früh fahren wir zu unserem Schiffs-Agenten wegen der Original-BOL (Bill of Lading), unserem Frachtpapier vom Auto. Am Dienstag kommt das Schiff.
Wir sind faul und bequem und entscheiden uns, 90.-€ zu investieren. Wir sparen uns alle Wege zur Aduana usw. , können dafür lieber mit Peter noch quatschen. Er fährt uns dann schon am Dienstag mit seinem Rad voraus zur Karibik-Küste. Wir müssen am Dienstag um 14:00 Uhr am Hafen sein und um 17:30 holen unsere Männer unser Heim aus dem Hafen-wir sind wieder frei und beweglich und können heute endlich wieder in unserem eigenen Bett schlafen!
Den gesamten Verschiffungsvorgang, mit Stellplätzen und Coordinaten der einzelnen Ämter haben wir in unserer Homepage (www.m-weinreich.com) beschrieben in den Infos unter Panama. So, wie es für uns nötig war. Die Koordinaten für Panama sind für alle die gleichen, die von Cartagena variieren: Es gibt drei Häfen in Cartagena, es gibt verschiedene Verschiffungsmöglichkeiten und natürlich verschiedene Reedereien. Und es kommt natürlich darauf an, in welche Richtung man verschifft-nach oder ab Panama.
Dann geht es ab auf den nächsten bewachten Parkplatz an der Calle 24, gleich neben dem Centro de Conventiones umpacken, aufräumen usw. Es war alles so, wie wir es in Panama verlassen hatten. Gott sei Dank! Stellplätze sind wie immer unter „Stellplätze“ in unserer o.g. Homepage zu finden. (Soll, haben wir gehört, nicht mehr erlaubt sein. Also bitte selber prüfen!)
Wir fahren weiter mit Ziel Karibikküste, wo wir uns mit Peter verabredet hatten.
Von Barranquilla fährt man zunächst an der Küste entlang, dann geht es auf einen langen Damm über die Lagune von Santa Marta. Nichts Spektakuläres.
Vor dem Ende des Dammes, bei Tasajeras ist der Uferstreifen sehr schmal, so schmal, dass die Leute hier ihre Häuser rechts und links der Strasse auf Stelzen ins Wasser gebaut haben.
Von dem Wasser sieht man nicht viel, da versinken die Leute in ihrem eigenen Dreck! Sie wohnen im Morast, rundherum schwimmen hunderte leere Plastikflaschen, alles ist versieft und überall schwappen Plastiktüten durch das moderige Wasser-unvorstellbar! Das ist ja schlimmer wie Indien! Und es stört sie nicht einmal! Sie haben Boote und könnten leicht den Dreck ‚raus fischen. Plastik wird in Kolumbien für Geld sogar gesammelt, aber sie scheinen genug zu haben.
Bloss weiter!
Die Landschaft wird nicht viel besser, aber so einen Dreck sehen wir Gott sei Dank nirgends mehr im ganzen Land.
Santa Marta gefällt uns auch nicht wirklich, wir fahren weiter bis zur Küste, um den Tayrona-NP herum und gleich bis zum Platz von Los Angeles. Wir müssten aber bei den Häusern stehen bleiben, dürfen nicht weiter unter die Palmen. Warum? Nur heute mal? Keiner sagt es uns. Strom bekommen wir auch nicht-also weiter. Es gibt Tage, da klappt augenscheinlich nichts!
Schauen wir uns den nächsten Platz an. Leider ist Peter noch nicht da, so können wir ihm nicht sagen, dass wir 3 km weiter fahren. Die gut Englisch sprechende Dame will es ihm ausrichten (was sie natürlich nicht macht). Wie sich herausstellt ist der nächste Platz ein für uns herrlicher und lässiger Platz, der Camping Casa Grande. Wir bekamen Strom, Dusche, Aussendusche am Strand, es gibt genug Palapas und wir stehen direkt 50m vom Strand entfernt. Peter bekam dort sein Frühstück usw., er hat dort gezeltet und auch gleich mit der Jugend Strandvolleyball gespielt.
Allerdings war es dort natürlich auch sehr feucht durch die Gischt, die Welle war ziemlich hoch und an Baden war nicht zu denken. In den Tayrona NP konnten wir mit Peter auch nicht. Die Indigenas hatten ihren Park auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wir dachten, dass sie vielleicht ein Fest hatten oder zu viele Besucher schon im Park wären, aber niemand konnte das bestätigen.
Man sah sie öfter auf der Strasse laufen, ihre Besorgungen machen, die Kinder kamen auf den Campingplatz zum Fussballspielen und Duschen, der Park aber war die ganze Zeit geschlossen. Schade.
Unser Strand gleich nebenan war ebenfalls sehr, sehr schön! Leider waren die Berge, Bolivar und Cristobal Colon, beide ca. 5700m hoch, nicht zu sehen. Dort ist zum einen Nebelwald und zum anderen ist das Wetter generell nicht optimal. Auch schade.
Nach fünf schönen Strandtagen ziehen wir alle weiter. Peter mit seinem Radl und wir auch.
Er fährt mit dem Rad zurück nach Bogota und fliegt dann nach Santiago de Chile. Er will noch etwas durch Argentinien und Chile radln bevor er wieder heim muss.
Wir wollen noch etwas in die Höhe zur Erholung und fahren nach Minca, zum Hotel Colonia. Ein sehr schöner Platz etwas ausserhalb. Wir stehen genau am Haus mit großem Umlauf, so kann uns der Regen und die z.T. lang anhaltenden Gewitter nichts anhaben. Aber von einer kleineren Wanderung konnte nicht die Rede sein. Als wir wieder weiter fahren am nächsten Tag haben wir herrlichstes Wetter!
Es geht weiter nach Ocaña und dann in das ganz nette Kolonialdorf La Playa de Belén. Eine wunderschöne Landschaft, die am Ende von dem Seitental uns zu dem Naturpark Los Estoraques führt. Ein herrlicher Übernachtungsplatz erwartet uns. Gerade haben wir die Stühle heraus geholt, wird es dunkelschwarz, alles wieder ‚rein, kein Ranger lässt sich blicken-Feierabend und es beginnt zu Schütten. Ein paar andere Touristen werden richtig nass; das ist nicht lustig.
Am nächsten Tag schauen wir uns noch etwas in dem kleinen Dorf um, es gefällt uns immer besser.
Die Wolken gehen hoch, ich kaufe noch bei einem Bauern frischen Käse und Gemüse und wir wollen über Ocaña wieder talauswärts fahren Richtung San Gil, nach Barichara. Dort sind wir mit Sebastian, Andrea und den Kindern verabredet. Wir kennen uns schon seit Mexico.
Der Gedanke ist gut, aber die Strasse ist hinter Ocaña von der Armee gesperrt worden. Man hat in der Nacht beobachtet, dass von Guerillas an der Strasse Minen gelegt worden sind. Jetzt werden die Minen gesucht und entschärft. Ab und an knallt es. Es stellt sich heraus, dass Warten keinen Sinn macht. Wir gehen an die nächste Tankstelle mit Duschen und Toiletten und übernachten. Etwas laut aber sauber und sicher.
Nun geht es am nächsten Morgen endlich weiter-Ziel ist noch immer Barichara nahe San Gil.
Die Strasse geht nach Süden und wir kommen zum Canon del Chicamocha, den der Rio Umpala hier bildet, eine der tiefsten Schluchten Südamerikas. Die Landschaft ist schön und ist eine Art Miniaturausgabe der Schluchten des Brahmaputra (tibet. Tsangpo) und seiner Zuflüsse in Tibet, die wir z.T. besuchen durften.
Wir fangen an zu vergleichen, werden ungerecht, wir sind verwöhnt. Man darf aber NICHT auf Reisen vergleichen, sondern alles Gesehene nehmen wie es ist und zufrieden sein, dass man es überhaupt sehen kann. Es muss nicht immer das „Größte, Tiefste, Höchste, Bedeutendste,..“ sein.
Es muss einem nur gefallen, einen beeindrucken und in Erinnerung bleiben!
So kommen wir nach einem kurzen Einkauf in San Gil endlich nach Barichara. Hier stehen wir genau an der Abbruchkante zum Rio Suarez, der ungefähr 800m unter uns umgeben von Feldern im Tal dahin fliesst. Täglich kommen Leute vorbei, die Freude ist groß, wir stehen genau am Mirador.
Barichara ist eine wunderbar erhaltene, kleine spanische Kolonialstadt. Nicht übermäßig touristisch, es gibt noch normale Läden und es macht Spass dort umher zu bummeln. Sie wurde zum nationalen Kulturerbe Kolumbiens erklärt. Nicht weit entfernt ist das kleine koloniale Dorf Guane, das wir auch besuchen. Der Weg ist schöner wie das Dorf selbst. Man kann auch mit dem Bus hin-und zurück fahren.
Nun geht es nach ein paar Tagen weiter gen Süden. Bei Chiquinquira biegen wir nach links ab. Wir wollen uns das angeblich so schöne Dorf Raquira anschauen und weiter dann zu dem bedeutenden Wallfahrtsort La Candelaria fahren. Dummerweise ist heute Sonntag!
Auf dem Weg dorthin fallen uns schon fürchterliche Waldbrände auf-ganze Berghänge stehen im Feuer. Man sagt uns, es hätte lange nicht geregnet, das wären alles Selbstentzündungen. Vielleicht hätten wir mal für längere Zeit kommen sollen-der Regen, der uns ständig verfolgt, wäre ihnen sicher gewesen. Übrigens verfolgt der uns noch immer. Die Regenzeit hat sich völlig verschoben.
Wir schreiben diese Zeilen schon in Ecuador und merken es auch hier.
Wir kommen nach Raquira! Vor lauter Andenkenständen, Restaurants, Verkaufsbuden, parkenden Autos und Omnibussen gibt es keinen Weg durchs Dorf-hier ist die Hölle los. Und was machen die Leute, wenn sie hier fertig sind mit Schauen? Sie gehen zur Wallfahrtskirche, die Autos stauen sich bis Raquira zurück! Also gleich umdrehen und weiter-das ist nichts für uns, wir verzichten.
So kommen wir ungewollt und ungeplant frühzeitig ziemlich zügig nach Villa de Leyva.
Aber auch hier: Es ist ein Verkehr in diesem alten Städtchen-unbeschreiblich!
Wir treffen zufällig wieder mit Sebastian, Andrea und den Kindern und sie berichten, dass die Leute heute wieder langsam heim fahren. Gestern war große Fiesta auf dem Hauptplatz, der Campingplatz so voll, dass sie kaum aus dem WoMo treten konnten.
Dazu muss man also wissen: Am 08.12., Maria Empfängnis, ist ganz Kolumbien am Feiern, die Schulen haben Ferien, da geht es rund! Und wenn die Tage günstig liegen, dann kann man eben länger feiern, dann rentiert es sich, weg zu fahren.
Ausserdem ist es in fast ganz Südamerika so: Wenn der Feiertag auf einen Samstag fällt, wird er auf Freitag vorverlegt und fällt er auf einen Sonntag, wird er auf den Montag danach verschoben. Genial-das sollte man bei uns auch mal machen. Natürlich gilt das nicht für den Handel, sondern hauptsächlich für die Beschäftigten des, bei uns würde man sagen, öffentlichen Dienstes, von denen es, weiss Gott, genug gibt.
Aber ab heute herrscht Ruhe, das Wetter ist gut und trocken. Wir können auf dem Camping Lagerfeuer machen-natürlich toll für die Kinder, aber wir Erwachsenen geniessen es auch jedes Mal und brutzeln gleich unsere Würstchen und Steaks.
Wir bummeln in die Stadt-es ist richtig schön in dem kleinen Ort. Man findet auch noch viele ursprüngliche Ecken, die Kopfsteinpflaster-Strassen tun das Übrige. Die Bäcker fertigen sehr gutes Brot, von den Konditoreien waren unsere Schweizer begeistert. Es lässt sich als Tourist hier leben!
Nach drei Tagen fahren wir weiter über Tunjas, dann durch schöne gebirgige Landschaft zu den Roccas de Snesca. Das sollen viel besuchte und sehr beliebte Kletterfelsen der Leute aus Bogota und Umgebung sein. Wir kennen aus früheren Zeiten fast alle Kletterfelsen in den deutschen Mittelgebirgen-mal sehen. Wie gesagt-man soll nicht vergleichen! Aber feststellen darf man schon, dass das hier absolut nichts ist. Aber es ist interessant zu sehen, wo die Leute klettern gehen. So wie wir früher in der Jugend, manchmal an (fast) jedem größeren Stein.
So fahren wir weiter nach Némocon, wo wir das Salzbergwerk anschauen wollen. Wir finden einen Parkplatz mitten in der kleinen Ortschaft. Da kommen auch schon unsere Schweizer und nach dem Mittagessen machen wir uns gemeinsam auf den Weg zur Salzmine.
Man sieht Sole-Becken, Gänge zu den vorhandenen, touristisch aufbereiteten Stollen. Man sieht die Eingänge zu den aktuellen Stollen, bisschen Schauraum mit Alexander von Humboldt, der hier als gelernter Bergbauingenieur gearbeitet hat. Natürlich auch eine aus Salz gefertigte kleine Kapelle. Und die Wände, die voll mit auskristallisiertem Salz überzogen sind. Das schaut z.T. aus wie Blumenkohlröschen. Es gefällt uns gut, ist nett gemacht und man sieht viel. Danach bummeln wir noch durchs Dorf, holen in einer super Cafeteria Brot und Dulces und am nächsten Tag geht es weiter nach Bogota.
Bogota, die Hauptstadt von Kolumbien. Wir sind gespannt!